: Henkel räumt den Platz
CDUNach dem Rücktrittsangebot von Landeschef Frank Henkelsoll Monika Grütters es richten. Doch die wollte schon mal nicht
von Stefan Alberti
Sie muss jetzt bloß noch Ja sagen: „Moni“, die Ministerin, die Frau Grütters. Die persönliche Nähe variierte, aber die Botschaft blieb gleich bei dem, was zur Nachfolge von Landeschef Frank Henkel am Dienstag aus der CDU zu hören war. Der hatte zuvor seinen sofortigen Rücktritt angeboten, sich aber angeblich überreden lassen, bis zur regulären Vorstandsneuwahl im Frühjahr weiter zu machen. Das Problem für die CDU ist: Monika Grütters könnte am Ende wieder Nein sagen.
Am Montagabend hatte die CDU bestätigt, dass Henkel in der Parteiführung seinen Abgang anbot. Am Wahlabend noch hatte er Fragen nach persönlichen Konsequenzen aus dem schlechtesten CDU-Wahlergebnis aller Zeiten verneint. Grütters drückte ihm vor laufenden Kameras Blumen in die Hand und setzte darauf, dass Henkel weitermachen würde.
Schon da konnte man, wenn man wollte, die Hoffnung mitschwingen hören, der Kelch möge an ihr vorübergehen. Oft genug hat Grütters gesagt, sie habe als Kulturstaatsministerin „den schönsten Job der Republik“. Viel zu gern macht sie ihn, um übergroßes Interesse zu haben, mehr Zeit als jetzt der nicht immer spannenden Parteiarbeit widmen zu müssen. Es ist ein Job mit vielen oft interessanten Reisen und Terminen, der nicht übermäßig viel Zeit lässt, zusätzlich die Orts- und Kreisverbände abzuklappern.
Einer, der genau das intensiv macht, hat Grütters selbst nach vorn geschoben: „Wir haben viele gute Frauen und Männer in unserer Partei für dieses Amt“, sagte Generalsekretär Kai Wegner am Dienstag, „dabei ist Monika Grütters zweifelsohne eine ganz herausragende Persönlichkeit.“ Wegners Name wurde schon genannt, als es vor der Wahl Zweifel an Henkels Spitzenkandidatur gab. Doch der stand zumindest nach außen hin treu zu Henkel.
Generalsekretär Kai Wegner
Grütters und Wegner sind Kollegen in der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Wegner ist dort seit 2009 Berliner Landesgruppenchef. Galt er früher manchen als Law-and-order-Mann, ist sein Image heute das des Schwarz-Grün-Propagandisten. Im Sommer 2015, als die Berliner CDU über ihre Haltung zur Homo-Ehe abstimmte, war er ein führender Kopf der am Ende erfolglosen „Pro“-Kampagne.
Bis Sonntagabend wäre ein natürlicher Kandidat auch Thomas Heilmann gewesen, der wie Grütters Vizeparteichef ist. Doch der schaffte es nicht ins Abgeordnetenhaus. Ein Mandat dort ist zwar keine Voraussetzung für den Parteivorsitz, erleichtert die Sache aber. „Als Kreisvorsitzender mit Mandat kann man mehr bewegen als ohne“, hatte er selbst seine erstmalige Parlamentskandidatur begründet.
Kai Wegner hatte Grütters übrigens schon Ende 2001 als neue CDU-Vorsitzende vorgeschlagen, als die Zeit des langjährigen Parteichefs Eberhard Diepgen zu Ende ging. „Eine junge Frau wie Monika Grütters hätte etwas Charmantes“, sagte er, der damals 29-Jährige, in einem Radiointerview über die zehn Jahre Ältere. Zumindest damals war das für Grütters kein Grund, Ja zu sagen.
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