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Rondenbarg-Verfahren ausgesetzt

In Hamburg stand am Montag Fabio V. vor Gericht, der bei den G20-Protesten am Rondenbarg festgenommen wurde. Seine Verteidigerin wirft der Richterin Befangenheit vor, der Prozess wurde vertagt

„Die haben sie ja ganz schön plattgemacht, alter Schwede, ey“

Ein Polizist im G20-Einsatz

Von Katharina Schipkowski

Das öffentliche Interesse war groß, die Verhandlung kurz: Mehr als 60 Unterstützer*innen und Interessierte waren zum Prozess gegen Fabio V. gekommen, der sich wegen der G20-Proteste vor dem Hamburger Amtsgericht verantworten muss. Noch bevor die Staatsanwaltschaft die Anklage wegen Landfriedensbruchs und Tätlichkeiten gegen Vollstreckungsbeamte verlesen konnte, musste die Richterin die Verhandlung wegen eines Befangenheitsantrags der Verteidigung unterbrechen. Am 7. November soll es weitergehen.

Der 18-jährige Italiener Fabio V. wurde am 7. Juli zusammen mit rund 70 anderen Demonstrant*innen in der Straße Rondenbarg festgenommen. Auf einem Polizeivideo sieht man, wie die Polizei mit Böllern und Steinen beworfen wird und dann in den Demonstrationszug stürmt. Nach wenigen Sekunden liegen die Demonstrant*innen am Boden. Einige Aktivist*innen versuchen, über ein Geländer zu fliehen, das einbricht. Sie stürzen zwei Meter in die Tiefe, 14 Personen verletzen sich schwer. Ein Polizist auf dem Video sagt: „Die haben sie ja ganz schön plattgemacht, alter Schwede, ey.“

Seit seiner Festnahme sitzt Fabio V. in Untersuchungshaft. Einen Entlassungsantrag seiner Verteidigerin Gabriele Heinecke lehnte das Gericht ab. V.s „schädliche Neigung“ spreche dagegen. Heinecke legte Verfassungsbeschwerde ein und scheiterte damit. Stattdessen brummte das Gericht ihr 600 Euro Strafe auf. Heinecke habe in ihrer Beschwerde lediglich erwähnt, das Böller und Bengalos auf Polizist*innen geworfen seien, aber die Steine unterschlagen.

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