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Kritischer Polizist über Pressearbeit„Keine per se seriöse Quelle“

Pressestellen der Polizei haben gar kein Interesse daran, neutral zu berichten. Das sagt Thomas Wüppesahl von der Bundesarbeitsgemeinschaft kritischer Polizisten.

Arbeiten für selbst definierte Ziele: Polizisten versuchen Ende-Gelände-Aktivisten zu stoppen Foto: dpa
Interview von Michael Kees

taz am wochenende: Herr Wüppesahl, die Polizei hat nach den Ende-Gelände-Protesten von 16 verletzten Polizistinnen und Polizisten gesprochen, ohne genau aufzuschlüsseln, wie sie sich verletzt haben. Trotzdem ist die Zahl ja richtig. Hat die Polizei in dem Fall überhaupt etwas falsch gemacht?

Thomas Wüppesahl: Ja, sicherlich, weil eine solche Zahl natürlich bei jedem Außenstehenden den Eindruck erweckt, dass es sich um bedeutsame Verletzungen handelt. Das ist die normale Desinformation aus den offiziellen Pressestellen der Polizeien.

Was hat die Polizei davon, Proteste gewalttätiger darzustellen, als sie möglicherweise sind?

Sie versucht damit ständig, bei den sogenannten Entscheidungsträgern zu punkten, noch mehr Ausstattung zu bekommen – sowohl personell als auch sächlich – und noch mehr rechtliche Eingriffsmöglichkeiten zu erhalten. Wenn man viele Verletzte aufweist, dann sagt jeder erst mal: „Oh, das ist ja schlimm.“

Im Interview: Thomas Wüppesahl

Thomas Wüppesahl ist Sprecher der Bundesarbeitsgemeinschaft kritischer Polizistinnen und Polizisten. Der Hamburger Verein sieht sich als alternativer Berufsverband und hat laut dem Sprecher derzeit etwa hundert Mitglieder

Was halten Sie von der Forderung des Deutschen Journalistenverbands, Polizeimeldungen kritischer zu hinterfragen?

Man hätte es schon vor 20 Jahren so bringen können.

Wann sollten Journalistinnen und Journalisten besonders misstrauisch sein?

Sie können eigentlich nie etwas für bare Münze nehmen.

Das heißt, Journalistinnen und Journalisten müssen kritischer werden. Was müsste die Polizei vielleicht in ihrer Presse- und Öffentlichkeitsarbeit ändern?

Sie müsste das machen, was ihre Aufgabe ist: die realistische Abbildung eines neutralen Ermittlungsapparates. Das machen sie nicht. Die arbeiten pro domo und häufig genug für selbst definierte Zielsetzungen und Interessen. Damit meistens für rechts oder zumindest Mächtige.

Die Polizei gilt in Redaktionen als „privilegierte Quelle“. Weiß die Polizei das?

Ja, natürlich. Damit spielt sie auch. Journalistinnen und Journalisten werden in einer Vielzahl von Fällen instrumentalisiert, ohne dass sie es kapieren. Oder sie haben nicht mehr die Zeit, gegenzurecherchieren. Wer leistet sich noch einen Polizeireporter oder eine -reporterin? Das ist ja auch die Ausnahme inzwischen. Und so werden Pressemitteilungen häufig mit wenigen Änderungen übernommen, noch mit Bildern illustriert und das war’s.

Oft werden falsche oder einseitige Informationen im Nachhinein aufgedeckt und korrigiert. Wie sehr schadet das der Polizei?

So gut wie gar nicht. Das sind ja auch scheinbar mildere Kategorien, wenn in der Öffentlichkeit dummes Zeug kommuniziert wird durch die Pressestelle einer Polizei. Aber es ist gar nicht so milde. Davon hängen manchmal Schicksale ab. Deswegen ist das, was der DJV hier geschrieben hat, außerordentlich hilfreich. Und man kann nur hoffen, dass sich das jetzt wirklich zu Herzen genommen wird. Die Polizei ist keine per se seriöse Quelle.

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16 Kommentare

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  • verstehe den Artikel nicht - haben die Polizisten nun etwas falsch dargestellt - und wenn ja, was?



    Also konkret: welche Verletzungen gab es denn wirklich?

  • Wer glaubt, daß Pressestellen oder -ämter objekiv berichten, glaubt auch, daß das Reichspropagandaministerium nur Objetives verbreitete. Immerhin ein Stück weit ehrlich, worauf das Wort "Propaganda" hinweist. Wie mit Bildern manipuliert werden kann, beherrschte bereits o.a. "Ministerium" perfekt.

  • „ ... dass es sich um bedeutsame Verletzungen handelt„

    Was sind für Herr Wüppesahl „bedeutsame Verletzungen“? Gibt es für ihn Verletzungen anderer Menschen, die für ihn pillepalle sind?

    • @Rudolf Fissner:

      Wenn sich ein Polizist an seinem eigenem Schutzequipment wundreibt, beim Patrouilliere laufen.



      Und er vor Ort behandelt wird, würde er da auch drin stehen mit Schürfwunde am Bein & Blauen Flecken.



      Alles legitim und erfasst aber reell hat das nichts mit dem Einsatz zu tun.



      Bei Dunkelheit gegen einen Baum gelaufen Schürfwunde am Kopf. Hatten wir in der Wehrpflicht einen. War auch „ein Verletzter im Einsatz“.

  • Die Behauptung der kritische Polizist wäre wegen versuchten Raubmord vorbestraft ist eine Rufmord Behauptung, insbesondere aus rechtsextremen Kreisen der Polizei und ausserhalb.

    • @Hans-Joachim Schmidt:

      Wenn Sie die Wahrheit wollten, hätten Sie sich informiert.

      de.wikipedia.org/w...und_Verurteilungen

      »Glauben und Wissen verhalten sich wie die zwei Schalen einer Waage in dem Maße, als die eine steigt, sinkt die andere.«

      Arthur Schopenhauer

  • Thomas Wüppesahl ist ein mehrfach verurteilter Straftäter, der wegen Beihilfe zu einem versuchten Raubmord zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt wurde.



    Den Typen als Experten zum Thema Polizei zu befragen ist ziemlich daneben...

  • Na _jetzt_ wird bestimmt alles besser.

    Man hat ja insgesamt den Eindruck, unsere Probleme lösen sich alle wie von Geisterhand, nur weil wir treudoof und immer an das Gute glaubend ein paar Wochen bei Anne Will & Co darüber sinnieren.

    Eine scheinbar unaufhaltsame Erfolgsstrategie.

    Nicht.

  • Jeder Mensch mit genügend Sachverstand sollte wissen, dass die Polizei keine neutrale Quelle sein kann (auch ohne die ganzen Extremisten in ihren Kreisen). Und jeder einigermaßen sorgfältig arbeitende Journalist sollte wissen, das Informationen, gleich welcher Quelle entstammend, überprüft werden müssen, bevor sie verbreitet werden - ansonsten braucht man sich selbst nicht als seriösen Journalisten zu betrachten.

    Dass sich der DJV nun dazu genötigt sieht, Journalisten explizit dazu aufzurufen, Polizei-Pressestellen als Quelle zu hinterfragen, wirft kein gutes Licht auf die Medien in diesem Land und finde ich persönlich einigermaßen besorgniserregend...

  • nur mal so Interessehalber was waren nun diese 16 Verletzungen, und was war die Ursache?

    wie viel davon waren "selbstverschuldet", friendly-fire,...

    • @danny schneider:

      „Nach Angaben der Polizei Aachen vom Freitag waren bei dem viertägigen Einsatz insgesamt 16 Beamte verletzt worden, vier hätten ihren Dienst nicht fortsetzen können. "Bei der überwiegenden Mehrzahl handelt es sich um Verletzungen der Gliedmaßen nach Stürzen oder Widerstandhandlungen", so eine Polizeisprecherin. Etwa die Hälfte der Verletzungen sei aus der "direkten Konfrontation zwischen Aktivisten und Polizeibeamten" entstanden. In anderen Fällen waren Polizisten unter anderem im Gelände gestürzt.“ www.t-online.de/na...m-auf-tagebau.html

      Zum Selbstverschulden: Wenn ein Feuerwehrmann bei einem gelegten Brand stolpert, in die Flammen gerät und dann Brandverletzungen hat: Ist das dann selbstverschuldet?

  • Cool, in Deutschland gibts eine Arbeitsgemeinschaft kritischer PolizistInnen. Von Österreich aus kann ich nur neidisch auf so eine Organisation schauen.

    • @viesc:

      Oh ja. Ein Verein mit zwei Mitgliedern (siehe Wikipedia). Sehr ernst zu nehmen. Und ein Mensch, der ein verurteilter Verbrecher ist, ist eine sehr seriöse Quelle...

  • Diese Feststellungen und dieser Mensch müssten auch einmal in Sendungen wie Morgenmagazin, Tagesschau und auch anderen Zeitungen dargestellt werden und interviewt werden, damit der Bürger, der sich hauptsächlich auf solche Nachrichtenquellen stützt dies mitbekommt.