piwik no script img

G20-Opfer: Merkel und Scholz Zechpreller

Wirtschaft Zweieinhalb Monate nach den G20-Krawallen mahnen Gewerbetreibende aus Hamburg den Ausgleich ihrer Schäden an

Mehr als 60 durch den G20-Gipfel geschädigte Gewerbetreibende aus Hamburg werfen Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) „Zechprellerei“ vor. Gut zwei Monate nach dem von schweren Ausschreitungen begleiteten Treffen der Staats- und Regierungschefs am 7. und 8. Juli „gibt es bis heute keine Hilfe von denen, die es uns versprochen haben“, sagte Christine Arisoy-Freitas vom Restaurant Mr. Kebab am Dienstag.

Es sei zwar eine Entschädigung etwa der Kosten für Schutzmaßnahmen oder für Versicherungsbeiträge zugesagt worden, die wegen der Krawalle erhöht wurden. Doch die Umsatzausfälle, die nicht unmittelbar zu Schulden oder Krediten führten, würden einfach nicht ersetzt. Dabei beliefen diese sich mit 336.851,82 Euro auf nicht einmal ein Prozent des von Bund und Stadt aufgelegten 40-Millionen-Euro-Hilfsfonds.

Um seinen Forderungen Nachdruck zu verleihen, hängte das Bündnis „Schanze miteinander“ neben der Roten Flora ein metergroßes Transparent mit den Konterfeis von Merkel und Scholz auf. Darauf steht „Wanted Zechpreller“.

Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) verwies am Dienstag auf die Einmaligkeit des Hilfsfonds. Denn es sei dabei mit allen bislang geltenden Regeln gebrochen worden, „indem wir gesagt haben, wir werden die durch Straftaten entstandenen Sachschäden ausgleichen“. Und all die Fälle würden derzeit auch abgearbeitet.

Mathias Fahrig von Jacques’Wein-Depot sagte, schon während des OSZE-Gipfels im Dezember 2016 habe er Umsatzeinbußen von rund 20 Prozent gehabt. Gleichwohl sei niemand auf die Idee gekommen, diesen Schaden zu reklamieren. Nun aber, nach dem G20-Gipfel, wo sein Laden während der Ausschreitungen fünfeinhalb Stunden ohne Schutz gewesen sei, sei das etwas anderes. Weder Polizei noch Feuerwehr hätten auf Hilferufe reagiert. (dpa)

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen