: Ein weites Feld in Tempelhof
Neue Ausstellung über den Flughafen Tempelhof in der NS-Zeit
Die wechselvolle Geschichte des ehemaligen Flughafens Tempelhof steht im Mittelpunkt einer Ausstellung, die ab dem heutigen Mittwoch im Flughafengebäude zu sehen ist. Dabei gehe es vor allem um die Zeit des Nationalsozialismus, erzählt werde aber auch die Vorgeschichte und die Entwicklung des Flughafengeländes bis in die Gegenwart, wie die Stiftung Topographie des Terrors am Dienstag in Berlin mitteilte.
Die Ausstellung trägt den Titel „Ein weites Feld“ und ist bis Ende des Jahres zu sehen. Dazu sind mehrere Vorträgen geplant. Dabei gehe es unter anderem um die NS-Zwangsarbeit auf dem Flughafengelände, die Architektur des Gebäudes, um das Gestapo-Gefängnis im angrenzenden Columbia-Haus und um die Rolle des Flughafens im Zweiten Weltkrieg.
Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) erklärte zur Eröffnung am Dienstag, die Ausstellung führe vor Augen, „wie hart errungen, mit wie viel Krieg, Leid und Gewalt bezahlt Demokratie, Toleranz und Freiheit in Europa doch sind“. Die in der Ausstellung dokumentierten Spuren fruchtbaren Miteinanders und leidvollen Gegeneinanders vermittelten eindringlich, wie sehr die Bürger Europas über nationale Grenzen hinweg einander verbunden seien. Weiter führe die Ausstellung vor Augen, „dass es sich lohnt, das ehemalige Flughafengelände auch als Erinnerungsort zugänglich zu machen“, sagte Grütters.
Das Tempelhofer Feld, auf dem später der Flughafen errichtet wurde, war den Angaben zufolge seit Ende des 19. Jahrhunderts Ort spektakulärer Flugversuche. Ab 1923 öffnete ein Flughafen auf dem Gelände den Luftweg von Berlin in viele Städte Europas. In der NS-Zeit war das Tempelhofer Feld den Angaben zufolge auch Bühne für Propagandaveranstaltungen. Am Rande des Areals betrieb die SS eines der ersten Konzentrationslager. 1936 begann der Bau eines neuen Flughafengebäudes, damals eines der größten weltweit. Im Zweiten Weltkrieg wurden auf dem Flughafengelände Kampfflugzeuge produziert und repariert. Frauen und Männer aus ganz Europa mussten hier Zwangsarbeit leisten. Im Kalten Krieg diente der Flughafen Tempelhof als US-amerikanischer Luftwaffenstützpunkt. Zugleich war er für Westberlin ein „Tor zur freien Welt“. Heute ist das ehemalige Flughafengelände mitten in der Stadt ein beliebtes Naherholungsgebiet.
Grütters betonte, „gerade angesichts des Erstarkens populistischer, europafeindlicher Strömungen auch hierzulande braucht es die eindringlichen Botschaften authentischer Erinnerungsorte“. Es gehe darum, Europa vor dem Rückfall in Abschottung und Unfreiheit zu bewahren. Die Ausstellung wurde als Beitrag zum Europäischen Kulturerbejahr von der Kulturstaatsministerin mit 242.000 Euro gefördert. (epd)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen