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Kommentar Vergewaltigung in der TürkeiGottes Wille, Erdoğans Werk

Jürgen Gottschlich
Kommentar von Jürgen Gottschlich

In der Türkei könnte die Regierung Sex mit Mädchen ab 12 Jahren legalisieren. Noch wehrt sich die Gesellschaft. Die Islamisierung schreitet voran.

In Ankara gehen Frauen gegen die Legalisierung von Vergewaltigung auf die Straße. Wie lange noch? Foto: ap

O b ein Staat weltanschaulich neutral oder von einer religiös aufgeladenen Ideologie getrieben ist, sieht man im christlichen und islamischen Kulturkreis vor allem an der Gesetzgebung gegenüber den Frauen.

Fundamentalistische Christen, egal ob Katholiken wie in Polen oder protestantische Sekten wie in den USA, wollen an erster Stelle den Frauen verbieten, eine Schwangerschaft zu beenden. Abtreibung ist des Teufels. In islamistischen Regimes wird das Selbstbestimmungsrecht von Frauen noch weiter eingeschränkt, oft junge Mädchen schon zu legalen Sexualobjekten erklärt.

Ein guter Indikator dafür, wie weit eine Regierung sich bereits zu einem islamistischen Regime entwickelt hat, ist die Legalisierung von Sex mit Minderjährigen, in der Regel minderjährigen Mädchen. Islamisten sind der Meinung, ihre Religion erlaube Sex mit Mädchen, sobald diese ihre erste Periode hatten.

An der Frage der Legalisierung von Sex mit Minderjährigen kann man deshalb in der Türkei derzeit gut abmessen, wie weit Präsident Erdoğan und seine AKP mit dem Projekt der Islamisierung des Landes bereits vorangekommen sind.

Mädchenfeindlichkeit wird gesellschaftsfähig

Lange ging es darum, das Heiratsalter von Mädchen auf 16 Jahre abzusenken. Nachdem dies weitgehend gesellschaftsfähig geworden ist, sollen nun Sex und Heirat von Kindern ab 12 Jahren legalisiert werden.

Zunächst, wie jetzt vorgeschlagen, nur in Einzelfällen und unter besonderen Bedingungen – aber das ist, wie man zuvor schon gesehen hat, nur eine Bresche, die in die allgemeine Ächtung von sexuellem Missbrauch Minderjähriger geschlagen wird, um dann einige Jahre später Sex mit Kindern zur islamischen Normalität zu erheben.

Die letzten Schranken zum Schutz junger Mädchen sollen eingerissen werden

Noch ist die Türkei nicht soweit. Noch wehrt sich ein großer Teil der Gesellschaft vehement dagegen, die letzten Schranken zum Schutz junger Mädchen einzureißen. Doch Erdoğan ist hartnäckig. Was nicht sofort möglich ist, kommt etwas später. Es ist schließlich Gottes Wille.

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Jürgen Gottschlich
Auslandskorrespondent Türkei
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15 Kommentare

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  • „Der rechte Kampfbegriff "Islamisierung" gehört nicht in die taz!“

     

    Welcher Neusprech-Begriff sollte denn stattdessen in der taz stehen?

  • "...wie weit Präsident Erdoğan und seine AKP mit dem Projekt der Islamisierung des Landes bereits vorangekommen sind." Sie müssen noch klarstellen, dass das nichts mit dem Islam zu tun hat.

    • @Jürgen Matoni:

      Naja, die Herabsetzung des Schutzalters wird unter Berufung auf den Islam angestrebt. Wann immer jemand etwas im Namen des Islam tut, hat es auch etwas mit dem Islam zu tun - und sei es nur der Name. Dass es Muslime gibt, die dasselbe - eventuell sogar ebenfalls unter Berufung auf den Islam - verurteilen würden, ändert daran nichts. Eine Religion ist immer genau das, was der jeweilige Gläubige daraus macht, denn für ihn ist das genau so die einzige göttliche Wahrheit und Gottes Gebot, wie für den nächsten vielleicht das Gegenteil es sein mag.

       

      Die Frage ist also eher: Hat die islamistische Vorstellung von der ersten Periode eines Mädchens als Indikator für Ihre sexuelle Mündigkeit etwas mit JEDEM Muslim zu tun - muss er sich (mit)verantwortlich fühlen, wenn im Namen einer Religion, die zumindest denselben Namen trägt wie seine, Dinge verbreitet werden, die er für Sünde hält?

       

      Ich denke nicht, dass man diese Frage kategorisch verneinen - aber auch nicht durchgängig bejahen kann.

  • 3G
    33523 (Profil gelöscht)

    Kaum eine Woche vergeht ohne das in der taz ein Artikel erscheint in dem der islamische Feminismus gepriesen wird. Auch deutsche Feministinnin sind von der bedingungslosen Akzeptanz des Islam ganz angetan.

    Das hat freilich nichts damit zu tun wie der Islam funktioniert, sondern mit der identitätspolitischen Einfärbung des modernen Feminismus. Die Identitätspolitik stellt politische Inhalte in den Hintergrund und Hautfarbe, Religion, Geschlecht, sexuelle Orientierung,... in den Vordergrund.

     

    Diese Strömung ist eine der gefährlichsten unserer Zeit, denn sie befördert Gruppendenken jeglicher Art und legitimiert Diskriminierungen gegen große Bevölkerungsgruppen auf Basis von zum Großteil nicht veränderlichen Faktoren.

     

    Angesichts des Track-Records dieser Denke fragt man sich wie es immer wieder dazu kommen kann das sie eine bedeutende Rolle innerhalb der Gesellschaft erlangen kann.

    Vorangetrieben wurde die Identitätspolitik unter Hitler und in den USA vom Ku Klux Klan. Diese Formen wurde von den linken natürlich abgelehnt. Allerdings scheinen einige Linke doch weniger Abneigung gegen den Mechanismus der Identitätsbasierten politik zu haben, es müssen eben nur die "richtigen" diskriminiert werden.

  • Auch bei uns hat die Sexualmoral und das Verständnis vom Selbstbestimmungsrecht in den letzten 50 Jahren einige Kapriolen geschlagen. Noch vor 50 Jahren war bei uns männliche Homosexualität strafbar, Vergewaltigung in der Ehe nicht strafbar und Abtreibung strafbar. Es wäre daher heuchlerisch mit erhobenen Zeigefinger auf Gesellschaften zu zeigen, die in dieser Richtung sich nicht mit dem gleichen Tempo in die gleiche Richtung entwickelt haben.

    Was jedoch Angst macht, ist die Umkehr der Entwicklung. Ob in Polen Abtreibung selbst nach Vergewaltigung strafbar sein sollte, in Russland Homosexualität - wenn öffentlich gezeigt - wieder strafbar wurde oder eben in der modernen Türkei die Zeit zurück gedreht wird. Da ist Einmischung geboten.

    Beim Sex von Minderjährigen sind wir zudem selbst im Rückwärtsgang. Die sexuelle Revolution stellte die sexuelle Selbstbestimmung über die überholte Moral. Nun wird die sexuelle Selbstbestimmung für Jugendliche immer weiter reduziert. Auch wenn dies zum "Schutz" der Jugendlichen geschieht und wir Minderjährige nicht gleich wie in den USA wegen Sexting einsperren, tritt da öffentliche Moral wieder an die Stelle der Selbstbestimmung.

  • Ja. Islamisierung - sollte außen vor bleiben! - Allerdings nicht - weil es Woanders noch scheißer ist.

     

    Es ist die brutale Umsetzung von

    (Alt)männerphantasien via Kindersex!

    Ja - Gehste aufmerksam durch meine

    einschlägigen Veedels - aka -

    "Türkisch Sektor" - kannste solche Auswüchse schlicht nicht übersehen.

    Das ja! - Aber auch nicht das -unauffällig-betretene Beiseiteschauen Der Jüngeren - gerade der Paare.

    Die DITIPisierung eines Großteils der

    - vor allem nicht-kurdischen - türk. Community - stabilisiert leider in die Falschen Richtung!

    Roll back - als Erdo gan! That's it!

  • Wo bleiben die "islamischen Feministinen"?

  • stelle sich einer oder besser eine vor, ein missbrauchtes maedchen muss seinen peiniger auch noch heiraten. meine fresse, das ist doch nicht zum aushalten! ich wuensche diesem erdogan die hoelle!!!

  • "Ein guter Indikator dafür, wie weit eine Regierung sich bereits zu einem islamistischen Regime entwickelt hat, ist die Legalisierung von Sex mit Minderjährigen, in der Regel minderjährigen Mädchen."

    § 1303 II BGB

    War mir noch nicht bewusst, dass sich die deutsche Regierung schon so weit zu einem islamistischen Regime entwickelt hat.

    Des Weiteren hat Maas diesbezüglich schon weitere Testballon steigen lassen.

  • Der menschliche Geist ist schwach.Mehr als dreiviertel der Menschen sind für die Sklaverei des absurden Fanatismus geboren.Die Furcht vor dem Teufel macht sie blind und sie verwünschen den Weisen,der sie aufklären will.Der große Haufen unseres Geschlechts ist dumm und boshaft.Vergebens suche ich in ihm jenes Ebenbild Gottes,von dem es nach der Versicherung der Theologen,den Abdruck in sich tragen soll."

    Friedrich II. von Preußen

  • Der rechte Kampfbegriff "Islamisierung" gehört nicht in die taz!

     

    Ausserdem wäre die Türkei selbst mit der Gesetzesänderung immer noch sehr viel liberaler als andere orientalische Länder.

    • @Maike123:

      Das kann ja wohl bitte nicht Ihr Ernst sein ! Meine Frau kommt aus der Türkei, und leidet furchtbar unter dem was Sie hier versuchen zu relativieren und als "rechts" abzustempeln, unter der Islamisierung der Türkei ! Ihr Land driften in den Islamischen Faschismus ab und die negieren es um ein gutes Gefühl zu haben ein Kämpfer gegen Rechts zu sein, das ist Ignoranz in Reinform! Sie verraten all jene die eben unter dieser Islamisierung zu leiden haben, den Journalisten, den Künstlern, den Freidenkern, all jene die nicht Gläubig sind. und der Vergleich mit anderen Ländern .... was für eine bodenlose Frechheit, getrost den Motto : regt euch nicht auf woanders ist es schlimmer ??

      Soviel Arroganz und wohlfeiles linkes Gerede macht mich fassungslos, Hauptsache man ist zuhause vom Computer "gegen Rechts" , ganz egal wie sehr die Islamisierung den Tatsachen entsprechen und ganz egal wie viele dafür über die klinge springen müssen.

  • Es ist nicht allein Erdogan anzulasten, man darf im Fall der Türkei ja nicht vergessen das gut die Hälfte der Bevölkerung alles was er so vorhat bzw umsetzt lautstark begrüsst.

     

    Es ist ein Riß zu sehen (wie es ihn momentan in vielen Teilen der Welt gibt) zwischen Fortschritt auf der einen Seite und einer Lust auf Abkehr von Ratio etc auf der anderen.

  • 3G
    33293 (Profil gelöscht)

    Was für ein Horror! Mir tun die Mädchen in der Türkei leid. Was macht unsere Regierung dagegen, Saktionen sind ja wahrscheinlich schon geplant, gelle?

    Herr Steinmeier ist wahrscheinlich wieder mindestens irritiert sein, na das wird ja ein echt töfter Präsident!

    Vermutlich ist die Gesetzgebung in Saudi-arabien wesentlich frauen-freundlicher, weshalb wir ja Waffen zu den Scheichs liefern lassen - danke dafür Siggi - damit die die Reformbewegungen im Jemen mit unseren Waffen (ah,ja und ami-armor) in Grund und Boden gebombt werden kann.

    Ja, wir sind einfach die Guten und frau Merkel die Führenin der freien Welt. --- das ist doch alles nur noch zum KOTZEN!!!.

    Haben unsere Politiker alle kein Herz? Aber das verstehe ich ja wahrscheinlich alles nicht, Sachzwänge, Diplomatie, blah,blah,blah....kotz,kotz,kotz, Arschlöcher!

    • 3G
      33293 (Profil gelöscht)
      @33293 (Profil gelöscht):

      bitte seien Sie so freundlich und tauschen Arschlöcher gegen a####++++++