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Rechte Kameraden kämpfen für den Diesel

VERKEHR Ein ehemaliger Rechtsrockaktivist, der Stuttgarter AfD-Direktkandidat Dirk Spaniel und Jürgen Elsässer wollen die Autokonzerne vor einem „industriefeindlichen Anti-Diesel-Wahnsinn“ retten

BERLIN taz | Was sich wie die Ankündigung eines schlechten Laienspiels anhört, soll am 10. September im „schwäbischen Herzland der deutschen Autobauer“ aufgeführt werden. Im Internet kündigen der Herausgeber des Rechtsaußenmagazins Compact, Jürgen Elsässer, sowie der Stuttgarter AfD-Direktkandidat und leitende Inge­nieur bei Daimler, Dirk Spaniel, eine „Großveranstaltung“ an, um dem „industriefeindlichen Anti-Diesel-Wahnsinn“ entgegenzutreten. Die Veranstaltung in Ludwigsburg steht unter dem Motto „Rettet unsere Arbeitsplätze – Warum Automobilarbeiter und Autofahrer am 24. September nicht die Autokillerparteien von CDU über SPD und Grüne bis hin zu den Linken wählen können“. Die Initiative zu dieser Kundgebung hätten „oppositionelle Betriebsräte bei Daimler-Benz ergriffen“.

Mit von der Partie ist auch, als Arbeitnehmervertreter angekündigt, der ehemalige Bassist und spätere Gitarrist der süddeutschen Neonaziband Noie Werte, Oliver Hilburger. Die Gruppe gilt als eine der ältesten Vertreter des Genres. Gegründet 1987, löste sie sich erst im Dezember 2009 auf. Hilburger verließ die Gruppe kurz vor der Selbstauflösung.

Schlagzeilen hatte der Rechtsextremist gemacht, als seine Berufung zum ehrenamtlichen Richter bekannt wurde. 2008 enthob ihn das Landesarbeitsgericht Baden-Württemberg seines Amtes, weil es zu dem Schluss gekommen war, dass die Band Noie Werte in ihren Texten Assozia­tionen zum nationalsozialistischen Regime weckt. Ein Jahr zuvor war der freigestellte Betriebsrat (für die Christliche Gewerkschaft Metall) beim Untertürkheimer Daimler-Werk und stellvertretende Vorsitzende der CGM-Betriebsgruppe auf Druck der Öffentlichkeit auch von diesen Ämtern zurücktreten.

Doch damit endete seine Karriere als gewählter Arbeitnehmervertreter längst nicht. Vor sieben Jahren gelang Hilburger erneut der Sprung in den Betriebsrat im Daimler-Stammwerk in Untertürkheim. Die von ihm mitgegründete Liste „Zen­trum Automobil“ errang – trotz innerbetrieblicher Proteste – auf Anhieb zwei Mandate. Damals angesprochen auf seine Vergangenheit, distanzierte er sich von seinen Sünden „aus der Zeit als junger Erwachsener Anfang der 1990er Jahre“. Er selbst bezeichne sich nicht mehr „als Rechtsradikaler“ und betätige sich auch diesbezüglich nicht mehr.

Derzeit sitzen insgesamt vier Vertreter des Zentrums Automobil e. V. im Daimler-Betriebsrat in Stuttgart-Untertürkheim. Bei den letzten Wahlen erhielten sie knapp 10 Prozent der Stimmen der Arbeitnehmer. Die nächste reguläre Wahl steht im nächsten Jahr an. Ralf Fischer

Wirtschaft + Umwelt

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