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Mikroskop und Fingerabdruck

Prüfung Auf dem Papier betreibt das Bamf einen erheblichen Aufwand, um die Identität von Flüchtlingen festzustellen

BERLIN taz | Kritik an Entscheidungen des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (Bamf) ist nicht neu. Schon Ende 2015 bemängelte der Betriebsrat der Behörde in einem internen Brief: De facto werde in den Asylverfahren nicht mehr überprüft, ob die angegeben Identität eines Antragstellers tatsächlich stimmt. Damals wie heute weist das Bamf die Kritik aber zurück – und verweist auf eine Reihe von Kontrollmaßnahmen.

Ausweis

Zweifeln Mitarbeitern in den Bamf-Außenstellen an der Echtheit eines Ausweises, schicken sie ihn in die Behördenzentrale nach Nürnberg. In der Abteilung PTU (kurz für Physikalisch-technische Urkundenuntersuchung) sitzen Experten, die das BKA eigens ausgebildet hat. Sie verfügen über eine Sammlung mit hunderten Originaldokumenten aus der ganzen Welt. Mit Hilfe dieser Sammlung kontrollieren sie, ob der Ausweis eines Flüchtlings echt oder gefälscht ist. Dafür verwenden sie unter anderem hochauflösende Mikroskope (mit denen sie etwa die Drucktechnik untersuchen) oder UV-Lampen (die fluoreszierende Wasserzeichen sichtbar machen). Das hilft allerdings nichts, wenn die Passvorlage echt und nur die Identität gefälscht ist.

Sprachanalyse

Bleiben nach der Urkundenuntersuchung Zweifel oder legt eine Personen erst gar keinen Ausweis vor, kann das Bamf auch auf eine Sprachanalyse zurückgreifen. Dafür zeichnen die Mitarbeiter Gespräche mit Flüchtlingen auf, die Aufnahmen werden dann von ausgebildeten Sprachwissenschaftlern überprüft. Nach Angaben der Behörde können Sprache und Dialekt „in einem spontanen Text von einiger Dauer in aller Regel nicht grundlegend verändert oder verfälscht werden“. Deshalb lasse sich durch die Sprachanalyse zuverlässig feststellen, aus welcher Region eine Person stammt.

Fingerabdruck

Standardmäßig muss jeder Flüchtling seine Fingerabdrücke abgeben. Diese gleicht das Bamf mit verschiedenen Datenbanken ab. Auf europäischer Ebene gehört dazu zum Beispiel die Eurodag-Datenbank, die Fingerabdrücke von Personen enthält, die illegal in die EU eingereist sind oder innerhalb der EU Asyl beantragt haben. Auf nationaler Ebene vergleicht sie die Fingerabdrücke mit denen von polizeibekannten Personen, die das BKA gespeichert hat.

Landeskenntnisse

Zweifeln bezüglich der Identität können Entscheider in den Außenstellen des Bamf auch selbst in Gesprächen nachgehen. Die Mitarbeiter verfügen laut der Behörde über „sehr detailliertes Wissen zu geografischen Gegebenheiten, Sitten und Bräuchen“ in den Herkunftsländern und können daher einschätzen, ob sich ein Flüchtling in seiner angegebenen Heimat tatsächlich auskennt. Tobias Schulze

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