: „Volksentscheid retten“: Erste Zielmarke in Sicht
DIREKTE DEMOKRATIE Bis Ende Juni müssen noch 10.000 Unterschriften gesammelt werden
Die Initiative „Volksentscheid retten“ hat die erste Hürde fast genommen. 60.000 Unterschriften wurden seit Ende April gesammelt, bis Monatsende will die Initiative 70.000 haben, um ganz sicher 50.000 gültige einreichen zu können. Eigentlich hätte sie für diese erste Stufe des Volksentscheid-Verfahrens sechs Monate lang Zeit, aber weil man zeitgleich mit der Bundestagswahl 2017 abstimmen lassen will, müssen die Aktivisten deutlich schneller sammeln.
Der Gesetzesvorschlag der Initiative sieht eine Änderung der Landesverfassung vor. Ziel ist, die Änderung von Gesetzen, die durch Volksentscheid beschlossen wurden, zu erschweren – eine Lehre aus dem Umgang mit dem Tempelhofer-Feld-Gesetz. Per Volksentscheid war im Mai 2014 ein Bebauungsverbot für das ehemalige Flughafen-Gelände ergangen. Dieses Gesetz hatte das Abgeordnetenhaus vor einem halben Jahr geändert, um am Rand des Feldes für Flüchtlinge bauen zu lassen.
Will die Politik künftig Volksentscheid-Gesetze ändern, muss sie vier Monate abwarten. In dieser Zeit können BürgerInnen mit 50.000 Unterschriften erzwingen, dass über die Änderung per Volksentscheid abgestimmt wird. Zusätzlich will die Initiative erwirken, dass Volksentscheide grundsätzlich zusammen mit Wahlterminen stattfinden. Zudem sollen die Quoren gesenkt werden: Künftig müssten nur noch 20 statt bisher 25 Prozent der Stimmberechtigten „Ja“ ankreuzen, damit ein Volksentscheid erfolgreich ist.
„Tricks und Kniffe“
„Es haben über 730.000 Menschen gegen die Bebauung des Tempelhofer Felds gestimmt, und dann wurde trotzdem gebaut“, sagt Margarete Heitmüller von „Volksentscheid retten“. wie sie kommen viele GestalterInnen des Gesetzesentwurfs aus den Initiativen „100 Prozent Tempelhofer Feld“, dem Berliner Wassertisch sowie vom Verein „Mehr Demokratie Berlin Brandenburg.“ Regine Laroche vom Verein „Mehr Demokratie Berlin Brandenburg“ berichtet: „Wir erfahren bei der Unterschriftensammlung eine unglaublich breite Unterstützung der Bürgerinnen und Bürger, die die politischen Tricks und Kniffe der Regierungskoalition bei unliebsamen Volksbegehren nicht vergessen haben.“
Wenn die Initiative die erste Hürde geschafft hat, muss sie binnen vier Monaten eine halbe Million Unterschriften sammeln. Erst dann käme es zum Volksentscheid über „Volksentscheid retten“.
Daryna Sterina
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