Ein launiger Nachrichtenüberblick: Es ist heiß!

Die Welt brennt. In Griechenland und Schweden ganz konkret, eher theoretisch in den Debatten um Özil, Trump und die Verrohung der Gesellschaft.

Autos stehen an einem Strand, es ist Nacht, im Hintergrund brennen Wälder

Ist die Welt mit ihrem Wahn am Ende der Geschichte angekommen? Foto: dpa

Es ist heiß. alles klebt. Hundstage. 37 Grad. Und kein Ende abzusehen. Auch nicht bei den verheerenden Waldbränden in Schweden und Griechenland. In Griechenland sind mindestens 20 Menschen ums Leben gekommen und mehr als hundert verletzt worden. Die Menschen seien in ihren Häusern oder Autos von den Flammen eingeschlossen worden, sagte Regierungssprecher Dimitris Tzanakopoulos in der Nacht zum Dienstag in einer Fernsehansprache. Von den Bränden besonders betroffen waren Mati und die Hafenstadt Rafina in der Nähe von Athen. In der Region wurde der Notstand ausgerufen. Mehrere Touristen werden nach Polizeiangaben vermisst.

Auch in Schweden ist die Lage weiter angespannt. Einsatzkräfte kämpfen nach Behördenangaben vom Montag landesweit gegen 27 Feuer. Die Temperaturen dürften in dieser Woche die 35-Grad-Marke knacken. Normalerweise liegen die Sommertemperaturen in Schweden bei rund 23 Grad. Seit Anfang Mai hat es in Schweden praktisch nicht mehr geregnet. Auch in Finnland, Norwegen und Lettland gab es in diesem Sommer bereits Waldbrände. Folgen des Klimawandels. Das wird nun weiterhin heiß diskutiert.

Und in Deutschland sorgt man sich: „Es ist tatsächlich so, dass die Länder und der Bund über kein einziges Löschflugzeug verfügen“, sagte die Sprecherin des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, Marianne Suntrup, der Rheinischen Post vom Dienstag. Der Feuerwehrverband in NRW (VdF) kritisierte, dass es bundesweit auch an Spezialisten sowie an entsprechender Ausrüstung zur Bekämpfung von Waldbränden mangele.

Sorge macht man sich hierzulande aber auch über Integration, die Verrohung der Gesellschaft und das krude Weltbild der Reichsbürger. Die Zahl der sogenannten Reichsbürger und Selbstverwalter in Deutschland hat sich deutlich erhöht. Rund 16.500 Menschen zähle der Verfassungsschutz inzwischen zu dieser die staatlichen Institutionen ablehnenden Szene, berichteten Bild-Zeitung und ARD-Hauptstadtstudio am Dienstag unter Berufung auf den neuen Verfassungsschutzbericht. Im Jahr davor seien es noch rund 10.000 Menschen gewesen. Von den „Reichsbürgern“ und „Selbstverwaltern“ waren demnach zuletzt 900 Rechtsextremisten.

Im Verfassungsschutzbericht heiße es weiter, dass die Szene eine hohe Affinität zu Waffen habe. „Reichsbürger“ und „Selbstverwalter“ seien dabei auch bereit, ihre Waffen für „schwerste Gewalttaten“ einzusetzen.

Heiß, heißer, Özil

Nach dem brutalen Angriff auf zwei Obdachlose hat die Berliner Sozialsenatorin Elke Breitenbach (Linke) vor einer zunehmenden Verrohung der Gesellschaft gewarnt. Das Problem sei größer als der aktuelle Fall in der Hauptstadt, sagte Breitenbach am Dienstag im RBB Inforadio. „Das war hier nicht das erste Mal, dass wohnungslose Menschen in unglaublich brutaler Art und Weise angegriffen werden.“ Deshalb müssten alle mehr Verantwortung für Obdachlose übernehmen, sagte Breitenbach weiter: „Wir brauchen eine Stadtgesellschaft mit einem menschlicheren Gesicht.“

Und eine Gesellschaft die zur Integration fähig ist. Das am heißesten diskutierte Thema hier zulande, der Aufreger, ist das Auscheiden Mesut Özils aus der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. Özil ein Opfer des zunehmenden Rassismus in Deutschland, gestützt von einer Clique weißer, alter Männer, die die Verbände beherrschen? Die Kanzlerin jedenfalls hat Özil aus dem Urlaub freundlche Grüße geschickt und ihm ihren Respekt versichert. Nicht nur Nordrhein-Westfalens Integrationsminister Joachim Stamp (FDP) fordert nun eine stärkere Einbindung von Migranten. „Wir brauchen mehr junge Leute mit Einwanderungsgeschichte auch im öffentlichen Dienst“, sagte Stamp am Dienstag im ARD-“Morgenmagazin“. „Wir brauchen eine große Wertedebatte.“.

Oder müssen wir endlich kapieren, wie der Poltikredakteur Réne Aguigah im Deutschlandradion Kultur fordert, was Fußball-Nationalmannschaften heute sind: „Für Spitzen-Fußballer sind sie eine Option. Als Repräsentanten verkörpern sie nichts Folkloristisches mehr. Sie sind globalisiert und divers, wie die Länder, für die sie antreten. …Özil ist nicht einfach ein Opfer. Özil ist zugleich das Kind von türkischen „Gastarbeitern“ in Deutschland – und das Produkt des zeitgenössisch hochtourigen Fußballkapitalismus. Eine Marke.“

Kein kühler Kopf in Sicht

Eine Marke ist auch Donaold Trump: Der Lügenbaron des Neoliberalismus. Zumindest verspottet ihn so Teheran nach seinen jüngsten Drohungen. Nicht der Iran, sondern Trump selbst sei eine Gefahr für die USA, schrieb Hesamoddin Ashna, der Berater von Präsident Hassan Ruhani, in der Nacht zum Dienstag im Kurznachrichtendienst Twitter. „Dieser Mann ist die größte Bedrohung für sein eigenes Land sowie für die gesamte internationale Gemeinschaft“, so der Berater. Trumps Rolle bestehe in erster Linie darin, Lügen zu verbreiten und weltweit den Halbstarken zu spielen.

Laut Wettervorhersage ist übrigens zunächst keine Besserung der Lage in Sicht. Die Temperaturen liegen um 37 Grad Celsius.

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