Kommentar Datensicherheit: Passwort 1-2-3-4

Datenschutz ist weder ein Orchideenthema noch eine Idee versponnener Nerds. Das Datenleak muss ein Weckruf sein.

Ein Mann in Anzug guckt auf sein Smartphone

Zugang safe – oder doch leicht erratbar? Foto: rawpixel/unsplash

Er ist gefasst – und auch noch geständig. Der Datensammler, der der Republik den neuesten Digitalskandal beschert hat, packt aus. So richtig kompliziert war es für ihn nicht, an die Informationen zu kommen. Ein bisschen IT-Verständnis und vor allem Zeit – das brachte der mutmaßliche Datendieb laut Bundeskriminalamt mit. Es reichte, um sich den Leichtsinn und die Ignoranz der Internetnutzer*innen zunutze zu machen.

Und nun? Polizei und Spezialist*innen müssen zugeben: Gegen Leute wie den jungen IT-Crack sind die Behörden nahezu machtlos. Was helfen Präventionspläne, Infobroschüren und Vorträge an Schulen, wenn die Nutzer*innen Schutzmaßnahmen nicht ernst genug nehmen? Wer beim E-Mail-Passwort wirklich noch auf die Kombination 1-2-3-4 setzt, dem ist nicht zu helfen.

Doch Politik und Behörden komplett aus der Verantwortung zu entlassen – das geht nicht. Beim nächsten Datenleck muss ein Notfallplan greifen. Die Informationskette zwischen dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik, Innenministerium und den Internetspezialisten der Polizei muss halten, damit Nutzer*innen informiert werden. Nur so können sie rechtzeitig Passwörter ändern, ihren Virenschutz aktualisieren oder schlichtweg ihre Sicherheitseinstellungen in Chatprogrammen oder Messengerdiensten verschärfen. Auch mehr Geld müssen die Behörden gestellt bekommen. Ohne gutes Personal und Investitionen in die IT-Sicherheitsarchitektur, kann Datenschutz nur schwer greifen.

Doxing – also das Sammeln und unerlaubte Veröffentlichen persönlicher Daten im Netz – ist kein neues Phänomen. Oft merken die Opfer erst nach langer Zeit, dass ihre Informationen gestreut wurden. Der aktuelle Fall muss als Weckruf gelten, als Zeichen dafür, dass Datenschutz weder ein Orchideenthema ist noch eine Idee versponnener Nerds. Der nächste Datenskandal wird kommen. Keine Frage. Denn Menschen, wie den 20-jährigen Mann, der aus dem Kinderzimmer im Hause seiner Eltern Deutschland lehrte, wie leicht das Absaugen von Daten ist, gibt es genug.

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Schreibt seit 2016 für die taz. Themen: Außen- und Sicherheitspolitik, Entwicklungszusammenarbeit, früher auch Digitalisierung. Seit März 2024 im Ressort ausland der taz, zuständig für EU, Nato und UN. Davor Ressortleiterin Inland, sowie mehrere Jahre auch Themenchefin im Regie-Ressort.

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