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„Ruck, zuck einzugsbereit“

HEIMATCONTAINER Als die ersten jüdischen Deutschen vor dem NS-Regime flohen, nahmen manche sich eigene Häuser mit

Aus der Entfernung sehen sie aus wie solide, alte Steinbauten, aber es sind Fertighäuser. 1933 bis 1934 haben jüdische Flüchtlinge sie mitgebracht.“ Nach Israel sind Friedrich von Borries und Jens-Uwe Fischer gereist, um zu sehen, was aus den Fertighäusern geworden ist, entworfen und hergestellt von den Hirsch Kupfer- und Messingwerken (HKM) in Berlin und Eberswalde; herausgekommen ist das Buch „Heimatcontainer. Deutsche Fertighäuser in Israel“ (Suhrkamp 2009).

Eigentlich wollten die Hirschs ihre deutschen Mitbürger zu relativ günstigen Eigenheimen kommen lassen – und, nebenbei, auch die eigenen Produktionsstätten auslasten, die noch auf Kriegszeiten ausgelegt waren. „Der Kundenkreis ist weit gefasst“, schreiben von Borries und Fischer, „das Angebot reicht von der eleganten Landvilla für die gehobene Mittelschicht bis zum kostengünstigen Kleinsthaus für die Arbeiterfamilie.“ Und: „Jedes Haus ist innerhalb eines Tages aufgebaut, also ruck, zuck einzugsbereit.“ Mit dem Bauhaus-Gründer Walter Gropius band man zeitweise einen großen Namen an sich, aber das war nicht von langer Dauer: Nur rund 50 gemeinsam entwickelte Häuser verkaufte man auch.

Schon 1920 attestierte die New York Times dem Unternehmen eine starke Position „to attack foreign markets“. Als 13 Jahre später die Nationalsozialisten das politische Ruder in Deutschland übernahmen, bekam das eine ganz neue Brisanz: Zwischen März und September verließen 6.000 jüdische Deutsche das Land, in den folgenden sechs Jahren weitere 200.000 Menschen. „Nehmen Sie ein Kupferhaus mit nach Palästina“, inserierte die HKM-Nachfolgerin Deutsche Kupferhausbau in der Jüdischen Rundschau: „Sie wohnen bei größter Hitze in kühlen Räumen.“ Hießen die Hausmodelle zuvor „Frühlingstraum“ oder „Sorgenfrei“, trugen sie nun Namen wie „Jerusalem“ und „Libanon“, und Hirsch einigte sich gar mit dem Wirtschaftsministerium darauf, dass die Behausungen leichter ausgeführt werden konnten als etwa Ersparnisse (an denen sich die Behörden gerne bereicherten).

Einige Häuser stehen noch: In Haifa und den Bergen von Galiläa konnten von Borries und Fischer mit den Bewohnern sprechen. Sie bekamen Türen geöffnet und Geschichten erzählt – auch darüber, ob sich Heimat eigentlich einpacken und mitnehmen lässt. ALDI

„Heimatcontainer“, lichtbildgestützter Vortrag von Jens-Uwe Fischer: Do, 23. Juni, 19 Uhr, Kulturzentrum Pavillon, Hannover

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