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Nils D. wegen Folter vor Gericht

Prozessbeginn gegen deutschen IS-Terroristen in Düsseldorf

Die Vorwürfe wiegen schwer. Mord in drei Fällen und ein Kriegsverbrechen. „Dem Angeklagten wird vorgeworfen, als Mitglied des Islamischen Staates Gefangene gefoltert zu haben“, sagte der Bundesanwalt am Mittwochvormittag. „In mindestens drei Fällen sind die Opfer verstorben.“

Nils D., heute 28 Jahre alt, steht nicht das erste Mal vor dem Düsseldorfer Oberlandesgericht. Im März 2016 war er hier bereits wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Es war ein mildes Urteil. D. hatte ausgesagt und zahlreiche andere Dschihadisten belastet.

D. gehörte zur sogenannten Lohberger Brigade, einer Gruppe junger Salafisten aus Dinslaken-Lohberge, von denen mehr als ein Dutzend zum IS nach Syrien zog. D. hatte während des ersten Prozesses ausgesagt, dass er dort beim „Sturmtrupp“ war, der Abtrünnige und Deserteure aufspüren sollte. Wortreich berichtete D., wie er Schreie von Folteropfern aus dem Gefängnis gehört habe. Doch er beteuerte, selbst nicht an Gewalttaten beteiligt gewesen zu sein.

„Er wird nun durch einen ehemaligen Gefangenen, der sich im Moment in der Türkei befindet, belastet“, so der Bundesanwalt. Dieser habe ausgesagt, dass D. von Juli bis November 2014 zu einer sieben- bis achtköpfigen Foltergruppe gehört habe.

Das OLG wollte zunächst die neue Anklage gegen D. nicht zulassen, der Bundesgerichtshof aber sah das anders. In dem Prozess sind bislang weitere 12 Verhandlungstage bis November angesetzt. Bei einer Verurteilung droht D. lebenslange Haft. Sabine am Orde (mit dpa)

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