Neue Schulen für Berlin: Jetzt mit Lounge

Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) stellt das Raumprogramm für alle Schulneubauten vor. Es gibt vor allem mehr Platz.

Auch in den alten Schulen kann man natürlich etwas lernen Foto: Daniel Karmann/dpa

Mehr Platz für Ganztagsangebote am Nachmittag, mehr Platz für die Inklusion, mehr Platz zum Mittagessen, überhaupt mehr Platz: So lässt sich im Groben zusammenfassen, wie die neuen Schulen aussehen sollen, die der rot-rot-grüne Senat im Rahmen seiner groß angelegten Schulbauoffensive in den nächsten Jahren bauen will. Wehe durch die Architektur der Altbauten noch der „pädagogische Geist des 19. und 20 Jahrhunderts“, sei der „anstehende Bauboom eine Riesenchance“ das zu ändern, sagte Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) am Mittwoch bei der Vorstellung des neuen Raumprogramms für alle künftigen Schulbauten.

Konkret will man weg von der allseits bekannten „Flurschule“: Die langen Gänge fräßen wertvollen Platz, den man besser auch zu Unterrichtszwecken nutzen könne, sagte Scheeres. Außerdem sei eine solche Architektur, wo ein jeder in seinem Klassenraum verschwindet, wenig offen und kommunikativ. In den neuen Schulen gruppieren sich die jeweils drei Klassenräume deshalb um ein „Forum“ – was früher der Flur war, wird jetzt also zu einer Art Lounge, mit Sitzeckchen für Gruppenarbeiten.

Der Gewinn an „pädagogischer Nutzfläche“ sei jedenfalls beträchtlich, rechnete der zuständige Referatsleiter in Scheeres' Verwaltung, Harald Meergans, am Dienstag vor. Bei einer durchschnittlichen Grundschule habe man nun nicht mehr 5,8 Quadratmeter pro SchülerIn zur Verfügung, sondern 7,4 Quadratmenter – ein Plus von 25 Prozent.

Mehr Raum soll auch der Inklusion eingeräumt werden: Scheeres versprach pro Einheit („Compartment“) aus Klassenzimmern und Begegnungs-Lounge Räume zum Beispiel für Ergotherapie und behindertengerechte Duschen und Toiletten.

Für Kontroversen bei der 5,5 Milliarden Euro schweren, auf zehn Jahre angelegten Schulbauoffensive des Senats sorgt vor allem die Frage, wie man mit den "Großschadensfällen" über zehn Milliarden Euro Sanierungsbedarf und den rund 50 geplanten Neubauten umgeht. Der Plan von Finanzsenator Matthias Kollatz-Ahnen (SPD) sah bisher vor, dass sich die Senatsverwaltungen für Stadtentwicklung und eine Tochter der Wohnungsbaugesellschaft Howoge die Zuständigkeiten bei großen Sanierungsfällen und Neubauten teilen.

Die Howoge soll Medienberichten zufolge nun selbst bauen und sanieren, die Idee einer Tochterfirma ist vom Tisch. Privatisierungskritiker bemängeln, dass die Schulen dann de facto einer privatrechtlichen GmbH gehörten. Sollte es der Howoge wirtschaftlich schlecht gehen, seien die Schulen mögliche Konsolidierungsmasse für das Unternehmen. (taz)

Mehr Platz zum Essen

Auch der Stellenwert des Mensaessens soll aufgewertet werden – darauf hatte im Vorfeld auch die Arbeitsgemeinschaft Schulraumqualität, in der unter anderem Elternvertreter saßen, besonders gedrängt. Die Grundschulmensen werden künftig mit 270 Quadratmetern um 100 Quadratmeter größer geplant als zuvor. Eine Reaktion auf die wachsenden Schülerzahlen: Die Mensakapazitäten reichen an vielen Schulen nicht aus – teilweise muss deshalb auf dem Flur gegessen werden, oder in vielen Durchgängen, wodurch nur wenig Zeit zum Essen bleibt.

Insbesondere für die weiterführenden Schulen gibt es eine Verbesserung: Standardmäßig sind dort nun Küchen vorgesehen, in denen zumindest von einem Caterer angeliefertes Essen aufgewärmt werden kann. In der Vergangenheit hatte unter anderem die Vernetzungsstelle Schulverpflegung des Landes immer wieder die geringe Akzeptanz des Mensaessens an Oberschulen thematisiert – Schuld seien auch die schlechte Qualität des Essens wegen nicht vorhandener Küchen.

14 Schulneubauten sind in der näheren Planung, 2021 sollen die ersten der neuen Schulen ans Netz gehen. Kritik an der neuen Schularchitektur kam zuletzt von den Grünen: Sie fürchten „Architektur von der Stange“ und kritisieren, dass es keinen „offenen architektonischen Ideenwettbewerb“ gegeben habe.

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