: Gewalt, die bleibt
Frauenhaus In Frankfurt schaut eine Ausstellung auf dessen Geschichte
Ein Achselzucken ist die gängige Antwort auf die Frage, was denn vom Aufbruch von 1968 und von der autonomen Frauenbewegung geblieben sei. Diese Wurstigkeit zu kontern, ist eine Ausstellung geeignet, die im Frankfurter Karmeliterkloster gezeigt wird: „Das Private ist politisch“. Der vor 40 Jahren gegründete Verein „Frauen helfen Frauen e. V.“ hält Rückschau.
Ihr nachhaltigstes Projekt war die Gründung des Frauenhauses 1978. Das Frankfurter Frauenhaus war das zweite nach Berlin. Heute gibt es in der Bundesrepublik rund 300 Frauenhäuser und 50 Schutzwohnungen. Bei der Ausstellungseröffnung blickte die Frauen- und Geschlechterforscherin Margrit Brückner auf die Ziele der Frauenhausbewegung zurück: Zunächst sollten Frauen und Kindern, die Opfer von häuslicher Gewalt wurden, Schutz und Beratung gewährt werden. Das geschah ehrenamtlich und nebenberuflich, bis sich herausstellte, dass diese Arbeit nur von professionellen Fachkräften (Sozialarbeiterinnen, Psychologinnen, Juristinnen) geleistet werden kann. Das zweite Ziel war es, die Öffentlichkeit darüber aufzuklären, dass Gewalt gegen Frauen „kein Unglück ist, sondern ein Unrecht“ (Margrit Brückner), gegen das mit entsprechenden Mittel vorgegangen werden muss. Das hört sich heute selbstverständlich an, wie die neue Frankfurter Kulturdezernentin Ina Hartwig ausführte, war aber in den 70er und 80er Jahren erst nach harten Kämpfen gegen kommunale Politiker, Verwaltungsbehörden, Polizei und Justiz durchzusetzen.
Wie nötig diese Aufklärungsarbeit über Gewalt gegen Frauen noch ist, zeigt die Tatsache, dass die Zahl der registrierten Fälle von häuslicher Gewalt – zu 90 Prozent von Männern gegen Frauen und Kinder – ziemlich konstant ist – bei wechselnder kultureller Herkunft von Opfern und Tätern. Allein in Hessen werden pro Jahr 7.000 Frauen und 5.000 Kinder Opfer von Gewalt. Im Laufe der Zeit wurde auch deutlich, dass auch männliche Täter beratungs- und therapiebedürftig sind.
Entstanden nach der Devise „Das Private ist politisch“, sind Frauenhäuser heute öffentlich anerkannte Institutionen. Durchaus ein Grund, zu feiern, und eine Motivation, weiterzukämpfen, wie alle Rednerinnen betonten. Rudolf Walther
Im Karmeliterkloster in Frankfurt, bis 13. 11. 2016
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