piwik no script img

„Akuter Handlungsbedarf“

Belastung Zum Schutz des Trinkwassers: Niedersachsens Umweltminister Stefan Wenzel fordert strengere Regeln fürs Düngen

Stefan Wenzel macht Druck. Im Kampf gegen die Grundwasserbelastung forderte Niedersachsens Umweltminister mehr Tempo von der Bundesregierung: „Wenn über die Hälfte der Landesfläche Niedersachsens in Bezug auf den Nitratgehalt im Grundwasser als in einem schlechten Zustand befindlich eingestuft wird, dann besteht akuter Handlungsbedarf“, sagte der Grünen-Minister am Wochenende.

Wo freiwillige Maßnahmen nicht griffen, so Wenzel weiter, müsse am Ende das Ordnungsrecht her. 24 Kreise im Land, deren Grundwassermessstellen Werte von mehr als 50 Milligramm Nitrat – dem gesetzlichen Grenzwert – angezeigt hätten, habe sein Ministerium direkt angeschrieben. Wenzel verwies auf die Grundwasserrahmenrichtlinie der EU und das Wasserrecht mit seinem Verbesserungsgebot: „Wer sich nicht daran hält, darf sich auch nicht über verschärfte Kontrollen oder drastische Sanktionen wundern.“

Gerade erst hatte das Bundesumweltministerium bekannt gegeben, dass der Nitratgehalt des Grundwassers an immer mehr Orten in Deutschland steigt: Lag der Anteil der Messstellen, an denen der Grenzwert überschritten wurde, im vergangenen Jahr bundesweit bei 18,1 Prozent, sind Schleswig Holstein (50 Prozent) und Niedersachsen (60 Prozent) besonders stark betroffen.

In schlechtem Zustand sind rund die Hälfte der Grundwasservorkommen in Niedersachsen schon seit Längerem. Grund sind dem Bundesumweltministerium zufolge vor allem chemische Belastungen mit Stickstoffen wie Nitrat. Ein wesentlicher Grund dafür ist ein Übermaß an Dünger auf den Feldern, vor allem in Regionen mit intensiver Viehhaltung.

„Unsere Böden haben ein langes Gedächtnis“, sagte Wenzel. Es brauche Jahrzehnte, um von belastetem Grundwasser wieder zu klarem, sauberem Wasser zu gelangen. (dpa/taz)

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen