Ein umstrittener Kirchenbau mit vielen Hindernissen

Potsdam Für den Bau der Garnisonkirche soll die Evangelische Kirche einen Millionenkredit geben

Auf ihrer Synode wird die Evangelische Landeskirche ab Freitag voraussichtlich auch gleiche Rechte für homosexuelle Paare schaffen: Das Gremium entscheidet über den Entwurf des neuen kirchlichen „Partnerschaftsgleichstellungsgesetzes“. Dieses sieht vor, dass es keinen Unterschied mehr zwischen der Trauung von gemischtgeschlechtlichen Eheleuten und gleichgeschlechtlichen Lebenspartnern geben soll.

Beschlossen wurde dieser Schritt bereits vor einem Jahr, in der Zwischenzeit fanden Konsultationen mit Befürwortern und Kritikern der Neuerung statt. Bereits seit 2002 kann für homosexuelle Paare ein „Segnungsgottesdienst“ stattfinden, wenn die jeweilige Gemeinde dazu bereit ist. (taz)

In dem festgefahrenen Konflikt um einen Wiederaufbau der im Zweiten Weltkrieg beschädigten und 1968 abgerissenen Potsdamer Garnisonkirche könnte neue Bewegung kommen. Den Anstoß dazu könnte die am Freitag und am Samstag tagende Frühjahrssynode der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg (Ekbo) bringen. Deren Teilnehmer, darunter auch Vertreter von 80 Kirchenkreisen mit zahlreichen maroden Sakralbauten, sollen Millionen für den Kirchenneubau in der schmucken brandenburgischen Landeshauptstadt lockermachen, der dort von vielen Bewohnern abgelehnt wird. Umstritten ist der Wiederaufbau ohnehin wegen seiner historischen Belastung: Am 21. März 1933 gaben sich dort Hitler und Hindenburg anlässlich der Eröffnung des neuen Reichstags die Hand.

Die Synode soll nun einen Deal abnicken, den Landesbischof Markus Dröge mit der Stiftung für den Wiederaufbau der Garnisonkirche eingefädelt hat. Mit einem zinslosen Kredit über 3,25 Millionen Euro an die Stiftung soll die Finanzierung des Turmbaus angeschoben werden. Erste Gespräche darüber hatte es Ende vergangenen Jahres gegeben. Die Finanzspritze der Ekbo käme für das Projekt zur rechten Zeit. Denn die Baugenehmigung für den 88 Meter hohen Kirchturm läuft 2019 aus. Nach brandenburgischem Baurecht müsste ein Jahr vorher mit dem Bau zumindest begonnen werden.

Doch bisher ist die Stiftung klamm. Gerade mal 6,6 Millionen hat sie nach eigenen Angaben eingenommen – darin eingerechnet sind auch Sachspenden und das bei der Stiftungsgründung von der Stadt eingebrachte Grundstück. Insgesamt veranschlagte sie zuletzt 37,8 Millionen Euro Gesamtkosten für den Turm. Zahlt die Ekbo, könnte die Stiftung im Lutherjahr 2017 auch bei anderen kirchlichen Institutionen die Hand aufhalten.

Realismus eingekehrt

Angesichts des bisher spärlichen Spendenflusses ist allerdings auch Realismus eingekehrt. Zunächst könnte der Turm ohne Turmhaube und Zierrat errichtet werden. Das könnte die Kosten auf etwa 26 Millionen Euro drücken. Ganz unproblematisch ist allerdings auch das nicht. Der Bund hatte im Jahr 2013 eine Förderung über 12 Millionen Euro für das Projekt von „nationaler Bedeutung“ in Aussicht gestellt, wenn auch der Rest der Finanzierung gesichert ist. Die Zusage bezog sich aber auf die ursprüngliche Kalkulation. „Ob und in welcher Höhe sich der Bund an einer reduzierten Baumaßnahme beteiligen wird“, könne auch aus zuwendungsrechtlicher Sicht nur bei einer gesicherten Finanzierung geprüft werden, sagte ein Sprecher von Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) am Dienstag in Berlin.

Damit der Deal mit der Ekbo überhaupt zustande kommt, musste im Vorfeld eine formale Hürde aus dem Weg geräumt werden. Denn die Satzung der Fördergesellschaft, die das Geld für die barocke Militärkirche sammelt, sah einen originalgetreuen Wiederaufbau von Turm und Kirchenschiff vor. Davon hat sie sich am vergangenen Wochenende verabschiedet. Landesbischof Dröge hatte zuvor klargemacht, dass der Bruch mit der militaristischen Geschichte des Gebäudes in der Architektur zum Ausdruck kommen müsse.

Für die Gegner des Wiederaufbaus wie die „Bürgerinitiative für ein Potsdam ohne Garnisonkirche“ sind die Manöver jedoch nur Fassade. Schließlich stehe für den Wiederaufbau des Kirchenschiffs erst recht kein Geld bereit – egal ob originalgetreu oder modern. Und auch die „Initiative Christen brauchen keine Garnisonkirche“ mit prominenten Mitgliedern wie Exbundesjustizministerin Herta Däubler-Gmelin und dem Theologen Friedrich Schorlemmer lehnen die Verwendung von Kirchensteuermitteln für das Projekt ab. Marco Zschieck