: A26-Gegner wollen reden
Die Stadt diskutiert mit Betroffenen über ihre Einwände gegen die geplante Hafenpassage A26-Ost. Nabu und Bürgerinitiativen wollen die Autobahn verhindern und notfalls klagen
Von Jana Hemmersmeier
Sie soll quer durch den Hamburger Süden verlaufen und den Hafen an die A7 im Westen und die A1 im Osten anschließen: Die geplante A26-Ost. Die Stadtautobahn ist umstritten, seit 2017 haben Vereine und Initiativen mehr als 1.300 Einwände eingereicht.
Für heute hat die Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation (BWVI) einen ersten nichtöffentlichen Erörterungstermin angesetzt. Eine Einladung haben Naturschutzbund (Nabu) und Bürgerinitiativen nach eigenen Angaben aber nicht bekommen. Von dem Termin habe man zufällig aus dem Amtlichen Anzeiger erfahren, sagt Malte Siegert, Leiter für Umweltpolitik beim Nabu Hamburg. „Es wirkt nicht so, als interessiere sich die Behörde für unsere Einwände“, sagt Manuel Humburg vom Verein Zukunft Elbinsel Wilhelmsburg.
Eine schriftliche Einladung ist allerdings auch nicht vorgeschrieben. Der Nabu habe bisher alle Gesprächsangebote kategorisch abgelehnt, hieß es auf taz-Nachfrage aus der BWVI. Jetzt hätten die Gegner erstmals Gesprächsbereitschaft signalisiert.
Bei Erörterungsterminen geht es darum, wie die Stadt Einwände Betroffener berücksichtigen kann. Der Nabu und das Bündnis Verkehrswende Hamburg wollen jedoch das Projekt im Ganzen verhindern. Eine „Pendlerautobahn“ sei in Zeiten der Klimakrise nicht mehr zeitgemäß, sagt Siegert. Sie schaffe den falschen Anreiz, statt der S-Bahn das Auto zu nehmen. Die Stadt müsse stattdessen in Projekte des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) wie den Ausbau der U4 und der S3/S31 investieren.
Im Hafen sei zudem der Weg über die Köhlbrandbrücke wichtiger als die A26. Für die Brücke muss bis 2030 ein Ersatz her, sie liegt für moderne Containerschiffe zu niedrig. Ein Bohrtunnel unter dem Köhlbrand ist dafür im Gespräch. Der Nabu fordert, diese Strecke und den anschließenden Veddeler Damm auszubauen.
Eine schnelle Anbindung des Hafens an eine Autobahn sei dringend erforderlich, teilte dagegen der Unternehmensverband Hafen Hamburg (UVHH) auf Anfrage der taz mit. Die Köhlbrandbrücke und die Verbindung über Kattwykbrücke und B73 seien zu voll. Die A26 entlaste sogar umliegende Stadtteile, weil LKW nicht mehr nach Alternativrouten durch die Viertel suchen würden, so Ines Luderer, stellvertretende Geschäftsführerin des UVHH.
Lärm und Abgase würden vor allem in Moorburg, Bostelbek und im Süden Wilhelmsburgs die Lebensqualität deutlich verringern, argumentiert dagegen der Verein Zukunft Elbinsel Wilhelmsburg.
Manuel Humburg, Verein „Zukunft Elbinsel Wilhelmsburg“
Die Mittel für die Stadtautobahn hat der Bund bereits genehmigt. Obwohl die Strecke über den Köhlbrand keine Bundesstraße ist, könnte sich Berlin auch hier beteiligen. Die beiden Straßen lägen aber so dicht beieinander, dass der Bund sie wohl kaum beide finanzieren werde, argumentiert Malte Siegert. Dann müsse Hamburg für die Köhlbrandquerung schätzungsweise drei Milliarden Euro bezahlen. Geld, das für den ÖPNV fehle.
Nabu und das Bündnis Verkehrswende hoffen nun auf die Politik. Die Grünen hatten der A26-Ost im Koalitionsvertrag zwar zugestimmt. Im Beschluss vom 13. August fordert der Landesausschuss jedoch, die A26 kritisch zu überprüfen. Die Autobahn stehe einem klimafreundlichen Verkehr „diametral entgegen“. Das macht den Autobahngegnern Hoffnung auf die nächste Koalition nach der Bürgerschaftswahl im Februar.
Der Nabu hat auch konkrete ökologische Einwände gegen die A26-Ost. Die Autobahn versiegele Moorflächen in Moorburg, im betroffenen Gebiet leben geschützte Pflanzen und Tiere wie Moorfrösche, Libellen und Fledermäuse. Das sind die Grundlagen für eine mögliche Klage gegen den Planungsfeststellungsbeschluss, der noch nicht vorliegt.
Unabhängig davon, wie der aussieht: Die Gegner wollen die Autobahn verhindern. „Ich gehe davon aus, dass wir klagen“, sagt Alexander Porschke, Vorsitzender des Nabu Hamburg.
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