: Mehr Ärzte gegen den Mangel
Humanmedizin ist der teuerste Studiengang, Bremen eines der ärmsten Bundesländer. Die CDU will trotzdem eigene Götter in Weiß ausbilden, auch wenn es einen dreistelligen Millionenbetrag kostet
Über 30.000 Euro pro Jahr und Studierenden kostet ein Studium der Humanmedizin, das damit einer der teuersten Studiengänge überhaupt ist.
Rund 43.000 BewerberInnen in Deutschland kamen zuletzt auf 9.150 Studienplätze.
Ärztemangel herrscht vor allem in ländlichen Gebieten.
Von Karolina Meyer-Schilf
Der CDU-Spitzenkandidat Carsten Meyer-Heder hat sich in einem Interview mit der Kassenärztlichen Vereinigung erneut für die Etablierung eines Medizinstudienganges an der Universität Bremen ausgesprochen.
Bislang kann man in Bremen nur studieren, wie man in Medizin am besten einen Studienplatz bekommt: Die Jacobs University bietet dazu eigens einen einjährigen Studiengang namens „MedPrep“ an.
Geht es nach der CDU, soll die Uni Bremen den Studiengang Humanmedizin künftig selbst anbieten. Sie will damit dem Ärztemangel entgegenwirken, der sich auch im Land Bremen bereits bemerkbar macht. Wer hier lange genug studiert, so die Logik, bleibe dem Land auch nach dem Staatsexamen als fertiger Arzt erhalten. Deshalb hält die CDU auch nichts von der Idee der Gesundheitssenatorin Eva Quante-Brand (SPD), in Bremen nur eine abgespeckte Ärzteausbildung anzubieten – nämlich lediglich den klinischen Teil in den ohnehin als akademische Lehrkrankenhäuser für andere Universitäten fungierenden Kliniken.
Humanmedizin ist mit über 30.000 Euro pro Jahr und Studierenden nach Angaben des statistischen Bundesamtes der teuerste Studiengang. Und so rechnet auch Meyer-Heder mit einem langfristigen Finanzbedarf in dreistelliger Millionenhöhe – Geld, das Bremen nicht hat, das aber sprudeln soll, wenn ab 2020 Bund und Länder mehr Mittel über den Länderfinanzausgleich an Bremen überweisen. Bis zum Jahr 2035, so die Vorstellung des CDU-Spitzenkandidaten, sollen die ersten AbsolventInnen die medizinische Fakultät der Bremer Uni verlassen haben.
So wie vor der Therapie stets die Diagnose steht, gibt es vor der eigentlichen Planung jedoch erst einmal eine Machbarkeitsstudie. Eine solche fordert die CDU-Fraktion, um herauszufinden, wie hoch der Bedarf an Medizin-Studienplätzen in Bremen überhaupt ist, welchen Personalbedarf das nach sich zieht und was das Ganze am Ende eigentlich kosten wird.
Auch andere Universitätsstädte wie Augsburg oder Bielefeld rüsten ihre Hochschulen derzeit mit Medizinfakultäten auf. Im niedersächsischen Oldenburg gibt es seit 2012 eine medizinische Fakultät. Der Studiengang wird in Kooperation mit der Universität Groningen (Niederlande) durchgeführt und hat einen hausärztlich orientierten Schwerpunkt, der frühzeitige Praktika bei niedergelassenen ÄrztInnen umfasst und so auch inhaltlich auf den Ärztemangel vor allem in ländlichen Gebieten reagiert.
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