Dresdner Intendantin gegen Rechts: Sie kämpft für die Kunst
Carena Schlewitt stammt aus Sachsen, war lange weg und ist zurückgekehrt. Im Festspielhaus Hellerau arbeitet sie zwischen Kunst und Wirklichkeit.
Seit Juli 2018 ist sie Intendantin des Europäischen Zentrums der Künste Hellerau, zwanzig Minuten von der Innenstadt entfernt. Schlewitt schwärmt von einem „internationalen und interdisziplinären Zentrum der Performing Arts“, von einem Verbindungsort „zwischen Ost und West“. Doch nicht alle sind so angetan von Hellerau: Die AfD-Fraktion würde das Festspielhaus am liebsten auflösen und in eine Vermietungsimmobilie umwandeln.
Schlewitt reagiert darauf cool. Genau wie auf das jüngste Landtagswahlergebnis, das der AfD ein Rekordergebnis bescherte. Die Mehrheit habe „für Demokratie und eine offene Gesellschaft gestimmt“, sagt sie. „Diese Mehrheit gilt es zu stärken und zu vergrößern.“ Auch ihr Haus werde „mehr denn je Vielfalt und Offenheit demonstrieren“, mit den KünstlerInnen, dem Publikum und anderen Partnern.
Schlewitt, 1961 in Leipzig geboren, wuchs im sächsischen Bad Lausick auf. 1980 ging sie in das geteilte Berlin, studierte Theaterwissenschaft an der Humboldt-Universität, arbeitete von 1985 bis 1993 an der Akademie der Künste der DDR. Sie diskutierte schon damals, „wie politisch Kunst“ ist. Nach der Wende arbeitet sie als Dramaturgin und Kuratorin an freien Produktionshäusern – das Podewil Berlin, Forum Freies Theater Düsseldorf, das Hebbel am Ufer in Berlin. Nach zuletzt zehn Jahren an der Kaserne Basel wollte Schlewitt „in eine Region zurückkehren, in der ich aufgewachsen bin“.
Ihr sei klar gewesen, dass es in Dresden Auseinandersetzungen mit Pegida und AfD geben werde, sagt Schlewitt. Aber es sei auch eine spannende Herausforderung: „Wie können wir hier künstlerische Formen mit einer gesellschaftlichen Realität verknüpfen?“
In Dresden möchte Schlewitt den „Blick in den Osten“ stärken und damit meint sie auch Osteuropa. Hellerau soll weltoffen und regional verankert sein, ein Ort der Begegnung. Es sei ja teils schwierig, „für eine lebendige kulturpolitische Landschaft zu argumentieren, wenn gleichzeitig Krankenhäuser fehlen und Schulen marode sind“, gesteht Schlewitt. „Aber wir müssen nur in Länder schauen, die kaum Kunst- und Kulturförderung haben, wo es keine freie Kunst gibt, und dann sieht man, was das mit einer Gesellschaft macht. Ich bin überzeugt, Kunst und Kultur sind lebenswichtig für eine offene Gesellschaft.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen
Umgang mit nervigen Bannern
Bundesrat billigt neue Regeln für Cookies