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Zu viel Soja macht Bauchweh

ERNÄHRUNG Auf dem anthroposophischen Speiseplan werden Sojaprodukte kritisch gesehen, unter anderem wegen des hohen Eiweißgehalts

Rudolf Steiner selbst hat vermutlich nie Soja probiert. Die ursprünglich aus China stammende Hülsenfrucht kam nämlich erst in den 1980er Jahren über die USA nach Europa und Deutschland. Seitdem hat sie sich hierzulande, meistens als Fleischersatz zu Tofu oder Tempeh verarbeitet, einen festen Platz auf den Tellern (nicht nur) von Vegetariern und Veganern erobert.

In der anthroposophischen Ernährung, die weniger Fleisch auf dem Speiseplan empfiehlt als heute üblich, Milchprodukte aber befürwortet, wird Soja kritisch betrachtet. „Grund ­dafür ist unter anderem der hohe Eiweißgehalt“, sagt Petra Kühne, Leiterin des Arbeitskreises für Ernährungsforschung. „Die Sojabohne besteht zu knapp 40 Prozent aus Eiweiß. Das ist untypisch für Pflanzen und führt zu etlichen Giftbildungen. Zu viel Soja liegt schwer im Magen und macht müde.“ Die Ernährungswissenschaftlerin empfiehlt stattdessen leichter verdauliche einheimische Hülsenfrüchte wie Linsen, Erbsen oder Kichererbsen, deren Eiweißanteil bei „nur“ 20 Prozent liegt.

Zudem sind Sojaprodukte verarbeitete Nahrungsmittel – grundsätzlich bevorzugen Anhänger der anthroposophischen Ernährung jedoch möglichst frische und unverarbeitete Lebensmittel. Hochwertiger Tofu, nur aus Sojabohnen und Wasser hergestellt, sei unter diesem Aspekt aber noch vertretbar, findet Petra Kühne.

Darüber hinaus sollten Lebensmittel nach der Lehre Rudolf Steiners möglichst nach biodynamischen Richtlinien angebaut werden. So wird zwar der Seidentofu des Demeter-Partners Taifun aus Bohnen gemacht, die aus einem solchen Anbau stammen – allerdings von einer Demeter-Farm in Kanada. Etwa 90 Prozent des Sojas für den menschlichen Verzehr hierzulande kommen aus dem Ausland. Regionalität ist somit selten gegeben. Das könnte sich ändern, wenn es gelingt, die Bohne in Deutschland heimisch zu machen.

Doch wieso wird Tofu überhaupt in Demeter-Qualität hergestellt, obwohl es besagte Bedenken gegen einen hohen Verzehr gibt? „Nachtschattengewächse und Alkohol werden auch kritisch gesehen, trotzdem produzieren wir Wein und Kartoffeln“, sagt Demeter-Sprecherin Renée Herrnkind. „Die anthroposophische Ernährung ist keine Vorschrift. Vielmehr geht es um die Frage: Was macht welches Lebensmittel mit mir? Was tut mir gut? Und das muss jeder selbst herausfinden.“

Die Wirkung verschiedener Nahrungsmittel auf den Menschen untersucht das Institut für Biodynamische Forschung in Darmstadt. „Einigen Gemüsesorten wird etwa ein anregender Effekt zugeschrieben, während Fleisch eher dämpfend wirkt“, sagt Uwe Geier, Leiter in der Qualitätsentwicklung. „Die Wirkung von Soja haben wir noch nicht erforscht.“

Katja-Barbara Heine

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