Stefan Alberti sieht in Charlottenburg die Grünen in Versuchung
: Nur Dritter bei der Wahl, aber Erster im Bezirksamt?

Es bleibt spannend in der Charlottenburg-Wilmersdorfer Bezirkspolitik. Anders als bei den Verhandlungen über die alternativlose rot-rot-grüne Koalition auf Landesebene gibt es da nämlich eine (Aus-)Wahl. Und die wird für die Grünen schier zur Qual. Zumindest haben sie sich am Dienstagabend nicht wie erwartet entscheiden können, ob sie nun Bürgermeister im Bezirk können. Es kam vielleicht auch alles ein bisschen überraschend für die Partei. Schließlich haben die Grünen bei der Wahl am 18. September eher suboptimal abgeschnitten und gegenüber der Wahl 2011 tüchtig verloren, mehr sogar als die SPD.

Weil auch noch die CDU stärker war, schien da nichts zu machen zu sein mit der Bürgermeisterei. Denn das gab es nach taz-Kenntnis noch nie, dass eine Partei den Bürgermeister stellt, die nur drittgrößte Fraktion im 55-köpfigen Bezirksparlament ist. Es schien also auf eine erneute Koalition mit der SPD hinauszulaufen, die auf Bezirks­ebene etwas sperrig Zählgemeinschaft heißt.

Tja, bis da dieses Angebot von der CDU kam. Und zwar nicht von der „Henkel-CDU“, diesem vor der Wahl eingeführten Synonym für die dunkle Seite der Macht. Nein, auf den Plan trat Stefan Evers, Vizechef der Abgeordnetenhausfraktion, eloquent, charmant und in den Augen auch führender Grünen einer der Guten bei der CDU.

Der legte ein verführerisches Angebot vor: Wir CDUler unterstützen euch Grüne ,und mit der FDP basteln wir uns dazu eine Jamaika-Koalition zusammen. Für die Grünen könnte es nach Kreuzberg und voraussichtlich Mitte der dritte Bürgermeisterposten sein. Da wäre mehr als bei der CDU mit zwei und auf Augenhöhe mit der Linkspartei.

Und das macht die CDU einfach so? Offiziell geht es natürlich nur um Inhalte, wie Evers beteuert.

Doch wie zu hören ist, erwartet die CDU im Gegenzug, dass sie im fünfköpfigen Bezirksamt für Stadtentwicklung zuständig ist, für das aus Sicht vieler einflussreichste Ressort, das derzeit die SPD besetzt. Evers dementierte am Mittwoch gegenüber der taz, dass er selbst – immerhin stadtentwicklungspolitischer Sprecher seiner Fraktion – Interesse an diesem Stadtratsposten hat: Er sei mit seinem landespolitischen Engagement durchaus ausgelastet.

Alles noch offen, werden die Grünen der CDU sagen müssen, wenn es am heutigen Donnerstag in die zweite Runde auslotender Gespräche geht. Aber nächste Woche, da soll das geklärt sein. Doch das hieß es ja vergangene Woche auch schon über diese …