: Trump wettert, Ford tut was
Wirtschaft Donald Trump beschimpft die Autoindustrie, weil die in Mexiko investieren will, und die Manager ändern brav ihre Meinung. Das ist kein Jobwunder, sondern ein PR-Coup für den künftigen US-Präsidenten.
von Ingo Arzt
Eigentlich wäre das eine Investitionsentscheidung, wie sie ständig getroffen werden – doch kurz vor Trumps Amtseinführung am 20. Januar herrscht wirtschaftspolitischer Ausnahmezustand. Im Wahlkampf hatte Trump Ford immer wieder als unpatriotisch kritisiert, weil der Konzern Arbeitsplätze nach Mexiko verlagert hatte. Der Kandidat drohte mit 35 Prozent Einfuhrsteuern auf in Mexiko gebaute Ford-Wagen. Darauf reagiert nun offenbar das Management: Man versucht sich mit dem neuen Präsidenten gutzustellen.
Laut New York Times besprachen der und William C. Ford Jr. die Angelegenheit persönlich. Schließlich informierte Vorstandschef Mark Fields den neuen Präsidenten sogar vorab über die Entscheidung und erklärte dann auf einer Pressekonferenz in dem Werk in Flat Rock, er erwarte dank Trump künftig mehr Wachstum. Der attackiert nun den Ford-Rivalen General Motors – und droht auch diesem mit Strafzöllen.
In den USA führt das jetzt zu einer Debatte: Was heißt es, wenn ein Präsident sich persönlich in die Investitionsentscheidungen einzelner Unternehmen einmischt, ihnen gar droht – und das auch noch mit Dingen, die nicht umsetzbar sind? Einfach Strafzölle für einzelne Unternehmen verhängen kann Trump nämlich gar nicht.
Ein Vorgeschmack bietet Trumps Deal mit dem Klimaanlagenhersteller Carrier aus dem US-Bundesstaat Indianapolis, Heimat des Vizepräsidenten Mike Pence. Die Firma erhält auf Vermittlung des president elect Steuererleichterungen, um Arbeitsplätze nicht nach Mexiko zu verlagern.
Dass die Fabrik laut Washington Post automatisiert wird und trotzdem Arbeitsplätze verloren gehen, sind Details, die Trump nicht weiter kümmern. Selbst die erzkonservative republikanische Politikerin Sarah Palin sprach von „Vetternwirtschaft“.
Auch der Ford-Erfolg ist eigentlich eher eine PR-Aktion: Sein Modell Focus baut das Unternehmen wie geplant in Mexiko – nur eben nicht in einer neuen Fabrik.
Ohnehin sind bereits unter Barack Obama neue Arbeitsplätze in der Industrie entstanden. Laut offizieller Arbeitsmarktstatistik der USA kamen seit Januar 2010, also seit dem Ende der Finanzkrise, fast eine Million neue Jobs im produzierenden Gewerbe hinzu.
Obama hat es allerdings vorgezogen, einzelne Erfolgsmeldungen nicht für sich zu reklamieren. In der Dekade von 2005 bis 2015 sind in den USA laut einer Analyse der Universitäten Harvard und Princeton sogar 9,1 Millionen neue Jobs entstanden. Die Untersuchung zeigt aber auch, warum bei gut bezahlten Vollzeitjobs die Emotionen in den USA so hochgehen: Bei den neuen Arbeitsplätze handelt es sich fast komplett um unsichere Zeitarbeits- oder Teilzeitstellen.
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