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Drogerie testet Abfüllen statt VerpackungO’zapft is

Eine Drogeriekette bietet seit neuestem Waschmittel zum selbst Abfüllen an. Der Verzicht auf die Pastikverpackung ist erst einmal als Testlauf gedacht.

Schöner Waschen ohne Plastik Foto: Unsplash/Marco Secchi

Bio-Waschmittel und Bio-Geschirrspüler aus der Zapfanlage: dieses Konzept will die Drogeriekette dm starten. Allerdings bisher nur in Österreich. In zwölf Filialen werden landesweit Flüssigwaschmittel und Geschirrspülmittel der Marke “Planet Pure“ angeboten. Für die dm-Märkte in Deutschland “prüfen wir derzeit die Optionen“, antwortete Sebastian Bayer, dm-Geschäftsführer für den Bereich Marketing auf Nachfrage der taz.

Laut österreichischen Medienberichten sollen so 60 Prozent der Plastikverpackungen eingespart werden – pro Abfüllung wohlgemerkt. Kund*innen können sich in den entsprechenden Filialen mit Behältern für die Abfüllstation ausstatten. Für die Leerbehälter zahlt der Kunde dann einmalig Centbeträge: Der wiederverwertbare 1,5-Liter-Behälter kostet einmalig 50 Cent, und die dazugehörigen 1,5 Liter flüssiges Waschmittel erhält man an der Zapfanlage für knapp sechs Euro. Dafür soll das Waschmittel dann für über 30 Waschladungen reichen.

Angeboten werden bisher nur die Produkte von Planet Pure, einem österreichischen Unternehmen für vegane Kosmetik und Reinigungsmittel. Ob weitere Waschmittelmarken oder sogar dm-eigene Marken ebenfalls in der Abfüllstation ihren Platz finden werden, dazu wollte sich die Pressestelle der Drogeriekette noch nicht äußern.

Das Verkaufsprinzip, Einwegverpackungen zu verbannen und die Kunden mit wiederverwertbaren Verpackungen auszustatten, ist in Berlin bereits in einigen Supermärkten Programm. Anhänger der “Zero Waste“-Bewegung verzichten weitgehend auf Verpackungsmüll, kaufen mit mitgebrachten Behältern oder Glasbehältern, die vor Ort erworben werden können, ein und bereiten Reinigungsmittel größtenteils aus natürlichen Ingredienzen wie Backpulver oder Essig selbst zu. Für alle anderen gibt es allein in Berlin mehrere Möglichkeiten in Filialen von Bio-Supermärkten, unverpackte Lebensmittel und Reinigungsmittel – meist in fester Form als Kernseife – zu erwerben. Das nun eine große Drogeriekette Waschmittel in Flüssigform anbietet, ist neu.

Hohe Preise könnten Geringverdiener abschrecken

Den Kunden sei “bewusstes Einkaufen“ und “schonender Umgang mit Ressourcen“ ein wichtiges Anliegen, erklärte die Geschäftsführerin von dm Österreich, Petra Gruber, laut österreichischer Zeitung Die Presse. Ob weitere Abfüllstationen auch in Deutschland starten werden, konnte die Pressestelle der Drogeriekette auf Nachfrage nicht mitteilen. Denn noch ist nicht klar, ob die Kund*innen die Zapfstation letztendlich annehmen werden. Denn die Preise scheinen auf dem ersten Blick hoch, vor allem im Vergleich mit den dm-eigenen Marken.

Geringverdiener*innen könnten sich abgeschreckt fühlen, kosten doch reguläre Spül-und Waschmittel nur knapp die Hälfte der Reinigungsmittel an der Abfüllstation. Umgerechnet auf den einzelnen Waschgang liegt das Preis-Leistungs-Verhältnis gleichauf mit den marktüblichen Produkten, und wäre im Endeffekt sogar günstiger. Waschmittel in Plastikverpackungen könnten also bald der Vergangenheit angehören, wenn nicht nur Gutverdiener*innen sich umweltfreundliches Waschen leisten können.

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6 Kommentare

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  • Mal wieder schön Greenwashing-Reklame für dm machen?

    Die Flüssigwasch- und Abwaschmittel von Ecover kann man schon lange in Drogeriemärkten in mitgebrachte Plastikflaschen abfüllen!

    Ich bevorzuge Waschpulver in Pappkartons (z.B. von Frosch) - da ist kein Plastik drin oder dran!

  • Was daran jetzt so neu ist, erschließt sich mir nicht. Schon Anfang der 90er, vielleicht auch Ende der 80er hat z.B. Spinnrad in den Läden Waschmittel zum Abfüllen verkauft. Auf die Flaschen hat man auch Pfand gezahlt, aber i.d.R. immer weiter genutzt. Und bei uns im Bioladen gab es das bis vor wenigen Jahren auch von Beginn an, bis dann irgendwie doch die Einwegflaschen mit Wasch- und Spülmittel "gewonnen" hatten, die es die ganze Zeit auch parallel gab. Ob wegen Absatz oder Pragmatismus, ich weiß es nicht (mehr) genau.

    Jetzt also wieder retour, wenn eine neue Öko-Generation heranwächst. Ist ja gut so, aber ich frage mich, was die Menschen dazwischen daran nicht so toll fanden. Oder waren es doch eher Auflagen der Hygiene?

    Und dann interessiert mich doch noch das Verhältnis am gesparten Müll: Sind da auch die großen Abfüllkanister, aus denen gezapft wird, mit einberechnet? Die sind ja wesentlich dicker als eine Flasche und werden meines Wissens nach nicht mehrmals befüllt.

  • in italien gibt es bei der kette coop schon lange automaten fuer (fluessige) waschmittel und reinigungsmittel. nutzen wir hin und wieder, taugt. wuerde ich auch in deutschland nutzen, wenn die inhaltsstoffe stimmen.

  • Langfristig wird das kommen und dann können all die schönen unverpackt-Läden wieder dicht machen. Als Alleinstellungsmerkmal reicht das nämlich dann nicht mehr. Bio hatte seinerzeit einige Jahrzehnte um sich zu entwickeln, bevor jetzt auch der Discounter ein umfangreiches Biosortiment führt und damit dem Fachhandel Konkurrenz macht.

  • ddr 50er: bei oma & opa im naumburger edeka-geschäft brachte die kundschaft leere milchflaschen zum abfüllen mit. sauerkraut gabs aus dem fass, butter aus der quadratischen holzkiste (manchmal aus der su), sirup (rübenkraut) gabs aus ehem. wehrmachtskanistern.

    na und den quark aus dem fass! DAS war quark, der machte stark...

    • @Gion :

      Im Westen sicher ebenso :-)



      Da gab es sogar zum Teil auch noch Bauern mit Kühen in der Stadt, bei denen man direkt Milch holen konnte. In Dörfern und Kleinstädten sowieso - gab ja keine LPGs. Und Seife z.B. wurde auch an der Tür verkauft.