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Bienen zum Mieten –ein blühendes Geschäft

Imkern in Deutschland boomt. Daher bietet ein Start-up-Unternehmen Bienenstöcke zur Miete an

„Die Bienen sexy für Unternehmen machen“

Dieter Schimanski, Bee-Rent-Gründer

Allein auf den Honigertrag wollte sich Imker Dieter Schimanski nicht mehr verlassen. Daher hatte er 2015 eine Idee und gründete „Bee-Rent“. Unternehmen und Hobbyimker können bei ihm seitdem ihren eigenen Bienenstaat mit bis zu 50.000 Honigbienen leasen.

Seine Idee scheint aufzugehen. Seit Gründung des Start-ups hat er landesweit 25 Franchisenehmer hinzugewonnen. Zu seinen Kunden zählen die Deutsche Telekom, Caterpillar und Sparkassen. Im vergangenen Jahr machte er einen Umsatz von rund 350.000 Euro. Sein „schwarz-gelber Fuhrpark“ beläuft sich auf 400 Bienenvölker, verteilt auf über 300 Standorte in der gesamten Republik.

Die Preise für eine Box liegen je nach Vertragsdauer zwischen 179 und 199 Euro im Monat. Im Preis inbegriffen ist ein Rundum-Service. Von der Anmeldung beim örtlichen Veterinäramt, über die Honigernte bis zur Vorbereitung der Tiere auf den Winter – bis zu 15-mal im Jahr kommen sogenannte Bee-Watcher vorbei, ein Netzwerk aus Imkern, die Schimanski angeheuert hat. Den Honig dürfen die Kunden zu 100 Prozent behalten.

Auf die Frage, wie er auf die Idee gekommen ist, Bienen zu vermieten, kommt Schimanski ins Schwärmen. „Ich wollte die Bienen sexy für Unternehmen machen.“ Sein Gedanke: Wenn sich ausreichend Firmen finden, die bereit sind, für Bienenvölker Geld zu bezahlen, wird er nicht mehr allein vom Honigertrag seiner Tiere abhängig sein, sondern kann sich mehr der Pflege und der Zucht widmen. Das sei seine eigentliche Leidenschaft, sagt er. Und so entwickelte er ein Abo-Modell. „Ich hätte selbst nie geglaubt, dass das funktioniert“, sagt Schimanski. Nun wundere er sich, warum noch niemand vor ihm auf diese Idee gekommen ist.

Dass sein Konzept funktioniert, hängt nicht zuletzt damit zusammen, dass das Hobby-Imkern in Deutschland immer beliebter wird. „Die Nachfrage nach ähnlichen Angeboten wird noch zunehmen“, vermutet Petra Friedrich vom deutschen Imkerbund. Landwirte, so Friedrichs, fragten Bienen nach, um dadurch eine Ertragssteigerung der gesamten Ernte zu erzielen.

Mehrere Untersuchungen, unter anderem von Agrarökonomen der Universität Hohenheim, zeigen: Sowohl die vom Aussterben bedrohte Wildbiene als auch die Honigbiene, deren Bestände in Deutschland seit Jahren wieder zunehmen, haben einen immensen Einfluss auf das deutsche Wirtschaftssystem. Die Wertschöpfung durch die Bestäubungsarbeit der Arbeitstierchen lässt sich auf rund 1,6 Milliarden Euro beziffern. Das ist 13-mal so viel wie die Wertschöpfung aus reiner Honig- und Bienenwachsproduktion. Mit diesen Werten ist die Biene direkt hinter Rind und Schwein das wichtigste Nutztier der Welt. Zur Wahrheit gehört allerdings auch, so Friedrich: „Ohne die Hilfe des Menschen kann heute kein Honigbienenvolk mehr überleben.“

Schuld daran ist die Varroa-Milbe, die sich in der verdeckelten Brut im Bienenstock vermehrt und die Bienen tötet. Das Überleben der Honigbiene, so sagt es auch Schimanski, hänge somit entscheidend von der Zucht ab.

Tobias Schmidt

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