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Die Grünen knicken ein

„Arisierungs“-Mahnmal

Das Hin und Her in der Debatte über den Standort des „Arisierungs“-Mahnmals in Bremen nimmt kein Ende: Nun soll es an der Weser-Flaniermeile Schlachte in der Nähe der Teerhofbrücke errichtet werden, darauf hat sich am vergangenen Montag der Koalitionsausschuss geeinigt. Aber darüber wird noch zu reden sein.

Ursprünglich geplant und so auch in der Bürgerschaft beschlossen war ein Standort in direkter Nähe zum Firmensitz von Kühne+Nagel (K+N). Denn das weltweit drittgrößte Logistikunternehmen spielte während des Zweiten Weltkriegs eine maßgebliche Rolle bei der sogenannten „Arisierung“ jüdischen Besitzes und transportierte Möbel und anderes enteignetes Gut der aus Frankreich und den Benelux-Ländern deportierten Juden nach Deutschland.

Doch die SPD machte diesem Plan einen Strich durch die Rechnung: Das Mahnmal sollte plötzlich auf dem Gelände einer weit von K+N entfernt gelegenen Berufsschule entstehen. Erst nach Widerspruch des grünen Koalitionspartners schlug das Kulturressort dann das Weserufer auf Höhe der Jugendherberge vor – ein zentralerer Ort, doch noch lange nicht in der Nähe von K+N. Auch dieser Vorschlag scheiterte am Widerstand der Grünen.

Aber nun sind sie eingeknickt: Mehrheitlich einigten sich die Grünen am Montag mit der SPD auf einen Kompromiss, der einen Standort knapp einen halben Kilometer entfernt von der K+N-Zentrale vorsieht – obwohl auch das nicht in einem „Umfeld von Kühne+Nagel“ liegt, aus dem der direkte Bezug vom Mahnmal zum Logistik-Unternehmen ersichtlich wäre.

Das sieht auch die Bremer Linkspartei so: Aus Protest und „um das Anliegen einer angemessenen Erinnerungskultur zu bekräftigen“, veranstaltet sie am Montag um 18 Uhr eine Kundgebung vor der Bremer Architektenkammer. Dort nämlich kommt der zuständige Beirat Bremen-Mitte zusammen, um über den Standort zu debattieren. Man wird sehen, ob auch er sich zufrieden geben wird mit dem „Kompromiss“, K+N das Mahnmal zu „ersparen“. schn

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