: Der Türkei steht vorerst zu Katar
Golf Die Verstärkung der türkischen Truppenpräsenz im Emirat Katar führt zu Irritationen. Entspannung ist im Konflikt zwischen den Golfstaaten nicht abzusehen
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Von Andreas Zumach
An den diplomatischen Bemühungen zur Deeskalation des Konflikts beteiligen sich neben Kuweit auch die USA , Frankreich und die Türkei. Bislang blieben diese jedoch ohne Erfolg. Zur Linderung der Sanktionen haben die Türkei und Iran Gespräche mit Katar über die Lieferung von Nahrungsmitteln und anderen überlebenswichtigen Gütern aufgenommen. Diese waren wegen der Schließung der Landgrenzen und der Flugbeschränkungen knapp geworden.
Aufsehen erregte am Mittwochabend zudem ein Beschluss des türkischen Parlaments. Das Parlament entschied die Verlegung von Truppen auf die türkische Militärbasis in Katar, auf der seit März dieses Jahres bereits 80 türkische Soldaten stationiert sind. Wann oder wie viele zusätzliche Soldaten entsandt werden sollen, blieb dabei zunächst offen. Zuvor hatte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan das Vorgehen Saudiarabiens und anderer Staaten gegen Katar am Dienstag kritisiert und seine Vermittlung in dem Konflikt angeboten. Tatsächlich war die türkische Parlamentsentscheidung aber schon länger geplant. Sie ist Teil der Ratifizierung eines „strategischen Abkommens zur Abwehr gemeinsamer Feinde und Sicherheitsbedrohungen“ zwischen der Türkei und Katar.
Das seit 2014 zwischen den Regierungen in Doha und Ankara ausgehandelte Abkommen sieht die Stationierung von bis zu 3.500 türkischen Soldaten in dem Golfemirat sowie umfangreiche militärische und technologische Kooperation der beiden Staaten vor. Der Stützpunkt soll als Ausbildungszentrum dienen und Kontingente der türkischen Luftwaffe, der Kriegsmarine sowie Spezialeinheiten beherbergen.
Bezahlt wird der türkische Stützpunkt vom ölreichen Katar, auf dessen Territorium sich bereits die mit über 10.000 Soldaten größte Militärbasis der USA befindet. Geplant sind auch gemeinsame Übungen der Streitkräfte beider Länder vor. Zudem gibt es Vorverträge über den Verkauf türkischer Waffen an Katar im Wert von rund zwei Milliarden US-Dollar sowie über die Lieferung von Flüssiggas aus Katar in die Türkei. Daran hat Ankara ein starkes Interesse, da seit dem Abschuss eines russischen Kampfflugzeuges durch die türkische Luftwaffe Zweifel an der Verlässlichkeit russischer Gaslieferungen entstanden sind.
Die Regierung Saudi-Arabiens hatte die türkisch-katarische Kooperation ursprünglich begrüßt „als Hindernis für Irans Hegemoniegelüste in der Region“. Ob sich diese Einschätzung in Folge der aktuellen Krise ändern wird, ist offen. Zunächst reagierte die Regierung in Riad ablehnend auf die Vermittlungsangebote der Türkei. „Die Golf-Staaten können den Konflikt unter sich lösen und brauchen keine ausländische Hilfe“, erklärte das saudische Außenministerium.
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