Rettungsschiff nach Unwetter: „Eleonore“ darf Sizilien ansteuern

Das Rettungsschiff „Eleonore“ ist nach einem Unwetter trotz Verbots in italienische Gewässer eingefahren. Das könnte juristische Folgen für die Crew haben.

Menschen stehen mit Rettungswesten und -decken an Bord eines Schiffes

Schutz durch Rettungswesten und Rettungsdecken: Menschen an Bord der „Eleonore“ Foto: dpa

DRESDEN/LAMPEDUSA/ROM epd | Nach einem Unwetter auf dem Mittelmeer wird das deutsche Seenotrettungsschiff „Eleonore“ mit mehr als 100 Flüchtlingen an Bord den Hafen der sizilianischen Stadt Pozzallo anlaufen. Kapitän Claus-Peter Reisch habe nach einem heftigen Gewitter und Überflutungen an Bord am Montagmorgen den Notstand ausgerufen, teilten Mitarbeiter der Dresdner Hilfsorganisation Mission Lifeline auf Twitter mit.

„Die lebensbedrohliche Lage an Bord zwingt mich, den nächsten sicheren Hafen anzulaufen“, erklärte Reisch. Der Bürgermeister von Pozzallo, Roberto Ammatuna, werde sie im Hafen erwarten. Die Behörden erlaubten nach einem ursprünglichen Verbot die Einfahrt. Danach werde Italien die Kontrolle über das Schiff für Ermittlungen übernehmen.

Die Zustände an Bord des nur 46 Quadratmeter großen Schiffs seien nach rund einer Woche auf See nicht mehr tragbar, sagte Reisch. Italien und Malta haben der „Eleonore“ bisher die Einfahrt in einen Hafen verboten. Die Crew hatte die Flüchtlinge am vergangenen Montag vor der Küste Libyens aus Seenot geborgen. Die meisten Geretteten stammen nach Angaben der Hilfsorganisation aus dem Sudan. Unter ihnen sind 30 Minderjährige, vier davon sind unter zehn Jahre alt.

Derweil erlaubte Italien die Anlandung von drei kranken Flüchtlingen an Bord des italienischen Rettungsschiffs „Mare Jonio“. Eine Frau und zwei Männer seien in Lampedusa in medizinische Betreuung übergeben worden, teilte die Organisation Mediterranea Saving Humans als Betreiberin des Schiffes in der Nacht zum Montag über Twitter mit. Der Zustand der Frau sei so schlecht gewesen, dass sie in einer Tragbahre habe transportiert werden müssen. Die Retter forderten die Behörden auf, die noch an Bord verbliebenen 31 Migranten an Land zu lassen, bevor sie ebenfalls als Notfälle evakuiert werden müssten.

Frauen, Kinder und Kranke dürfen an Land

Die Besatzung der „Mare Jonio“ hatte Mitte vergangener Woche knapp 100 Flüchtlinge aus Seenot gerettet. Vergangenen Donnerstag hatten die italienischen Behörden wegen schwerer See die Anlandung von Frauen, Kindern und Kranken erlaubt. Das Schiff liegt jedoch weiter vor Lampedusa, ohne eine Hafengenehmigung zu erhalten.

Auch die „Alan Kurdi“ der deutschen Seenotrettungsorganisation Sea-Eye erhält keine Erlaubnis für die Einfahrt in italienische oder maltesische Gewässer. Die Besatzung hatte am Samstag in der maltesischen Rettungszone 13 Flüchtlinge gerettet, darunter acht Minderjährige.

Seit Monaten blockieren Malta und Italien die Arbeit der privaten Rettungsorganisationen. Mehrere Schiffe, wie die „Lifeline“ von Mission Lifeline, wurden beschlagnahmt, die Länder gehen juristisch gegen die Besatzungen vor und behindern die Versorgung der Menschen an Bord und Crewwechsel.

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