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heute in Bremen„Wie unter Helmut Kohl“

Open-Air-Politik Die Linke diskutiert am Osterdeich über die Einführung einer Vermögensteuer

Doris Achelwilm

40, ist Bundestagskandidatin und Landesvorstand der Linken in Bremen. Sie ist Sprachwissenschaftlerin und arbeitete als Kulturjournalistin.

taz: Frau Achelwilm, sind Sie gut im Rechnen?

Doris Achelwilm: Na ja, ich muss es sein. Es ist politisch notwendig, Zahlen zu wälzen. Sprachliches liegt mir zwar näher, aber es ist besser, wenn man sich auch mit Ökonomie befasst.

Wie ist die Reichtumskonzen­tration in Bremen?

Laut neuesten Zahlen haben wir in Bremen 164 Einkommensmillionäre, die selbst für Reiche ein überdurchschnittlich hohes Einkommen haben: 3,3 Millionen Euro pro Jahr – im Bundesschnitt sind es nur 2,7 Millionen. Viel relevanter ist die Zahl der Vermögensmillionäre: Davon hat Bremen über 10.000. Wie viele es genau sind, wissen wir nicht, weil die Vermögensteuer seit 1997 nicht mehr erhoben wird.

Wie viele Millionäre braucht man, um alle Armen zu versorgen?

Klar ist, dass die Vermögensteuer an die Länder gehen würde. In Bremen ist die Situation besonders polarisiert: Wir sind ein reiches Haushaltsnotlageland. Es gibt ein Wechselverhältnis zwischen zunehmender Armut und sich konzentrierendem Reichtum. Das muss umgekehrt werden. Wir wollen Reiche stärker in die Pflicht nehmen, um öffentliche Aufgaben zu Schultern. Es ist an der Zeit, sich für eine massive Umverteilung einzusetzen – insbesondere aus Bremen.

KritikerInnen sagen, Sie wollen schlicht Enteignung.

Davon sind wir weit entfernt. Wir wollen höhere Reichensteuern und eine Vermögensteuer von fünf Prozent ab einer Million Euro: Wer eine Million und einen Euro hat, musst fünf Cent Vermögenssteuern zahlen.

Wie realistisch ist es, dass Sie das umsetzen können?

Der Druck dafür muss jedoch gesellschaftlich erzeugt werden. Wir könnten über 80 Milliarden Euro über eine Vermögensteuer einnehmen, eine Fokussierung auf Reichtum ist notwendig: Zahlen zum Ausmaß der Armut gibt es viele, zum Reichtum nicht. Mit einem Spitzensteuersatz stellt man keine sozialistischen Verhältnisse her, sondern ist Steuerverhältnissen, wie es sie unter Helmut Kohl gab. Selbst damals war die Verteilung gerechter als jetzt. Das ist nicht radikal, sondern naheliegend und vernünftig.Interview gjo

18 Uhr, Weserterassen

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