: Keine Vollverschleierung an Schulen
religion Ausschuss in Niedersachsen einigt sich einstimmig auf eine entsprechende Änderung des Schulgesetzes. Islamische Verbände blieben der Sitzung fern
Niedersachsen wird voraussichtlich noch im August ein Verbot der Vollverschleierung an Schulen einführen. Über eine entsprechende Änderung des Schulgesetzes soll der Landtag noch in diesem Monat entscheiden. Das entschieden alle vier Fraktionen am Donnerstag einstimmig nach einer Beratung des Kultusausschusses.
Verbände hatten dort Bedenken und Anregungen vorgetragen, die berücksichtigt werden sollen. Die islamischen Verbände selbst hatten auf die Einladung zu einer Stellungnahme nicht reagiert. Zur praktischen Handhabung des geplanten Verbots von Verschleierungen wie Nikab oder Burka plant die Landesschulbehörde, Vorschriften herauszugeben.
Hintergrund für die geplante Änderung des Schulgesetzes ist der Fall einer aus religiösen Gründen vollverschleierten Schülerin aus Belm bei Osnabrück, die sich weigerte, den Nikab abzulegen. Bei dem Gesichtsschleier sind nur die Augen zu sehen.
In dem Gesetzentwurf heißt es, Schüler dürften mit ihrem Verhalten oder ihrer Kleidung nicht die Kommunikation im Schulleben erschweren. Die aus religiösen Gründen getragene Vollverschleierung könne eine derartige Erschwerung darstellen. Grundlage des Entwurfs war ein Antrag der FDP.
Die Schülerin aus Belm hatte seit dem siebten Schuljahr einen Nikab getragen. Um ihr den Schulabschluss zu ermöglichen, wurde das Verhalten geduldet. Nach Auskunft des Kultusministeriums hat die junge Frau mittlerweile ihren Abschluss gemacht und die Schule verlassen.
Bei der Anhörung im Kultusausschuss lehnten Eltern- und Schülervertreter das geplante Vollverschleierungsverbot ab. Wie der Vorsitzende des Landesschülerrats, Birhat Kaçar, sagte, löse ein Verbot die Probleme im praktischen Umgang mit vollverschleierten Schülerinnen nicht. Diese könnten und müssten von den Schulen vor Ort gelöst werden, wie dies im Fall der Schülerin in Belm auch gelungen sei. Auch der Vorsitzende des Landeselternrates, Mike Finke, regte eine Regelung von Problemfällen in der Eigenverantwortung der Schulen an.
Der Verband niedersächsischer Lehrkräfte befürwortet das geplante Verbot. Die Schulen benötigten in Konfliktfällen Klarheit und Rechtssicherheit, sagte der Verbandsvorsitzende Manfred Busch. Gleichwohl müsse den Schulen ein Ermessensspielraum gelassen werden.
Auch die Föderation türkischer Elternvereine in Niedersachsen findet ein Verbot einer Vollverschleierung sinnvoll. Diese behindere oder verhindere eine erfolgreiche Teilnahme am Unterricht, sagte die Vorsitzende der Föderation, Seyhan Öztürk. (dpa)
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen