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Freiwillige für den Davis Cup gesucht

Tennis Am Dienstag muss Cheftrainer Michael Kohlmann sein Team für das so wichtige Playoffspiel im Davis Cup gegen Polen benennen. Doch es fehlt noch mindestens ein Spieler – und niemand will

Wird auch nicht antreten: Alexander Zverev, hier bei den US Open Foto: ap

aus New York Doris Henkel

Auch der letzte Versuch änderte nichts. Mit der erwarteten Absage kehrte Teamchef Michael Kohlmann in New York von einem Gespräch mit Alexander Zverev zurück, der ihm noch mal mitteilte, dass er in knapp zwei Wochen beim Playoffspiel der deutschen Mannschaft im Davis Cup nicht spielen wird. Es geht in diesem Spiel gegen Polen in Berlin darum, den Abstieg aus der Weltgruppe zu verhindern, am Dienstag muss Kohlmann sein Team benennen, aber einstweilen fehlt noch mindestens ein Spieler.

Zverev, der Anfang März in Hannover ein starkes Debüt gegeben hatte, mag nicht in Berlin spielen, weil ihm weder der Belag (Sand) noch der Termin in den großen Plan passt. Kohlmann sagt, er habe mehrmals mit dem Kandidaten Z. gesprochen und versucht, die Bedeutung eines Einsatzes zu verdeutlichen. Alexander Zverev hingegen mochte sich in der ersten Woche der US Open nicht zu dem Thema äußern, meinte, dazu sei es zu früh und behauptete darüber hinaus, niemand vom Deutschen Tennis Bund (DTB) habe mit ihm über das Thema geredet. Falsch, sagt Kohlmann. „Ich würde lügen, wenn ich jetzt sagen würde, ich hätte nicht mit ihm gesprochen.“

Auch mit dem nächsten Kandidaten gibt es Probleme, wenn auch anderer Art. Philipp Kohlschreibers Versuch, nur ein paar Wochen nach der Stressfraktur im Fuß bei den US Open zu spielen, hatte zu erneuten Schmerzen und zur Aufgabe in der ersten Runde geführt. Am Montag wird er sich noch mal untersuchen lassen, aber es ist jetzt schon absehbar, dass er in Berlin nicht in der Lage sein wird, wie bei den letzten Begegnungen drei Spiele zu machen – wenn er denn überhaupt dabei sein kann.

Michael Kohlmann sagt, er sei sehr überrascht gewesen, Kohlschreiber in New York zu sehen. Der Augsburger erklärte, er habe es probieren wollen, nachdem ihm die Ärzte die Entscheidung überlassen hatten. Und auch Dustin Brown, der im vergangenen Jahr beim Abstiegsspiel in der Dominikanischen Republik sein Debüt im Davis Cup gegeben hatte, spielte in New York sowohl im Einzel als auch im Doppel, obwohl er sich in Rio bei einem Fehltritt einen doppelten Bänderriss zugezogen hatte. Auch er will nicht in Berlin spielen. Kohlmann sagt, Brown habe die Absage mit dem Ziel begründet, so bald wie möglich zu den Top 60 der Welt zu gehören. Brown findet, so sei die Sache nicht richtig wiedergegeben, schließlich sei er ja verletzt gewesen. Doch die kaum überstandene Verletzung hinderte ihn nicht am Start bei den US Open, womit er – ebenso wie Kohlschreiber – ganz bewusst ein gut honoriertes Risiko in Kauf nahm. Kohlmann wundert sich: „Er will in die Top 60 und keine Challenger mehr spielen. In der Davis-Cup-Woche geht er aber bei einem Turnier in Stettin an den Start. Das würde ich jetzt mal unkommentiert lassen.“

„Die Partie zeigt, was manche Spieler vom Davis Cup halten“

Cheftrainer Michael Kohlmann

Florian Mayer und Jan-Lennard Struff sagten dem Teamchef zu, aber der glaubt, er brauche mindestens noch einen Einzelspieler, um gegen Polen zu gewinnen, denn im Doppel sei die Chance nicht allzu groß. Aber wer soll der dritte Einzelspieler sein? Nächster Kandidat ist Benjamin Becker, der erklärte, falls man ihn brauche, stehe er zur Verfügung, aber es ist kein Geheimnis, dass Sand nicht zu Beckers besten Belägen gehört.

Mischa Zverev, Alexanders älterer Bruder, der in New York in der zweiten Runde gelandet war, mag nicht. Dabei hatten die Brüder gerade erst erzählt, wie schön sie es fänden, in vier Jahren bei Olympia Doppel für Deutschland zu spielen. Theo­retisch hätten sie ja in Berlin schon mal üben können. Theo­retisch.

Weitere Kandidaten sind Daniel Brands und der junge Maximilian Marterer, vielleicht auch Michael Berrer – irgendwer muss es machen. Kohlmann sucht schon eine ganze Weile – ohne allzu großen Erfolg, von Freude ganz zu schweigen. Er wolle das jetzt nicht in Worte fassen, sagt er, aber wenn das alles vorbei sei, müsse man sich schon mit dem Präsidium des Deutschen Tennis Bundes zusammensetzen setzen und beraten, welche Konsequenzen aus den Absagen zu ziehen sind. „Das ist jetzt so eine Partie, die auch zeigt, was manche Spieler vom Davis Cup halten“, sagt er. Es gibt im deutschen Tennis im Moment ganz sicher schönere Jobs als seinen.

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