Pestizidverkauf in Deutschland: Glyphosatverbrauch ist stark gestiegen

Die Chemiebranche hat vergangenes Jahr in Deutschland ein Viertel mehr des Unkrautvernichters verkauft als im Vorjahr. Grüne fordern ein Verbot.

Eine Maschine versprüht Unkrautvernichter

2015 hatte die Krebsforschungsagentur der Weltgesundheitsorganisation Glyphosat als „wahrscheinlich krebserregend“ eingestuft Foto: imago/Rust

BERLIN TAZ Die verkaufte Menge des umstrittenen Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat ist in Deutschland im vergangenem Jahr stark gestiegen. Laut Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit wurden 2017 knapp 4.700 Tonnen sogenannter Organophosphor-Herbizide abgesetzt – rund ein Viertel mehr als 2016. Glyphosat macht den Hauptbestandteil an diesen Unkrautvernichtungsmitteln aus. Die Verkaufsmenge aller Pestizide wuchs um 7 Prozent auf 34.583 Tonnen.

2016 aber hatte die Chemiebranche in Deutschland so wenig Glyphosat verkauft wie seit 13 Jahren nicht, nämlich 3.780 Tonnen. Auch 2014 bis 2016 sanken die Mengen. Ob der Abwärtstrend gestoppt ist, muss sich also noch zeigen. Die Werte schwanken zum Beispiel abhängig von Wetter oder Preisen.

Für den Grünen-Bundestagsabgeordneten Harald Ebner zeigt der jüngste Anstieg, „dass sich hier von alleine gar nichts löst“. Glyphosat sei nach wie vor die Nummer eins unter den Ackergiften in Deutschland. Agrarministerin Julia Klöckner (CDU) müsse „den versprochenen Glyphosat-Ausstieg angehen“. Erfreulich sei allein der weitere Rückgang bei den Privatanwendern. Hier schrumpfte die Menge um 15 Prozent auf 39 Tonnen.

2015 hatte die Krebsforschungsagentur der Weltgesundheitsorganisation Glyphosat als „wahrscheinlich krebserregend“ eingestuft und widersprach damit mehreren Zulassungsbehörden. Am 10. August verurteilte ein kalifornisches Gericht den Hersteller Monsanto zu einer Schadenersatzzahlung von 289 Millionen Dollar an einen Mann, dessen unheilbare Krebserkrankung nach Auffassung der Geschworenen durch Pestizide mit Glyphosat verursacht wurde.

Bayer erhebt Einspruch

Monsanto, eine Tochter des Leverkusener Bayer-Konzerns, hat nun aber Widerspruch gegen das Urteil eingereicht. Das Unternehmen erklärte in den Anträgen am San Francisco Superior Court, dass die Entscheidung der Jury nicht ausreichend durch das Beweismaterial bestätigt wurde, das der Kläger vor Gericht vorlegte. Monsanto beantragte, das Urteil aufzuheben, die Entschädigungssumme zu kürzen oder ein neues Verfahren zu gewähren. Eine Anhörung findet am 10. Oktober statt.

Am Montag hatte die tschechische Regierung angekündigt, den Einsatz von Glyphosat in der Landwirtschaft zu beschränken. Ab dem 1. Januar kommenden Jahres dürften Mittel mit diesem Pflanzengift nicht mehr flächendeckend oder zur Beschleunigung des Reifungsprozesses – zum Beispiel bei Getreide – Verwendung finden, teilte das Agrarministerium in Prag mit.

Weiterhin möglich sei ein gezielter Einsatz, wenn sich andere Methoden nicht als wirksam erweisen sollten. Nach Angaben des Ministeriums wurden im vergangenen Jahr in Tschechien 750.000 Liter Glyphosat-haltiger Pflanzenschutzmittel versprüht. (mit rtr/dpa)

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