Pflegelücke wird vermessen

Uni-Forscher entwickelt Verfahren, um Betreuungsbedarf zu ermitteln

Das Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik (FUS) an der Uni hat durch eine europaweite Ausschreibung den Auftrag für ein Verfahren bekommen, mit dem sich feststellen lässt, wie viel Personal eine Pflegeeinrichtung benötigt. Ab Juni 2020 ein bundesweit einheitliches Verfahren dafür anzuwenden verlangt das neue Pflegeverstärkungsgesetz von den Pflegekassen und -verbänden. Diese haben den Auftrag nun an ein 14-köpfiges Team unter der Federführung des Gesundheitsökonomen Heinz Rothgang vergeben. Um die Methode zu entwickeln, bekommt das FUS Drittmittel in Höhe von 3,7 Millionen Euro.

Rothgang hatte in der Vergangenheit mehrfach auf eine unzureichende Personalausstattung in der Pflege hingewiesen. Seinen Angaben zufolge bleiben im Jahr 2030 in der Altenpflege 350.000 Vollzeitstellen unbesetzt, wenn nichts unternommen wird. Da in der Pflege vorwiegend Teilzeit gearbeitet wird, entspreche dies einem zusätzlichen Bedarf von 500.000 Fach- und Hilfskräften.Die Personalausstattung fällt nach den Worten des Professors im Bundesgebiet äußerst unterschiedlich aus. Heute hätten Länder wie Baden-Württemberg um ein Viertel höhere Personalquoten als beispielsweise Mecklenburg-Vorpommern oder Brandenburg, sagte er: „Es ist nicht einzusehen, warum jemand, der in Ostdeutschland im Heim gepflegt wird, weniger Pflege braucht als jemand in Süddeutschland.“epd/taz