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Kommentar Kohleausstieg 2030Markus Söder, weiter so!

Patrick Guyton
Kommentar von Patrick Guyton

Bayerns Ministerpräsident Söder will den Kohleausstieg auf 2030 vorziehen. Auch wenn einem so viel Öko langsam unheimlich anmutet: richtig so!

Ein früher Kohleausstieg ist eine gute Idee, wenn man nicht aussterben will Foto: dpa

J a, auch ein Markus Söder genießt das Recht auf Läuterung. Beim Artenschutz – „Rettet die Bienen!“ – hat er voller Ehrgeiz dazu angesetzt, altgediente Umweltaktivisten zu überholen. Jetzt verlangt er, den Kohleausstieg im Bund vom Jahr 2038 auf 2030 vorzuziehen, um so den Klimazielen näher zu kommen. Auch wenn einem bei dem einstigen Rechtsausleger und Lieblingsfeindbild aller Linken so viel Öko langsam unheimlich anmutet: Gut so!

Man muss wissen, dass Söder nichts, gar nichts ohne Taktik macht, die er für Strategie hält. Seine Gedanken verlaufen in diesem Fall etwa so: In Bayern, wo er Wahlen gewinnen muss, kommt die Forderung gut an. Und sie tut auch nicht weh, denn im Freistaat gibt es gar keinen Kohleabbau und somit keine davon abhängigen Arbeitsplätze.

Für die siechende Große Koalition in Berlin wäre eine Vorverlegung des Kohleausstiegs endlich einmal ein ambitioniertes Projekt, mit dem sie punkten könnte, was sie so dringend nötig hätte. Ausgerechnet Söder, dem man als CSU-Chef bisher bundespolitisches Desinteresse und Unfähigkeit vorgeworfen hat, will da etwas aufmischen. Sagt das mehr über ihn oder über den Zustand der Berliner Koalition aus?

Doch gilt für den breitbeinigen Franken nun: Weiter so und nicht auf halber Strecke schlapp machen. In Bayern könnte Söder etwa die von der CSU eingeführte unsinnige Abstandsregel für Windkraft abschaffen. Diese macht neue Anlagen de facto unmöglich, schützt aber zum Beispiel den Villenblick auf den prächtigen Starnberger See.

Um das Klima zu retten, sollte sich Söder auch die CSU-Statthalter in Berlin vornehmen – den Landesgruppenvorsteher Dobrindt und Verkehrsminister Scheuer. Beide stehen, obwohl noch keine 50 Jahre alt, für die ganz alte CSU. Bei Pkw und Verkehr könnten und müssten sie einiges machen und sich nicht vorrangig als Interessenvertreter der Automobilindustrie gerieren. Dar­an aber hat Söder kein solch brennendes Interesse, seine Mahnungen aus München dürften nur in homöopathischen Dosen erfolgen. Denn in Bayern sitzen – richtig – Audi und BMW.

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Patrick Guyton
Autor
Lebt in München, schreibt über mögliche und unmögliche bayerische Begebenheiten. Jahrgang 1967, aufgewachsen im Stuttgarter Raum. Studierte in München und wurde dort zum Journalisten ausgebildet. Es folgten viele Jahre als Redakteur in Ulm, zuständig für Politik und Reportagen. Nun frei atmend und frei arbeitend in der Bayern-Metropole.
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8 Kommentare

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  • 8G
    80576 (Profil gelöscht)

    Audi und BMW sitzen in Bayern und eine Menge Zulieferer und damit abertausende Arbeitsplätze und Existenzen. Muss man sich nicht drum scheren. Und was spricht gegen Windräder direkt am Haus? Nix, würde ich sagen.

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Maximalismus verhindert, dass selbst minimale Ziele erreicht werden.

    Wo zwei Seiten mit Maximalisten aufeinanderprallen (hier: Kohle forever, dort: Ausstieg sofort), gibt es nur eine einzige Wirkung: heftige Kopfschmerzen durch den Aufprall. In Tierfilmen höchst anschaulich zu beobachten.

    Es wird niemand gezwungen, seine eigenen, weitergehenden Ziele aufzugeben. Wer diese aber nur als alleinige Realität anerkennt, verhindert damit jede noch so kleine Veränderung.

    Aus Sturheit. Um des Recht-haben-Wollens.

    Toll! Mensch und Natur danken.

  • Nö. 2020.

  • Ja, der Söder geht voll ins Risiko. Erstens hat er keinen Kohlestandort, zweitens soll Gundremmingen länger laufen. Beides zahlt der Bund, also auf auf, zum fröhlichen Fordern. Wat ein geläuterter Klimaschützer, boah ey.

    • @Weidle Stefan:

      So isses, in Bayern gibt es keinen Braunkohletagebau.

      Die Klima-CSU wird ab dem Moment glaubwürdig, wo sie auf hört



      - Agrar- und Autoindustrie zu pampern



      - Flächen zu versiegeln



      und stattdessen



      - Tempolimit 120 oder 130 auf Autobahnen einführt



      - bäuerliche Landwirtschaft zu fördern.

      Nur mal als Anfang.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @Weidle Stefan:

      Anders als Sie finde ich die (in diesem Fall erst einmal vermuteten) Motive zweitrangig. Natürlich kann und darf Atomstrom keine Alternative für Kohleverstromung sein.

      Und was Spott und Häme angeht: da gibt es sicherlich noch genügend andere Gelegenheiten, die uns Herr zuspielt.

  • Die ach so unsinnige Abstandsregelung dient dem Schutz der betroffenen Bürger vor ständiger Lärmbelästigung und Schlagschatten.



    Es ist schon erstaunlich, das bei den "alternativen Energien" Umwelt- und Menschenschutz nicht mehr gelten soll. Im Zweifelsfall können dann darüber hinaus auch gerne ein paar Rotmilan-Brutpaare oder Seeadler-Brutpaare vergiftet werden, dient ja schließlich der guten Sache. Und sage bloß keiner, so etwas würde nicht passieren.

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Dem Fazit des Autors kann ich mich nur anschließen.

    Ich finde es wichtig, Menschen wie Söder für wirksamen Klimaschutz zu gewinnen. Der Hinweis auf seine frühere Haltung wäre kontraproduktiv. Es würde ihn nur im falschen Tun bestärken.

    Lern- und Erkenntnisfortschritte müssen gelobt werden. Also: gut, Söder, weiter so!!!