piwik no script img

Kein Mut zum Sprung

Kommentar

von Stefan Alberti

Grüne wollen das Innenressort nicht

Es sei Zeit für einen grünen Innenminister: Fünf Jahre ist das her, dass die Wochenzeitung Zeit einen grünen Spitzenpolitiker so zitierte. Und zwar nicht einen Realo auf den Spuren des zur SPD konvertierten Otto Schily, sondern einen Säulenheiligen der Parteilinken, Jürgen Trittin.

Fünf Jahre später hätte es so weit sein können, hätten die Grünen in Berlin die Senatsverwaltung für Inneres für sich beanspruchen und zum ersten Mal in der deutschen Geschichte einen Innenministerposten besetzen können. Dazu aber fehlte offenbar der Mut. Ihre Verhandler entschieden sich lieber dafür, Radwege zu bauen, Wirtschaftsförderbescheide zu verteilen und den Strafvollzug zu managen.

Das kann man so machen. Muss man aber nicht. Jedenfalls nicht dann, wenn man auch jenseits der eigenen Stammklientel Wähler davon überzeugen will, dass die Grünen regierungsfähig sind und irgendwann auch mal Nummer 1 sein könnten.

Doch komischerweise gilt als Maßstab für das Ansehen des Innenressorts vorrangig die wenig überzeugende Amtsführung von CDU-Mann Frank Henkel, mit überzogenen Polizeieinsätzen teils ohne ausreichende Rechtsgrundlage. Woraus man ableitete, dass Grüne auf dem Posten gegen die eigene Klientel prügeln lassen müssten.

Dass das auch anders geht, dass man als Innensenator in den Beliebtheitsumfragen sogar ganz oben landen kann, zeigte Henkels SPD-Vorgänger Ehrhart Körting. Eine grüne Senatorin hätte daran anknüpfen, hätte zeigen können, wie man es eben viel besser macht als jüngst die CDU. Sie hätte zudem der Innenbehörde die dringend nötige Modernisierung verpassen und damit Punkte sammeln können.

Das alles wird es also nicht geben, das Innenressort übernimmt der bisherige SPD-Stadtentwicklungssenator, der mit innerer Sicherheit bisher nicht viel zu tun hatte. Dieser Ministerjob sei „vielleicht eine der letzten Hürden, die wir noch nehmen müssen“, hatte Trittin schon 2011 gemutmaßt. Doch auch dieses Mal fehlte den Grünen der Mut zu springen.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen