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Gehackte E-Mails bei US-DemokratenDer Wladimir war's nett, doh!

Die Suche nach dem Urheber des Hacks geht weiter. Ein US-Sender bezichtigt den russischen Staatschef Putin. Sein Sprecher tut den Vorwurf als Unsinn ab.

Putin? Der ist gerade in Japan Foto: ap

Washington afp | Der russische Präsident Wladimir Putin soll dem US-Nachrichtensender NBC zufolge selbst Anweisungen für den Umgang mit den gehackten E-Mails der demokratischen US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton gegeben haben. Dies berichtete der Sender am Mittwochabend unter Berufung auf zwei hochrangige Geheimdienstverantwortliche. Putin habe dies anfänglich aus Rache getan, weil Clinton als Außenministerin öffentlich die Rechtmäßigkeit der russischen Wahlen von 2011 in Frage gestellt habe.

Dann habe der russische Präsident sein Vorgehen ausgeweitet, um das politische System in den USA als korrupt darzustellen, hieß es in dem Beitrag weiter. Putins Sprecher Dmitri Peskow wies die Vorwürfe am Donnerstag als „lächerlichen Unsinn“ zurück. Auf die Frage von Journalisten, ob es für die Vorwürfe eine Grundlage gebe, sagte er: „Für lächerlichen Unsinn kann es keinerlei Grundlage geben.“

Die Washington Post hatte am Freitag unter Berufung auf interne Unterlagen des US-Geheimdienstes CIA berichtet, dass Insider mit Verbindungen nach Moskau die Enthüllungsplattform Wikileaks mit gehackten E-Mails der Demokratischen Partei versorgt hätten, um zum Sieg des republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump beizutragen, der am 8. November gewählt wurde.

Die New York Times hatte berichtet, US-Geheimdienste gingen „mit hoher Sicherheit“ davon aus, dass russische Hacker in die Computersysteme sowohl der Republikaner als auch der Demokraten eingedrungen seien. Sie hätten aber nur die von den Demokraten gestohlenen Informationen an die Öffentlichkeit gebracht. Der designierte US-Präsident Trump hatte die Berichte am Sonntag als „lächerlich“ zurückgewiesen.

Dagegen bestätigte der republikanische Senator Lindsey Graham am Mittwoch, dass seine Wahlkampf-Accounts von russischer Seite gehackt worden seien. Er sei drei Monate vor der Präsidentenwahl am 8. November von der US-Bundespolizei FBI über einen Hackerangriff im Juni informiert worden, sagte Graham dem Nachrichtensender CNN. Der Senator forderte Untersuchungen des Kongresses zu den Vorfällen.

Unterdessen hieß es bei NBC, zur Vorbereitung eines möglichen Gegenschlags untersuchten US-Geheimdienste mittlerweile verstärkt Putins persönliche Vermögensverhältnisse.

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8 Kommentare

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  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    Putins Vermögensverhältnisse kann man sich eigentlich gut vorstellen.

    Wem sollte eine "Untersuchung" derselben nützen?

    Den Medien? Den Russen? Den Amis? Obama? Clinton?

    Schon wieder: lächerlich.

  • Alles korrekt -

     

    Taschendiebe unter sich - oder

    Dompfaff ruft Gimpel (o.s.ä¿) by

    Heinrich Böll!;))

  • "Der russische Präsident Wladimir Putin soll dem US-Nachrichtensender NBC zufolge selbst Anweisungen für den Umgang mit den gehackten E-Mails der demokratischen US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton gegeben haben. Dies berichtete der Sender am Mittwochabend unter Berufung auf zwei hochrangige Geheimdienstverantwortliche."

     

    Um solche internen Vorgänge in der russischen Führung zu kennen, müssten die amerikanischen Geheimdienste eine Quelle um unmittelbaren Umfeld Putins haben. Bedenkt man, wie Putin die US-Regierung in letzter Zeit immer wieder überrumpelt hat, ist das unwahrscheinlich.

     

    Fazit: Manchmal ist es besser, nicht zu dick aufzutragen...

  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    Alles lächerlich.

    Na, dann ist ja alles in Ordnung, bloß muss mir jemand noch die Überschrift erklären.

  • Wir wissen von 2 Hacks, einer beim DNC und einer beim Gmail-Konto von Podesta. Man braucht keine Tools oder Geheimdienste, um Gmail-Konten zu hacken, dafür benötigt man lediglich das richtige Kennwort. Im Wikileaks-Archiv von Podesta findet sich folgende E-Mail vom 19. März diesen Jahres:

    https://wikileaks.org/podesta-emails/emailid/34899

     

    Dies ist offenbar die Fishing-Mail, auf die nicht nur Podesta, sondern vor allem sein IT-Guru Charles Delavan reingefallen ist - hier die Bestätigung dazu der FAZ von heute:

    http://www.faz.net/aktuell/politik/wahl-in-amerika/geleakte-e-mails-in-clintons-wahlkampfteam-sorgen-fuer-furore-14574713.html

     

    Podesta ist also auf eine stinknormale Fishing-Mail reingefallen, und das hat mit den verbreiteten Indizien (russische IP, kyrillischer Text im Schadcode, Uhrzeit der Angriffe etc.) nichts, aber auch gar nichts zu tun. Reines Ablenkungsmanöver. Zudem sind diese Indizien einfach nur Müll, das fällt alles unter triviale OPSEC.

     

    Interessant ist übrigens, dass viele der geleakten E-Mails von Podesta mit DKIM-Signaturen versehen sind, diese garantieren mittels starker Kryptographie dass die E-Mail tatsächlich vom genannten Absender stammt und ihr Inhalt auf dem Transport zum Empfänger nicht verändert wurde. Erfunden wurde das, damit Mails nicht fälschlich als SPAM kategorisiert werden. Dummerweise ist eine DKIM-Signatur damit aber auch ein fälschungssicheres und unwiderlegbares "Siegel". Das sollte man im Hinterkopf haben, wenn z.B. Donna Brazil behauptet, die E-Mails seien gefälscht.

  • Es ist nahezu unmöglich den Ursprung eines "Hacks" zu finden. Die einzigen wirklich realistischen Möglichkeiten ist ein Geständnis oder man wird beim Verkauf der Daten erwischt, das weiß jeder der sich nur ein wenig mit der Materie auskennt.

     

    Und jetzt mal ernsthaft...die CIA....lol...

  • 1G
    10236 (Profil gelöscht)

    Jetzt gehen wir davon aus, dass russische Hacker unter gönnerhaftem Blick von Wladimir wirklich die Dems und Reps gehackt haben und dann WikiLeaks mit Clinton und DNC-Stories gefüttert haben. Zum einen hatte keiner den Wahrheitsgehalt dieser Informationen bestritten. Zum anderen hatte Team-Clinton in den eigenen Primaries beschissen und die ganze Zeit durch fast jeden Sender, jede Zeitung, jeden Promi und jeden Verbündeten sehr aktiv auf eigener Seite. Trump hatte die ganze Zeit durch all dies gegen sich. Und hat trotzdem gewonnen. Nun, man kann irgendwie verstehen, dass jetzt die Clinton, die Medien, die Promis und die Verbündeten ziemlich angepisst sind, wo am Vorabend der Wahl die NYT der HRC noch 85% gegeben hatte (http://www.nytimes.com/interactive/2016/upshot/presidential-polls-forecast.html?_r=0), die WaPo zwei Wochen früher gar 99% (https://www.washingtonpost.com/news/the-fix/wp/2016/10/24/donald-trumps-chances-of-winning-are-approaching-zero/?utm_term=.cab8b136fd5a#comments).

  • Wenn ich aus dem Guardian zitieren dürfte:

     

    "Craig Murray, the former UK ambassador to Uzbekistan, who is a close associate of Assange, called the CIA claims “bullshit”, adding: “They are absolutely making it up.”

     

    “I know who leaked them,” Murray said. “I’ve met the person who leaked them, and they are certainly not Russian and it’s an insider. It’s a leak, not a hack; the two are different things. ( https://www.theguardian.com/us-news/2016/dec/10/cia-concludes-russia-interfered-to-help-trump-win-election-report )"