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Bundesrat entscheidet über ScooterE-Tretroller vor der Zulassung

Der Bundesrat entscheidet am Freitag über Scooter im Straßenverkehr. Aus diesem Anlass: Fünf Probleme und mögliche Lösungen.

Wie soll das gehen? Foto: dpa

Künftig dürfen Elektro-Tretroller im öffentlichen Verkehr fahren – allerdings nicht auf Geh-, sondern nur auf Radwegen oder, wenn keine vorhanden sind, auf den Straßen. Die Fahrer*innen müssen mindestens 15 Jahre alt sein. Außerdem gilt eine Versicherungspflicht wie bei Mofas.

Das soll am Freitag der Bundesrat beschließen, schon in der kommenden Woche könnte das Bundeskabinett folgen. Sobald die Verordnung im Bundesgesetzblatt steht, tritt sie in Kraft. Das dauert etwa einen Monat. Dann, vielleicht schon im Juli, kann man die neuen E-Roller privat kaufen oder bei Sharing-Anbietern ausleihen. Sie könnten Pendler*innen in den Städten unter anderem dazu dienen, Wege zwischen S-Bahnhof und Büro zurückzulegen.

Schmale Radwege

Schon heute gibt es in vielen Städten zu wenig Platz für den zunehmenden Veloverkehr. Wo es Radwege gibt, sind sie nicht selten zu schmal und zu schlecht ausgebaut. Die neue Konkurrenz der E-Tretroller könnte den Nutzungskonflikt verschärfen. Anika Meenken vom Verkehrsclub Deutschland (VCD) plädiert für die „Umverteilung von Fläche in den Städten zugunsten von Fußgängern, E-Roller- und Radfahrern“. Dies solle zulasten des Autoverkehrs vonstattengehen.

Sie stehen im Weg

Seit in Großstädten Leihräder angeboten werden, die man an beliebigen Orten abstellen kann, stehen verlassene rote, grüne oder blaue Velos nicht selten im Weg oder liegen in Parks herum. Möglicherweise geht das auch mit den neuen E-Tretrollern so. Dagegen spricht, dass die Firmen die Scooter regelmäßig einsammeln, um die Batterien aufzuladen. Gleichwohl plädiert Helmut Dedy, Präsident des Städtetages, dafür, den Unternehmen bestimmte Plätze zuzuweisen, an denen sie die Roller anbieten.

Schlechte Bremsen

Expert*innen zweifeln an der Sicherheit der Scooter. So sei die Qualität der meist aus China importierten Roller oft schlecht. Problematisch: die Bremsen. Auch die kleinen Räder bergen Gefahren: Ein Schlagloch kann die Fahrt abrupt beenden. Lösung: vorsichtig fahren.

Zusätzlicher Verkehr?

Wer einen hippen E-Scooter besitzt, fährt vielleicht zum Spaß durch die Gegend. Auch das tägliche Einsammeln durch die Lkws der Sharing-Firmen generiert zusätzlichen Verkehr. Allerdings könnten die Tretroller auch dafür sorgen, dass manche Autofahrt unterbleibt. „E-Scooter bieten ein gewisses Potenzial, Autofahrten zu ersetzen“, erklärt Alexander Jung vom Institut Agora Verkehrswende. Er verweist auf eine Studie der US-Stadt Portland von 2018. 34 Prozent der einheimischen Scooter-Fahrer*innen verzichteten demnach auf Autos zugunsten der Tretroller. Unter den Tourist*innen waren es 48 Prozent. Wie groß dieser Effekt in Stuttgart oder Berlin sein kann, ist unklar.

Erlaubt oder verboten?

Die Roller gelten rechtlich als Kraftfahrzeuge. Im Park oder im Wald sind sie verboten. Auch haben die meisten Nahverkehrsverbünde die Mitnahme von motorgetriebenen Fahrzeugen ausgeschlossen. In den Zügen der Deutschen Bahn lassen sie sich wohl mitnehmen, denn es gibt kein konkretes Verbot. Ein anderes Problem sind die bereits im Handel angebotenen oder schon verkauften E-Tretroller. Die meisten Modelle seien für den Verkehr nicht zugelassen, warnt der Bundesverband Elektrokleinstfahrzeuge.

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10 Kommentare

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  • Dann fahrt doch mit dem E-Roller!!!

  • Um Himmels Willen, überall bedenken, Bedenken, Bedenken. Sehr deutsch, das alles.



    Stellt euch doch einfach mal vor, innerhalb kurzer Zeit würden, sagen wir mal, 6 % der Autofahrten auf einmal nicht mehr mit dem Auto gefahren sondern zur Hälfte mit Fahrrad und ÖPNV zurückgelegt.



    Schreien dann auch alle "das geht auf keinen Fall"?

    • 9G
      97088 (Profil gelöscht)
      @Helmut van der Buchholz:

      Also meine Bedenken richten sich nicht gegen die generelle Nutzung und den (wenn überhaupt vorhandenen - Produktion, Akku, Instandhaltung, Entsorgung) ökologischen Nutzen sondern ausschließlich an die voraussichtlich wenig geübten NutzerInnen. Und da die Dinger sehr kibbelig sind, wird auch Smartphonedaddeln während der Fahrt schwieriger.

  • Ich verstehe nicht, daß von mehreren Medien über Elektroscooter berichtet wird. Ein Sack Reis, der in China umfällt.



    Keiner berichtet über die Rolle der Medien in Bezug auf unser Bewusstsein zum Klimawandel. Auch in der taz habe ich in den vergangenen Monaten nichts darüber gelesen.



    Und über menschliche Selbstüberschätzung und Technikgläubigkeit, die dazu beiträgt, daß wir den Klimawandel nicht annähernd so ernst nehmen, wie wir sollten.

  • 9G
    97088 (Profil gelöscht)

    Alle Probleme mit den Elektroscootern werden eintreten: Vermüllung der Städte, Unkenntnis der NutzerInnen (Bedienung, Geschwindigkeit, Gleichgewicht, Alkohol, Verkehrsregeln, etc.), Versicherungsprobleme, Ladeprobleme, Platzprobleme, Stürze durch die Bauart (kleiner Raddurchmesser, kurzer Überhang), keine Beleuchtung, keine standfesten Bremsen (und keine Ahnung vom Bremsen), Defekte, usw. Ich wünsche uns allen viel Vergnügen.

    • 6G
      61321 (Profil gelöscht)
      @97088 (Profil gelöscht):

      .



      Wir müssen wirklich etwas gegen Überbevölkerung tun. E-Scooter und selbstfahrende Autos können dabei in Zukunft durchaus eine bescheidene Rolle spielen, wenigstens in unseren Breiten.

      • @61321 (Profil gelöscht):

        Eine bekannte von mir, 36, fahrt kein Fahrrad, hat sie Angst, keine Erfahrung mit Tretroller, unsportlich, erzählt mir hoch erfreut sie will sich einen E-Roller anschaffen. Das erfordert ja ein hohes Maß an Balance, wenn man sich so ein Teil anschaut.



        Ich bin da ganz ihrer Meiniung die Überbevölkerung zu reduzieren wird das nicht ganz schaffen, aber bestimmt einige Umweltbelastungen. Schon wegen der Akkus.

  • 9G
    90946 (Profil gelöscht)

    Selbstverständlich muss städtische Fläche endlich zugunsten von Fußgängern, E-Roller- und Radfahrern zulasten des Autoverkehrs umverteilt werden!



    Nur: Wer traut sich das in Angriff zu nehmen? Das einzige, wofür der Michel wirklich die Barrikaden zu stürmen bereit ist, ist das "Gewohnheitsrecht" auf Auto und Straße. Kommen wird es trotzdem, aber wohl erst in Jahrzehnten, nach vielen weiteren Unfällen und anderem Ungemach.

  • Niemand spricht von Beleuchtung! Ist so was vorgesehen? Als Radfahrerin werde ich die schmalen Dinger eh mit Schulterblick schlecht sehen und dann kommen sie womöglich auch noch schwarz in schwarz vor schwarzem Hintergrund angeschossen. Es wird üble Verletzungen geben, vorallem bei Radfahrer*innen, da höhere Fallhöhe und instabiler

    • @awes:

      Augen auf im Straßenverkehr, auch auf dem Fahrrad lautet die Lösung.