„Anja stets bemüht“

SchülerInnen stellen Bildungsministerin Karliczek Zeugnis aus

Von Ralf Pauli

Seit dieser Woche sind in Berlin und Brandenburg Schulferien. Ab morgen auch in Hamburg. Und ab Montag dann in den meisten übrigen Ländern. Nur Schülerinnen und Schüler in NRW, Ba-Wü und Bayern müssen noch ein paar Wochen in aufgehitzten Klassenzimmern ausharren – dürfen zumindest aber noch auf gute Noten in ihren Zeugnissen hoffen.

Nicht so Bildungsministerin Anja Karliczek. Die CDU-Politikerin hat ihr Zeugnis schon bekommen, und zwar ein „Halbjahreszeugnis“ zur Hälfte ihrer Amtszeit im Groko-Kabinett. Ausgestellt hat es die Bundesschülerkonferenz, ein Gremium, das seit 1984 Schülerinteressen bündelt. Und katastrophaler als das Zeugnis für Anja Maria-Antonia Karliczek könnte eine Bewertung kaum ausfallen: einmal „ungenügend“ (Mitarbeit) und dreimal „mangelhaft“ (Bildungspolitik, Digitalisierung, Medienbildung) stellen die SchülerInnen der Ministerin aus. Lediglich im Fach Hotelmanagement erhält sie ein „gut“ – eine Anspielung auf Karliczeks beruflichen Background. Entsprechend vernichtend fällt die Zeugnisbemerkung aus: „Die Ministerin Anja Karliczek ist stark versetzungsgefährdet. Bei dem Versuch der Bewältigung ihrer Aufgaben ist Anja stets bemüht.“

Und damit ist Karliczeks bisherige Bilanz erstaunlich gut beschrieben. Denn dass Merkels Überraschungsministerin als Fehlbesetzung gilt, ist nicht von der Hand zu weisen. Ebenso wenig, dass sie in der Wissenschaftscommunity als zugewandt, aber ahnungslos wahrgenommen wird. Beim jährlichen Ranking zum „Wissenschaftsminister des Jahres“ straften sie Hochschulmitarbeiter mit dem drittletzten unter insgesamt 17 Plätzen ab. Das mag auch an den unglücklichen Auftritten Karliczeks liegen. Etwa, als sie sich acht Monate nach Amtsantritt einer Diskussion mit Hochschulrektoren mit der Begründung entzog, sie sei noch nicht genügend eingearbeitet. Oder als sie zuletzt die Sorgen von Studierenden, sich bald keine Miete mehr in München oder Berlin leisten zu können, mit den Worten beiseite wischte, man müsse doch nicht in den teuersten Städten studieren. So eckt man an. Zumal das Bildungsministerium lange Zeit nur durch Untätigkeit auffiel.

Zwar hat Karliczeks Haus mittlerweile geliefert: Digitalpakt Schule, Bafög-Reform, Mindestlohn für Azubis, ein neuer Hochschulpakt. Nur: Um die Wünsche der SchülerInnen hat sich Karliczek bisher kaum geschert. Sowohl den Fridaysfor-Future-Streiks als auch den Forderungen nach einheitlichen Abiturprüfungen zeigte sich Karliczek bislang wenig aufgeschlossen, ebenso wenig dem Dialog mit der Bundesschülerkonferenz. In ihrem Zeugnis steht deshalb: 4 von 4 Termine wurden versäumt, „unentschuldigt“.