piwik no script img

„Nach uns wird kommen: nichts Nennenswertes“

Am Montag beginnen die Brecht-Tage zum Jubiläum des Brecht-Zentrums im Brecht-Haus, pünktlich zum 120. Brecht-Geburtstag. Aber wie gut kennen Sie den „armen B. B.“ eigentlich noch? Der taz-Brecht-Test

Von Thomas Mauch

Auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof, gleich um die Ecke vom Brecht-Haus, kann man ihn besuchen, den 1898 geborenen und 1956 in Ostberlin verstorbenen Dramatiker und Lyriker. Bert Brecht. Der „Die Dreigroschenoper“ – in Berlin uraufgeführt – geschrieben hat, der das epische Theater begründete und dessen Name aufs Engste mit dem Berliner Ensemble verknüpft ist. Und der halt immer noch Thema ist. Nicht zuletzt als Vorbereitung auf die am Montag startenden Brecht-Tage im Brecht-Haus hätten wir da ein paar Fragen zu dem großen Augsburger.

1Äh, wieso jetzt Augsburg?

a) Weil der Brecht dort halt geboren ist. Womit er auch als ein Stammvater der Schwaben in Berlin gelten muss.

b) Weil Brecht als Begründer der Augsburger Puppenkiste wesentliche Elemente seiner Theatertheorie im Marionettenformat durchspielte und dort auch erstmals auf den V-Effekt zu sprechen kam.

2Klar, der V-Effekt. Das ist der …

a) Verfremdungseffekt. Hauptbestandteil des von Brecht geprägten epischen Theaters, bei dem man sich als Zuschauer nur ja keine Illusionen machen soll.

b) Verführeffekt. So bezeichnete Brecht spöttisch die Einladung zu einer Einfühlung des aristotelischen Theaters mit seiner Katharsis, von der Brecht gar nichts mehr wissen wollte.

3Brecht ist schon auch Pop. Mit dem zusammen mit Kurt Weill geschriebenen „Alabama Song“ landete er einen echten Hit, der immer wieder gecovert wird. Dieses „Oh, show us the way to the next whisky-bar“ kennt man auch von …

a) The Doors

b) David Bowie

c) Scorpions

4Mit Hanns Eisler bildete Brecht eines der wirkmächtigsten deutschen Songwriter-Duos. Immer wieder gern gesungen wird dessen „Solidaritätslied“ mit der Zeile „Vorwärts und nie vergessen: die Solidarität!“. Geschrieben haben die beiden das für …

a) den Agitprop-Film „Kuhle Wampe“.

b) die SPD vor der Reichstagswahl 1930. Die Genossen bekamen dann auch als stärkste Partei fast 25 Prozent.

5Brecht und die Frauenfrage: In seinem Gedicht „Vom armen B. B.“ findet sich der Vers: In meine leeren Schaukelstühle vormittags / setze ich mir mitunter ein paar Frauen / Und ich betrachte sie sorglos und sage ihnen: / In mir habt ihr einen…

a) … auf den könnt ihr gut bauen.

b) … auf den könnt ihr nicht bauen.

6Jetzt mal Hand aufs Herz, wie lauten eigentlich die ersten Zeilen unserer aktuellen Hymne?

a) Auferstanden aus Ruinen / und der Zukunft zugewandt …

b) Einigkeit und Recht und Freiheit / für das deutsche Vaterland …

c) Anmut sparet nicht noch Mühe / Leidenschaft nicht noch Verstand …

7Auch schon ziemlich hymnisch: „Mir aber liegt einzig daran, die Welt lieben zu können, sie nicht zu verachten …“ Dieses Brecht-Zitat findet sich in …

Die Brecht-Tage

Jubiläum Am Montag feiert man im Brecht-Haus in der Chausseestraße 125 – bis zu ihrem Tod das Wohnhaus von Bertolt Brecht und Helene WeigeI – das 40. Gründungsjahr des Brecht-Zentrums der DDR dort. Bei der Veranstaltung um 17 Uhr wird auch eine Ausstellung der Fotografin Maria Steinfeldt eröffnet, die die Arbeit des Brecht-Zentrums der DDR (1978–1990) dokumentiert hat.

Brecht-Tage Natürlich fühlt man sich auch beim Literaturforum im Brecht-Haus dem Dichter weiterhin verpflichtet, nicht zuletzt mit den traditionellen Brecht-Tagen. Die diesjährige Ausgabe startet gleichfalls am Montag mit einem Vortrag um 20 Uhr, der in die Fragestellung der Brecht-Tage 2018 einführt: Es geht um Brecht und das Fragment, was dann in Gesprächen und einer Inszenierung weiter ausgeführt wird. Zum Abschluss der Brecht-Tage gibt es am Freitag ab 10 Uhr eine öffentliche Tagung, der Eintritt ist frei. Das ganze Programm unter lfbrecht.de (taz)

a) Brechts Gedicht „An die Nachgeborenen“, das mit „Wirklich, ich lebe in finsteren Zeiten!“ anhebt.

b) Brechts Theaterstück „Der gute Mensch von Sezuan“, ein Musterbeispiel für sein episches Lehrtheater.

c) äh, das soll wirklich von Brecht sein? Nicht wahr, oder?

So ist’s recht: 1) a (b ist natürlich Quatsch, die Erstaufführung von Brechts „Dreigroschenoper“ in Augsburg aber fand tatsächlich 1960 als Puppenspiel in der von der Familie Oehmichen begründeten Puppenkiste statt). 2) a. 3) a, b + c (die Scorpions machten es mit Guesch Patti als Sängerin). 4) a. 5) b (und auch das Zitat in der Überschrift stammt aus dem „armen B.B.“) . 6) b (wenn auch vielen, die sich nach der Wiedervereinigung für Brechts 1950 geschriebene „Kinderhymne“ als neue deutsche Nationalhymne eingesetzt haben, Antwort c lieber wäre). 7) c (das war der Hermann Hesse, er schrieb es im „Siddhartha“. Hesse heimste mal den Literaturnobelpreis ein, der Brecht nicht).

Die Auswertung

9–10 Punkte: Ah, einE ExpertIn. Das gibt einen Extrapunkt für literarische Planübererfüllung.

1–8 Punkte: Schon okay. Man muss ja nicht alles von Brecht wissen.

0 Punkte: Also gut, Brecht war ein einflussreicher deutscher Autor, den man ruhig mal kennenlernen darf – etwa bei den Brecht-Tagen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen