piwik no script img

Polizist hatte Kinderpornos

BEWÄHRUNGS-STRAFE

Im Saal des Amtsgerichts Hannover gab sich der Verteidiger von Torsten S. große Mühe, den Bundespolizisten selbst wie ein Opfer dastehen zu lassen. Der hatte per Whatsapp ein Foto von einem am Boden liegenden, gefesselten Marokkaner an einen Kollegen geschickt. Und mit „Dann hat der Bastard erst mal den Rest gammeliges Schweinemett aus dem Kühlschrank gefressen“ kommentiert. Der Beamte, der erst selbst zustimmende Antworten dazu geschickt hatte, verpfiff seinen Kollegen.

Die Misshandlungsvorwürfe gegen Flüchtlinge in der Dienststelle der Bundespolizei im hannoverschen Hauptbahnhof gegen S. hat die Staatsanwaltschaft fallen gelassen. Bei den Ermittlungen stieß die Polizei in seinem Haus jedoch auf kinder- und jugendpornografische Bilder und Videos, teilweise von Kleinkindern und Babys und auf eine Pumpgun und Munition. Wegen dieses Besitzes und der Verbreitung des Fotos, das den gedemütigten Marokkaner zeigt, verurteilte Richter Koray Freudenberg S. am Dienstag zu zehn Monaten Haft auf Bewährung und 100 Arbeitsstunden.

S. hatte gestanden, schwieg aber auf der Anklagebank und mied den Blick in den voll besetzten Zuschauerraum. Der „Folterskandal“ bei der Polizei hatte große öffentliche Aufmerksamkeit erregt. „Sein Gesundheitszustand ist nicht der Beste“, sagte Verteidiger Ralf Jordan über seinen Mandanten. S. befände sich in psychologischer Behandlung, lebe von seiner Frau und der vierjährigen Tochter getrennt und sogar sein Fitnessstudio habe ihn rausgeschmissen. Zudem läuft gegen S. ein Disziplinarverfahren. Es ist unwahrscheinlich, dass er noch einmal in den Dienst zurückkehrt. „Er ist ein Gejagter“, sagt Jordan.

Richter Freudenberg ließ sich davon nicht beeindrucken. Das Verhalten des Polizisten gegenüber dem Flüchtling sei „der gesamten Strafjustiz unwürdig“. Menschen in Gewahrsam seien besonders schutzwürdig. Zwar konnten keine Misshandlungen festgestellt werden, „es ist damit aber nicht gesagt, dass Sie nur Fotos gemacht haben“. rea

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen