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Grünen-Spitzenkandidatin leidet unter „Blähungen“

NRW-Wahl Löhrmann fürchtet für Grüne angesichts „aufgeblähter“ Umfragewerte bei SPD und FDP

„Für uns ist es der­zeit schwer, gegen diese Umfrageblasen zu bestehen“

Sylvia Löhrmann, Grüne

BOCHUM taz | Sechs Wochen vor den Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen werden die Grünen nervös. „Die Lage ist ernst“, lautet der Betreff einer Brandmail, die Grünen-Spitzenkandidatin Sylvia Löhrmann Mitte März an alle Parteimitglieder verschickt hat. Die Umfragewerte von SPD und FDP würden sich geradezu aufblähen, schreibt Löhrmann. „Für uns Grüne ist es derzeit besonders schwer, gegen diese Umfrageblasen zu bestehen.“ Unverhohlen warnt Löhrmann, deren Grüne zusammen mit der SPD regieren, vor einer möglichen Koalition von Sozialdemokraten und Liberalen: „Der schillernde Kanzlerkandidat Schulz verleiht der NRW-SPD Glamour. Christian Lindners Sympathiewerte spülen die FDP nach oben“, analysiert die 60-Jährige mit Blick auf die Vorsitzenden der politischen Konkurrenz.

Löhrmann amtiert im größten Bundesland seit 2010 an der Seite von SPD-Regierungschefin Hannelore Kraft als Vize-Ministerpräsidentin. Tatsächlich rückt in NRW, wo am 14. Mai ein neuer Landtag gewählt wird, ein sozialliberales Regierungsbündnis in den Bereich des Möglichen: Im März sahen letzte Umfragen die SPD zwischen 37 und 40, die FDP zwischen 9 und 11 Prozent. Die Grünen dagegen sind auf 6 Prozent abgestürzt.

„Natürlich sind die nervös“, ist deshalb mit Blick auch aus Reihen des bisherigen Koalitionspartners SPD zu hören – die Fünfprozenthürde rückt langsam in gefährliche Nähe.

Eigene Fehler will Schulministerin Löhrmann, die in NRW wegen fehlenden Personals bei der Inklusion von Kindern mit Handicap bei vielen Eltern in der Kritik steht, allerdings nicht gelten lassen: Der Absturz ihres grünen Landesverbands sei „vom Bundestrend mitbestimmt“, schreibt sie – schließlich sahen bis Ende Januar fast alle Umfragen die Grünen in NRW stabil im zweistelligen Bereich.

Von „Panik“ will der Chef der Grünen-Landtagsfraktion, Mehrdad Mostofizadeh, daher nichts wissen. „Für uns Grüne ist in den Umfragen natürlich noch Luft nach oben“, räumt er zwar ein. Aber: „Nicht kirre“ machen lassen dürfe sich die Partei. Die schlechten Werte seien „selbstverständlich ein Weckruf“.

Jetzt soll der Rückgriff auf den Markenkern und damit das urgrüne Thema Umwelt die Trendwende bringen. Punkten wollen die Grünen mit einem landesweit gültigen Jahresabo für Bus und Bahn, dass nur 2 Euro am Tag kosten soll. In NRW gilt das allerdings als Wahlkampfgetöse: Für finanzierbar halten auch die Grünen maximal 330.000 dieser Tickets – die Zahl der Pendler*innen liegt aber schon heute im Millionenbereich.

Andreas Wyputta

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