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US-Serie wegen Rassismus gestrichenRoseanne ist raus

Der Sender ABC setzt die Neuauflage der Serie „Roseanne“ wieder ab. Showstar Roseanne Barr hatte sich wiederholt rassistisch geäußert.

Rassismus? Nö, war doch nur ein Witz Foto: imago/Media Punch

Es hatte die Fernsehserie für die „Abgehängten“ werden sollen, für die weiße Arbeiterklasse der USA. Jetzt hat der Sender ABC die gerade erst neu aufgelegte Sitcom „Roseanne“ abgesetzt – weil sich der Star der Show, Roseanne Barr, wiederholt rassistisch auf Twitter geäußert hat.

Barr, die schon häufiger durch verschwörungstheoretische und rassistische Äußerungen in den Sozialen Medien aufgefallen war, hatte Montagnacht eine ganze Reihe linke und liberale Politpersönlichkeiten angegriffen, und dabei eine frühere Beraterin Barack Obamas als „Baby von Muslimbruderschaft und Planet der Affen“ bezeichnet.

Der Fernsehsender ABC, der Disney gehört, gab binnen Stunden bekannt, dass „Roseanne“ abgesetzt wird. Der Tweet sei „abscheulich, abstoßend und unvereinbar mit unseren Werten“, so das offizielle Statement. Roseanne Barr hatte in der Zwischenzeit eine Entschuldigung für ihren „Witz“ veröffentlicht, was aber die Entscheidung des Senders nicht ändert.

„Roseanne“ war in den 80er- und 90er-Jahren die Sitcom für die weiße „Working Class“-Familie. In Deutschland lief die Serie über die derbe Hausfrau Roseanne unter demselben Titel in den 90ern auf Prosieben. Mit der Neuauflage wollte ABC die seit der Wahl Donald Trumps viel beschworenen „Abgehängten“ in den Industrieregionen der USA erreichen. Konservative weiße ArbeiterInnen, für die der Liberalismus und die kosmopolitische Lebensweise der Küstenstädte weit entfernt sind, so die Idee.

Die US-Entertainment-Industrie gilt als liberal, vor allem der Streaming-Gigant Netflix positioniert sich klar demokratisch und hat gerade erst mit Barack und Michelle Obama einen Vertrag für eine Sendungsreihe geschlossen. Und so erregt „Roseanne“ als Identifikationsfläche für die weiße, mit Trump sympathisierende Arbeiterklasse viel Aufsehen, vor allem mit der Trump-Unterstützerin Barr in der Hauptrolle.

Viel Kritik – aber auch optimistische Stimmen

Die Serienfigur Roseanne macht Witze über ihre feministische Schwester und über Fernsehsender, die Serien über schwarze und asiatische Familien senden. Sie ist nicht „politisch korrekt“, freundet sich am Ende aber doch mit ihrer muslimischen Nachbarfamilie an, die sie erst für Terroristen hält. Dazu kommen dann noch eine schwarze Enkelin und ein queerer Enkel, um es interessant zu machen.

Für die Neuauflage hagelte es Kritik von links, allerdings gab es auch optimistische Stimmen. Einige sahen in der Serie auch eine Möglichkeit, liberal-konservative Gräben zu überbrücken.

Mit der Neuauflage wollte ABC die seit der Wahl Donald Trumps viel beschworenen Abgehängten in den Industrieregionen der USA erreichen

Die Komikerin und LGBTI-Aktivistin Wanda Sykes etwa, die als Beraterin für die Show tätig war, verteidigte das Konzept noch vor kurzem: „Wir können nur anfangen dieses Land zu flicken, wenn die Leute in der Mitte wieder miteinander reden, anstatt sich auf Twitter zu bekriegen“, sagte sie in einem Interview. Nach Barrs Tweet vom Montagabend aber gab Sykes umgehend bekannt, dass sie nicht weiter für die Show arbeiten werde.

Die aktuelle Staffel, die bereits abgedreht ist, wird noch ausgestrahlt. Disney Channel verzichtet jedoch auf die Ausstrahlung in Deutschland. Danach wäre dann wieder ein Platz frei für eine Sitcom für die Arbeiterklasse.

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7 Kommentare

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  • Tja die Heroine des "white trash" und der "rednecks" hat sich geoutet. Typisch für diese Leute, wie etwa den AfDlern hier, wird man erwischt, rudert Frau Barr zurück (war doch nur'n Witz). Nächster Schritt: Man wird doch noch sagen dürfen - Gauleiter, schick ihr ein Eintrittsfromular!

  • DJ weigert sich eine afroamerikanische Mitschülerin in einer Theateraufführung zu küssen... Reaktion Roseanne: "Oh mein Gott! Wir werden nie wieder weiße Laken kaufen können".

     

    Ich kenne die neue Serie nicht, aber die Originalserie war auf jeden Fall nicht die Serie der Abgehängten, sondern eine Serie die im Milieu der Arbeiter_innen und working poor und der unteren Mittelklasse spielte.

     

    Damals eine bemerkenswerte Antwort auf all die klassenblinden Serien die sonst so produziert wurden. Ein emazipatives Projekt (soweit das in populärkulturellen Zusammenhängen möglich ist) und die einträgliche Schließung einer Repräsentationslücke (mehr als der Geigel von married with children)

     

    Barrs fehlende Abgrenzung zu Trump speist sich halt aus ihrer Ablehnung der komplett käuflichen Hillary Clinton. Finde ich Kacke, finde auch, dass sie das Kinde mit dem Bade ausschüttet, finde auch, dass sie zu unreflektiert und mit Lust an der Provokation twittert, aber das Bild, dass hier von ihr und der (alten) Serie gezeichnet wird, passt nicht.

     

    Und ja, ich mag die Serie sehr!

  • Total Happy das ABC das gemacht hat, diese... Frau um sie so zu nennen, und abgesehen von einer krassen Trump Supporter, ist wirklich eine Rassistin!!

  • Kleine Anmerkung:

    Sie hat meines Wissens die Frau nicht als „Baby von Muslimbruderschaft und Planet der Affen“ bezeichnet, sondern 'gesagt': „Hätte die Muslimbruderschaft und der Planet der Affen ein Baby, würde es aussehen wie Valerie Jarrett“

     

    Macht es allerdings auch nicht besser.

  • Wie wäre es mit einem Revival zu Eine Schrecklich Nette Familie um die Lücke zu stopfen?

    • @Shane:

      Ein Schuhverkäufer in den heutigen USA könnte sich weder eine Familie noch ein Haus leisten.

      • @El-ahrairah:

        Wie kommen sie denn darauf? Die Amerikaner verdienen durchschnittlich 12% mehr als die Deutschen, während die Lebenshaltungskosten in den USA auch ca. 12% niedriger sind als in Deutschland.