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Schulfrei beim Gipfel

Gefahr Schanzenviertel Grundschule rät Eltern, während des OSZE-Treffens Kinder zu Hause zu lassen

Rund 10.000 Polizisten werden im Einsatz sein

Wenn am 8. und 9. Dezember rund um die Messehallen im Schanzen- und Karolinenviertel wegen des OSZE-Außenministergipfels Ausnahmezustand herrscht, bleiben nicht nur viele Kindertagesstätten geschlossen, sondern es fällt womöglich in der Region auch die Schule aus.

Die Ganztagsgrundschule Schanzenviertel, deren beide Schulkomplexe in der Ludwigstraße und Altonaer Straße in der Nähe der Messehallen liegen, hat in einem Informationsblatt an Eltern die klare Anweisung gegeben, ihre Kinder nicht alleine zur Schule gehen zu lassen, sondern sie hinzubringen und wieder abzuholen.

„Um ihr Kind nicht allein in einen plötzlichen Polizeieinsatz geraten zu lassen, bitte ich Sie, an diesen beiden Tagen ihr Kind auf jeden Fall zur Schule zu bringen und es auch wieder abzuholen“, heißt es in dem Schreiben der Schulleitung, das der taz vorliegt. Rund 10.000 PolizistInnen werden an den zwei Tagen im Einsatz sein. „Kein Kind darf an diesen beiden Tagen alleine gehen!“, heißt es deshalb.

Überhaupt wird den Eltern wegen der unkalkulierbaren Risiken freigestellt, ob sie an den beiden Tagen ihr Kind ganz zu Hause lassen. Denn rund um die Messehallen werde es Sicherheitszonen mit Straßensperren geben, in denen die Polizei mit schwerer Bewaffnung wie Panzerwagen und Maschinenpistolen unterwegs sein wird. Zudem wisse die Polizei nicht, ob es zu Gegendemonstrationen kommt, sodass es kurzfristig und unerwartet zu unüberschaubaren Gemengelagen kommen könne – und die Schüler mittendrin.

Der Brief der Schulleitung ist zwar nicht mit der Schulbehörde abgestimmt, stößt dort aber auf Wohlwollen. „Der Brief musste mit uns nicht abgestimmt werden“, sagt Schulbehördensprecher Peter Albrecht. Die Aufforderung an die Eltern, die Kinder in der Schule abzuliefern, sei eine Art Vorschlag.

„Die Eltern können natürlich nicht dazu verpflichtet werden, ihre Kinder zu bringen oder abzuholen“, sagt Albrecht. Auch wenn die Eltern ihre Kinder während des Gipfels zu Hause ließen, sei das okay: „Die Eltern haben das Recht, ihre Kinder bei Gefahr nicht zur Schule zu schicken,“ sagt Albrecht. Das gelte sonst bei Eis und Schnee auf dem Schulweg oder Krankheiten in der Schule, so der Sprecher. „Wir reden aber noch mal mit der Polizei, ob das auch beim OSZE-Gipfel Anwendung finden kann.“ Kai von Appen

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