Kritik an EU-Regelung zur E-Mobilität: Mehr Abgase durch E-Autos?
Mit der Förderung der elektrischen Mobilität will die EU CO2 reduzieren. Doch die geplante Regelung erreicht das Gegenteil.
Eine Analyse dieser Strategie durch die Expertengruppe ICCT kommt nun zu einem ganz anderen Ergebnis: Die Vorschriften zur Förderung von Fahrzeugen mit null oder niedrigem CO2-Ausstoß (ZLEV) „sind bestenfalls zahnlos, wenn sie wie geplant umgesetzt werden“, schreibt Peter Mock vom ICCT. „Im schlimmsten Fall könnten sie den Nutzen dieser Regulierung für das Klima untergraben.“
Der „International Council on Clean Transportation“ ist eine Expertengruppe, die unter anderem für die Aufdeckung des Dieselskandals in den USA gesorgt hat. Wegen ihres Fachwissens hätten nun Behörden aus den drei großen Autobau-Regionen USA, China und der EU um eine Einschätzung ihrer Politiken gebeten, mit denen die E-Mobilität gefördert werden soll, erklärt die Gruppe.
Für die EU kommt sie in einem Papier, das am Montag veröffentlicht wird (www.theicct.org), zu einem drastischen Ergebnis: Würden die Regeln wie jetzt geplant umgesetzt, könnte bis 2030 der Einsatz von immer mehr E-Mobilen für den Klimaschutz nach hinten losgehen – die Emissionen aus dem Verkehr könnten sogar noch steigen, so die Befürchtung.
Nachlass auf den Ausstoß
Der Grund: Wenn Autohersteller E-Mobile oder Hybridautos (mit kombiniertem Verbrennungs- und Batterieantrieb) in den Markt bringen, bekommen sie einen Nachlass auf den CO2-Ausstoß ihrer Autos mit Verbrennungsmotor, die immer noch den Hauptteil ihrer Verkäufe ausmachen. Je mehr E-Autos sie also verkaufen, desto weniger müssen sie bei ihren Benzinern und Dieseln den Verbrauch senken.
Steigern die Hersteller ihre Elektro-Verkäufe bis 2030 auf 30 Prozent (was etwa VW erreichen will), dürfen sie bei den Verbrennern bis zu 5 Prozent über der Norm liegen. Und da wird um jedes Prozent und jedes Gramm gekämpft – derzeit streiten EU-Parlament und EU-Länder darum, um wie viel die Autos zwischen 2021 und 2030 weniger verbrauchen müssen: Während das Parlament eine Reduktion um 40 Prozent fordert, wollen die Staaten nur 35 Prozent zugestehen.
In diesem Kampf um die Zukunft der Antriebe sind die Vorteile durch die E-Autos sehr wichtig. Die jetzige Regel sei aber so großzügig, dass „sie tatsächlich die CO2-Emissionen der Autos mit Verbrennungsmotor zwischen 2021 und 2030 signifikant erhöhen könnte“, so Peter Mock. Die Autobauer würden „vom Haken gelassen, wenn sie praktisch ein Jahrzehnt nichts tun müssen, um die Effizienz ihrer Verbrenner zu verbessern“.
Industrie ist optimistischer
Ein Ausweg sei es, die Hersteller mit Strafen zu belegen, wenn sie ihre bislang freiwilligen Ziele für E-Mobile nicht erreichen. Und ihnen vorzuschreiben, die Verbrenner weiter jährlich um 1 bis 2 Prozent effizienter zu machen. Das Problem löse sich auch, wenn die derzeit heiß umkämpfte CO2-Reduktion der Autoflotten in der EU bis 2030 auf 50 Prozent erhöht werde.
Die Autoindustrie selbst glaubt offenbar mehr an die E-Mobilität als die Politik, zeigt die Studie des ICCT: Bis 2025 wollen die Hersteller weltweit etwa 150 Milliarden Dollar in neue Werke investieren und über 15 Millionen E-Mobile verkaufen – heute sind es etwa 1,2 Millionen. Und allein die Absatzpläne der deutschen Hersteller VW, BMW und Mercedes zusammen liegen für 2025 mit etwa 5 Millionen Fahrzeugen schon deutlich höher als das Ziel, das die EU-Kommission für ganz Europa ausgegeben hat.
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