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Die WahrheitKatzen, Hamster, Hunde, Briten

Kolumne
von Ralf Sotscheck

Rund um die Downing Street ist so einiges auf vier Pfoten unterwegs – in offizieller und amtlicher Funktion für die britische Regierung.

D ie Briten haben seit dem EU-Referendum Angst vor der Zukunft. Für den Sehr Ehrenwerten Larry ist der mit dem Brexit verbundene Wechsel an der Spitze der britischen Regierung gut ausgegangen. Er darf bleiben, so hat die neue Premierministerin Theresa May entschieden. Schließlich sei Larry Beamter. Ihr Vorgänger David Cameron hatte ihn 2011 eingestellt, nachdem bei einem Live-TV-Interview eine Ratte vor dem Amtssitz in der Downing Street Nr. 10 zu sehen war. Larry wurde zum „Chief Mouser to the Cabinet Office“ ernannt, also zum Obersten Mäusejäger des Kabinetts.

Man muss die exzentrischen Engländer dafür lieben, dass sie einer Katze einen Ehrentitel und einen Kabinettsposten verleihen. Das geht auf Heinrich VIII. zurück. Larrys Freude währte aber nicht lange, denn ins Nachbarhaus Nr. 11, den Amtssitz des damaligen Schatzkanzlers George Osborne, zog Freya ein. Die zweibeinigen Bewohner der beiden Häuser in der Downing Street sind noch nie miteinander ausgekommen, und bei den Katzen ist es nicht anders.

Einmal haute Freya nachts ab. Eine Sozialarbeiterin fand sie in Vauxhall und nahm sie über Nacht mit nach Hause. Am nächsten Tag rief sie die auf dem Halsband notierte Telefonnummer an und landete beim Schatzkanzler. Der schickte eine Limousine. Die Sozialarbeiterin gab der Katze einen Brief mit. Sie habe bis fünf Uhr morgens vergeblich versucht, Schlafplätze für 24 Obdachlose zu finden, schrieb sie: „Und dann wird diese Katze von einem Chauffeur abgeholt. Bitte kürzt das Geld für Obdachlose nicht noch mehr.“

Osborne ist aber nicht nur die Katze weggelaufen, selbst der Familienhamster hat es bei ihm nicht ausgehalten und setzte sich ab. Nach zwei Wochen Suchen fand ihn schließlich Freya, was ihr jedoch nicht viel nützte. Sie wurde vom Schatzkanzler in die Wüste geschickt beziehungsweise nach Kent, was das Gleiche ist. Stattdessen zog Lola bei ihm ein, eine Bichon Frisé. Das ist eine winzige Designer-Hunderasse, die aussieht wie ein gekräuselter Zwergpudel, der durch eine Autowaschanlage gelaufen ist. Lola gilt als ruhig und brav, so wie sich Osborne auch das Stimmvieh gewünscht hat.

Frieden hat Larry aber deshalb nicht. Inzwischen ist Gladstone ins Nachbarhaus eingezogen, und das Außenministerium hat mit Palmerston und das Kabinettsbüro mit Cromwell ebenfalls Katzen angeschafft, die Larry ständig auflauern. Warum benennen sie die Katzen eigentlich nach Premierministern?

2009 twitterte der britische Staatssekretär John Baird, dass Thatcher gestorben sei. Bei einem Gala-Dinner von 2.000 Konservativen in Toronto breitete sich die Nachricht in Windeseile aus. Premierminister Stephen Harper beauftragte seinen Sekretär, eine Beileidsbotschaft nach London zu schicken. Es handelte sich aber nicht um den Eisernen Kotzbrocken, sondern um Bairds sechzehn Jahre alte Katze, die er nach der ehemaligen Premierministerin benannt hatte. Wäre die mit sechzehn gestorben, wäre den Briten viel erspart geblieben.

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1 Kommentar

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  • Premierministerin Theresa May (von mir aus auch die Queen) sollte Ralf Sotschek demnächst unbedingt zum Chief advertising medium to the Empire ernennen, finde ich. Und zwar mit allen Ehren, eigener Limousine nebst Choffeur und Wohnung in der Downing Street 12. Wenn Sotschek nämlich über "die Briten" schreibt, finde ich die meisten von ihnen beinahe sympathisch. Wenn andere über sie schreiben, ist das regelmäßig nicht der Fall.