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Sahra und die Wutbürger

Strategie Die Vorsitzende der Linkspartei wirbt offen um potenzielle Wähler der AfD. Weil sie manchmal auch so ähnlich wie die Rechtspopulisten klingt, gibt es daran Kritik

Will die AfD in die Tasche stecken: Sahra Wagenknecht Foto: dpa

von Patricia Hecht

BERLIN taz | Sahra Wagenknecht legt nach: Die Vorsitzende der Linksfraktion will AfD-WählerInnen für die Linkspartei gewinnen. Sie wolle „viele von denen erreichen, die zurzeit aus Frust, aus Verärgerung über die bisherige Politik nachdenken, AfD zu wählen“, bekannte Wagenknecht am Sonntag in einem Interview mit dem Deutschlandfunk. Allerdings nicht, „weil sie deren Parolen unbedingt gut finden, sondern wirklich nur, weil sie sagen: Ich will deutlich machen, dass sich was ändern muss.“ Sie versuche „diesen Menschen zu signalisieren: Wenn ihr wirklich wollt, dass sich dieses Land sozial verändert, dann ist die Linke die einzige Option“. Wagenknecht ist Spitzenkandidatin der Linkspartei für die Bundestagswahl.

Bei den jüngsten Landtagswahlen hatte neben der Union vor allem die Linkspartei Stimmen an die AfD verloren. Für Wagenknecht ist dieser Kurs deshalb konsequent. In den vergangenen Monaten war Wagenknecht aber immer wieder in die Kritik geraten, weil manche ihrer Äußerungen Positionen der AfD ähneln.

Nach dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Berlin etwa hatte Nordrhein-Westfalens AfD-Landeschef Marcus Pretzell auf Twitter von „Merkels Toten“ gesprochen. Vergangene Woche sagte Wagenknecht in einem Stern-Interview, Merkel trage eine „Mitverantwortung für den Anschlag: „Neben der unkontrollierten Grenzöffnung ist da die kaputtgesparte Polizei, die weder personell noch technisch so ausgestattet ist, wie es der Gefahrenlage angemessen ist.“ Pretzell lobte Wagenknecht dafür: „Eine kluge Frau.“

Auch jetzt sorgen ihre Äußerungen für Unmut. Kerstin Köditz, die die Arbeitsgruppe AfD des Parteivorstands leitet, kritisiert Wagenknechts Kurs: „Wenn es nur darum geht, so viele WählerInnen wie möglich zu bekommen, wir dafür aber eigene Inhalte aufgeben, wird sich in Deutschland langfristig nichts ändern.“

Und Thomas Nord, Schatzmeister der Linkspartei, sagte der taz: „Die Überschneidung des linken Wählerpotenzials mit dem der AfD ist sehr gering.“ Die Wahlstrategie seiner Partei sehe vor, sich auf die „Stammwähler, die Wechselwähler in der Überschneidung mit Grünen und SPD sowie die linken Nichtwähler“ zu konzentrieren. Die erreiche man, so Nord, „am besten mit aufgeklärter Politik, die sich an den Fakten orientiert. Zu denen gehört, dass es eine unkontrollierter Grenzöffnung durch Frau Merkel nicht gegeben hat.“ Die Grenzöffnung habe an den EU-Außengrenzen in Griechenland und Italien statt gefunden. „Die Alternative dazu wäre gewesen, die Flüchtlinge ertrinken zu lassen oder auf sie zu schießen, wie es etwa Beatrix von Storch von der AfD gefordert hat.“

SPD-Generalsekretärin Katarina Barley sagte im Hinblick auf das Stern-Interview, Wagenknecht bediene „die gleichen Vorurteile wie die Demagogen vom rechten Rand“. CDU-Generalsekretär Peter Tauber setzte Wagenknecht gar mit AfD-Chefin Frauke Petry gleich. Wagenknechts Aussage über Merkel mache „deutlich, dass die Linkspartei eine rote AfD ist“, sagte er der Bild am Sonntag. Wagenknecht und Petry seien „das doppelte Lottchen des Populismus in Deutschland“.

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