: Politik des leeren Stuhls
ZDF AfD-Chefin Frauke Petry erscheint wieder nicht zum TV-Interview
Frauke Petry macht sich rar: Auch am zweiten Tag in Folge verzichtete die AfD-Vorsitzende auf einen Auftritt im ZDF Morgenmagazin. Sie könne „aus terminlichen Gründen“ nicht, twitterte der Sender am Dienstagmorgen. Trotz vorheriger Zusage. An ihrer Statt wurde André Poggenburg zugeschaltet, AfD-Landesvorsitzender in Sachsen-Anhalt.
Bereits am Montag war Petry nicht zu einem vereinbarten Gespräch in der gleichen Sendung erschienen. Erst nach der Sendung habe sich ihr Pressesprecher telefonisch entschuldigt, hieß es aus der Redaktion des Morgenmagazins. AfD-Sprecher Christian Lüth betonte später, Petry habe „nicht verschlafen, sondern den Termin in ihrem Kalender übersehen“. Der Sender lud sie für Dienstag erneut ein.
Eine gefragte Frau, die sich einfach in ihrem Terminplan verheddert hat? Unwahrscheinlich, bei einer kontrollversessenen Politikerin wie Petry. Retourkutsche einer Frau, die einst praktisch jede Einladung in die Medien annahm? Die genau weiß, dass es nach dem deutlichen Einzug in drei Landesparlamente kaum mehr möglich ist, sie zu ignorieren? Denkbar.
Vor allem aber demonstriert Frauke Petry, dass sie auch dann Berichterstattung über sich generiert, wenn sie gar nicht erscheint. Oder vielleicht gerade dann. Erfolgreicher kann Petry den Diskurs nicht weiter spalten: Wer die AfD ohnehin ablehnt, liest in ihr Verhalten entweder eine Respektlosigkeit hinein oder aber ein Zurückschrecken vor ZDF-Moderatorin Dunja Halali, die die Konfrontation mit der AfD schon vor den Wahlen suchte und fand. AfD-Wähler hingegen dürften die Posse als Bestätigung sehen – dafür, nun, nach den Wahlerfolgen, auf die Etablierten nicht mehr angewiesen zu sein.
Ob das Morgenmagazin einen dritten Versuch startete, Petry ins Studio zu lotsen, war bis Redaktionsschluss nicht bekannt. MLA
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