Sonntagsspiele der Fußball-Bundesliga: HSV mal wieder im Abstiegskampf
Nach Rot für René Adler kommt der HSV in Dortmund noch halbwegs glimpflich davon. Der 1. FC Köln feiert in Mainz nach einem 0:2-Rückstand einen 3:2-Erfolg.
Dabei sah alles lange nach einem weiteren Erfolg der Mainzer aus. Die Kölner störten die Gastgeber erst ab der Mittellinie. Trainer Peter Stöger setzte gleich auf drei Innenverteidiger. Den Rückstand konnte die verstärkte Abwehr der Kölner aber auch nicht verhindern. Nach einer Ecke von der rechten Seite landete der Ball über Stefan Bell letztlich vor den Füßen von Cordoba. Entschlossen drosch er ihn aus vier Metern zu seinem vierten Saisontor ins Netz der Kölner. Zehn Minuten später versuchte es Vorbereiter Bell selbst, er scheiterte aber mit einem Kofballversuch an Kölns Keeper Timo Horn.
Nach dem Gegentreffer fanden die Kölner etwas besser ins Spiel. Nationalspieler Jonas Hector versuchte, dem Spiel seiner Mannschaft Ordnung zu verleihen. Durchschlagender Erfolg blieb aber aus. Von der Auswärtsstärke (18 Punkte) war in den ersten 45 Minuten nur wenig zu sehen. Und wenn, dann konnten die Mainzer die Situation bereinigen wie in der 14. Minute als Daniel Brosinski muss kurz vor der Linie nach einen Versuch von Mergim Mavraj – anstelle des gesperrten Leonardo Bittencourt im Team – rettete.
Was auch immer sich die Gäste für den zweiten Spielabschnitt vorgenommen hatten: Nach wenigen Minuten schien auch das Makulatur zu sein. Die zuvor seit nunnmehr acht Heimspielen ungeschlagenen Mainzer von Trainer Martin Schmidt erhöhten auf 2:0, wieder nach einer Standardsituation. Den Freistoß von Brosinski wuchtete Leon Balogun per Kopf ins Tor (49.) – und nach dem ersten Tor des Deutsch-Nigerianers folgten die üblichen Karnevalshymnen.
Die Partie schien gelaufen – dann aber zog Risse aus rund 16 Metern ab und sorgte noch mal für Spannung. Die Kölner – mittlerweile mit den frischen Offensivkräften Milos Jojic und Yuya Osako – drängten auf den Ausgleich. Bei einem der sich bietenden Konter vergab der gebürtige Kölner Christian Clemens in der 70. Minute die große Chance zur Entscheidung. Und das rächte sich, als Jojic und Modeste für die längst tonangebenden Kölner den Kraftakt mit Treffern zum Sieg belohnten.
BVB gewinnt mit 3:0 gegen HSV
Drei Tage nach dem Drama von Liverpool (3:4) mit dem bitteren Knockout in der Europa League setzte sich der erneut stark umgebaute BVB von Trainer Thomas Tuchel am Sonntag mit 3:0 (2:0) gegen Angstgegner Hamburger SV durch. Dank des ersten Bundesligatreffers von Jungstar Christian Pulisic (38.) und der Saisontore Nummer sieben und acht von Adrian Ramos (44. und 86.) schöpfte der Tabellenzweite vor 81.359 Zuschauern im ausverkauften Signal Iduna Park Selbstvertrauen für das Pokal-Halbfinale am Mittwoch bei Hertha BSC.
Für den HSV war es die erste Niederlage gegen die Borussia seit September 2013. Damit rückt die Abstiegszone bei nur noch drei Punkten Abstand auf den Tabellen-16. aus Bremen wieder bedrohlich nahe. Beide Teams treffen am Freitag aufeinander. Dieses brisante Nordderby muss Hamburg zu allem Überfluss ohne Torhüter René Adler bestreiten, der in Dortmund nach einer Notbremse (52.) die Rote Karte sah.
Trotz der Spekulationen um einen Wechsel von Ilkay Gündogan, der laut Medienberichten einen Vertrag bei Manchester City unterschrieben haben soll, stand der BVB-Nationalspieler in der Startformation. Wie schon beim vorigen Bundesliga-Spiel auf Schalke (2:2) beorderte Thomas Tuchel im Vergleich zum Spiel gegen Liverpool acht neue Profis in das Team. Bemerkenswert war dabei, dass der BVB-Coach in Christian Pulisic und Felix Passlack auf gleich zwei nur 17 Jahre alte Talente setzte.
Trotz dieser XXL-Rotaion übernahm der BVB zunächst die Regie. Doch das Plus beim Ballbesitz schlug sich nicht in Torchancen nieder. Stattdessen bot sich den ohne den verletzten Spielgestalter Aaron Hunt angetretenen Hamburgern gleich zweimal die Möglichkeit zur frühen Führung. Doch der Schuss von Nicolai Müller (14.) aus 18 Metern verfehlte das Dortmunder Tor knapp. Nur drei Minuten später köpfte Ivo Ilicevic aus kurzer Distanz vorbei.
Mehr Torraumszenen bekamen die Zuschauer im torreichsten Duell der Bundesliga-Historie lange nicht zu sehen. Dafür war das Aufbauspiel der Borussia zu statisch und tempoarm. Das ermutigte die Gäste zu mehr Vorwärtsdrang. So hätte der für den verletzten Pierre-Michel Lasogga eingewechselte Sven Schipplock (34.) nach einem Fehler von BVB-Abwehrspieler Sven Bender das 1:0 auf dem Fuß, verlor aber leichtfertig den Ball an Weltmeister Mats Hummels.
Widerstand des HSV gebrochen
Nur zwei Minute nach dieser Rettungstat leitete Hummels die überraschende Führung für sein Team ein. Das Zuspiel des BVB-Kapitäns nutzte US-Nationalspieler Pulisic und erzielte mit einem platzierten Flachschuss aus 14 Metern sein erstes Bundesligator. Der bis dahin gleichwertige HSV schien konsterniert und musste noch vor der Pause sogar das 0:2 hinnehmen. Mit einem platzierten Schuss ins lange Eck ließ Ramos dem Hamburger Torhüter Adler keine Chance.
Auch nach Wiederanpfiff hatten sich die Norddeutschen noch nicht erholt. Bei einem vielversprechenden BVB-Angriff holte Keeper Adler den Japaner Shinji Kagawa außerhalb des Strafraumes von den Beinen, was Schiedsrichter Marco Fritz zu Recht mit einem Platzverweis ahndete. Damit war der Widerstand des HSV gebrochen. Mit deutlich mehr Spielanteilen, aber ohne großen Glanz brachte die Borussia das 2:0 locker über die Zeit.
Für den HSV kam es noch schlimmer. Der Schwede Albin Ekdal verletzte sich bei einem Zweikampf im Mittelfeld und musste verletzt vom Platz. Da der HSV bereits sein Wechselkontingent ausgeschöpft hatte, beendeten die Gäste das Spiel mit zwei Spielern weniger. So fiel auch noch das dritte Dortmunder Tor durch Ramos, als Drobny keine gute Figur machte.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Wahlprogramm von CDU und CSU
Der Zeitgeist als Wählerklient
Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt
Vieles deutet auf radikal-islamfeindlichen Hintergrund hin
Keine Konsequenzen für Rechtsbruch
Vor dem Gesetz sind Vermieter gleicher
Anschlag in Magdeburg
Auto rast in eine Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen