Das wird hier nix

Für jede Küchentätigkeit gibt es das passende Küchenspezialgerät. Oft benutzt man es genau einmal – und danach nie wieder. Wir haben eine Umzugskiste gepackt, die nicht mit in die neue Wohnung muss

Niedlich, aber unnütz: der Teebeutel-Hochzieh-Pinguin mit Zeitschaltuhr Illustration: Juliane Pieper

Wie so ein Kaffeefahrtopfer

Die Demonstration auf dem Flohmarkt sah so toll aus: Das Safti ist eine Art Rohr mit Deckelchen, das man in die Zitrone bohrt und aus dem oben dann der Saft herausläuft. Für den Fall, dass man nicht allen Saft braucht, kann man die Zitrone auf ein kleines Podest stellen. Für wenige Euro schlug ich zu, wie so ein Kaffeefahrtopfer. Aber gleich die erste Zitrone mit Safti drin wurde sehr schnell schimmelig, und fortan traute ich Safti nicht mehr.

Michael Brake

Sinnlos, sinnloser …

Nie wieder hässliche Soßenflecken auf der Küchenarbeitsfläche, den Kochlöffel immer schnell zur Hand. Griffbereit lehnt er im formschönen Kochlöffelhalter, der zeitlose Eleganz ausstrahlt. Soßenreste tropfen in den praktischen Auffangbehälter ab, ein praktisches Utensil für anspruchsvolle Hobbyköche … Halt, Stopp, das ist ja ein unerträgliches Marketinggeschwurbel! Natürlich ist der Kochlöffelhalter das sinnloseste Ding, das jemals für die Küche erfunden wurde. Wer wirklich schon alles hat, der wird ihn sich auch noch hinstellen. Für alle anderen ist er Ausdruck einer Gesellschaft, die jedes Maß verloren hat. Felix Zimmermann

Ein Turm aus Plastik

Zu Beginn der zehner Jahre hatte sich auf verschlungenen Wegen der Küchentrend des Dampfgarens eingeschlichen. „Total easy und super gesund“, schwärmten Freunde. Sie verfügten über ein Landhaus, ihre saalartige Küche war im früheren Stall situiert, dort stand der Dampfgarer, ein Turm aus Plastik, harmonisch zwischen der Fünf-Meter-Tafel, den Stühlen, Hockern, Bänken, der Topf-und-Bräter-Sammlung und dem Manufactum-Entsafter. Als ich wenig später bei Aldi einen Dampfgarer sichtete (30 Euro, kannste nicht meckern!), kaufte ich ihn. Und als ich zu Hause meine Küche betrat, wusste ich: Das wird hier nix. Für den Dampfgarer hätte ich die Küchenmaschine abbauen müssen; nur in ihre Ecke hätte der Plastikturm hingepasst. Ich wuchtete den Aldi-Karton auf den obersten Küchenschrank. Und dort, eh klar, steht er noch heute. Anja Maier

Garnelencurrywurst, hallo!?

Zum Auszug bei meinen Eltern schenkte mir irgendwer ein Anfängerkochbuch – weil ich, so wohl der Gedanke dahinter, bis dahin noch nie einen Kochlöffel in der Hand gehabt hätte. Die Rezepte darin sind so fancy (Garnelencurrywurst, hallo!?), dass ich bis heute keines davon gekocht habe. Meine Studienzeit bestand dann doch sehr unkreativ aus Pommes, Spaghetti mit Käse, mehr Pommes und viel Tiefgekühltem. Für alles andere fragte ich kurz Mama. Oder das Internet. Tine Stöckel

Vorsicht, Klinge im Gesicht

Ich hatte irgendwann in einer Pizzeria gesehen, wie elegant der Pizzameister die Pizza schnitt, mit einem Gerät mit einer kreisförmigen, frei rotierenden Klinge, und habe mir dann so einen Pizzaschneider zugelegt. Das Problem war nur, dass man Tiefkühlpizza damit kaum auseinanderbekommt, vor allem wenn man den Boden kross mag. Und nicht nur das; wenn man nicht genau im richtigen Winkel ansetzt, hat das gegenübersitzende Rendezvous ganz schnell die Klinge im Gesicht. Ein schweres, langes Messer ist viel besser. Also für die Pizza.

Ulf Schleth

Das Rätsel aus der Startbox

Der Umzug nach Berlin, die erste eigene Wohnung, die erste eigene Küche und die erste eigene Ikea-Küchen-Startbox. 77 oder so Teile, vom Brettchen bis zur Knoblauchpresse, von der Pfanne bis zur Kochgabel. Kochgabel? Genau: ein Plastikding im Format eines Kochlöffels, aber mit Zinken, die jedoch stumpf sind. Keine Ahnung, was man damit aufgabeln soll, seit 17 Jahren liegt und hängt sie unbenutzt in meiner Küche.

Michael Brake

Das ist soooo 90er

Wenn dieses Teil doch wenigstens zusammenklappbar wäre. Sich also der Spieß aus dem Brett ziehen ließe und die Plastikglocke faltbar wäre. Dann ließe sich der Tête-de-Moine-Hobel wenigstens kleinräumig verstauen. Tut er aber nicht. Er braucht im Küchenschrank Platz wie ein großer Kochtopf, seine Bestimmung aber ist solitär. Er dient dazu, Rosetten vom Mönchskopf abzuschaben, eine Käsesorte aus der Schweiz, was in den 90ern modern wurde, damals, als auch die Raclette-Welle ins Land hineinschmolz. Klar, man könnte auch anderen Hartkäse darauf packen oder Rosetten aus Schokolade schleifen. Aber um auf so was zu kommen, braucht man schon viel Fantasie. Jörn Kabisch

Wie beim Topfschlagen

In Prenzlauer Berg liegen immer schöne und nützliche Dinge auf der Straße – zum Mitnehmen. Eines Tages lag da, in Originalverpackung!, ein Granatapfelentkerner. Musste ich haben. Man halbiert den Granatapfel, legt ihn auf ein Sieb in einer Schale, stülpt ein Gummiding darüber und klopft. Mit einem Kochlöffel zum Beispiel. Es macht Lärm und man fühlt sich wie als Kind beim Topfschlagen. Und mit viel Glück fällt dann sogar mal ein Granatapfelkern durch die Löcher in die Schüssel. Oder auch nicht. Nicola Schwarzmaier

Jeden Tag kein Pesto

Ein Wiegemesser ist eine gute Idee, dachte ich. Endlich arbeiten wie ein Profikoch, dachte ich. Knoblauch und Kräuter werden in Sekunden kleingehackt, jeden Tag gibt es ein Pesto, mindestens, dachte ich. Reell habe ich eine Sperre im Kopf: Ich müsste das Wiegemesser mal in Ruhe ausprobieren, aber wenn es ans Kochen geht und ich doch wieder nur eine kleine Zwiebel und eine Möhre würfeln muss, dann nehme ich lieber schnell das normale Messer. Schade.

Michael Brake

Bestialisch backen

Manchmal tauchen Dinge in der Küche auf, von denen man nicht weiß, woher sie kommen. Wie diese gebogene Metallstange mit einem Silikonlappen am Ende. Nachforschungen ergeben, dass es sich dabei um einen Teigschaber handelt, man verteilt damit den Teig beim Kuchenbacken. Es gibt auch Teigschaber ohne Stil, die heißen Schlesinger, weil in früheren Zeiten der Schlesinger-Knochen, der Schulterblattfortsatz des Kalbes, dazu benutzt wurde. Bestialisch. Mit meinem Teigschaber kriege ich gar nichts gleichmäßig verteilt, die Backmischung klebt am Silikon. Ich mache das jetzt mit einem Löffel. Geht genauso gut. Ulf Schleth