Protest gegen Kunstraub: Blu übermalt erneut Gemälde
Der Street Artist übermalt mit schwarzer Farbe seine Kunstwerke – diesmal in Bologna. Ein wichtiges Stück Stadtgeschichte geht damit verloren.
Seit beinahe 20 Jahren zieren sozialkritische Gemälde der internationalen Street-Art-Ikone Blu das Stadtbild von Bologna. Eine Stadt, die immer schon für den gesellschaftspolitischen Widerstand Italiens stand und die auch lange Zeit Heimat des italienischen Künstlers gewesen ist.
Nun setzt Blu seiner Kunst im öffentlichen Raum und dem damit in Bologna geschaffenen Lebenswerk ein Ende und übermalt mit befreundeten Aktivisten sein Werk, ähnlich wie er es 2014 an einem vorherigen „Spekulationsobjekt“ in Berlin/Kreuzberg getan hat.
Grund für die radikale Aktion ist die kommende Woche eröffnende und vom ehemaligen Rektor der Universität Bologna, dem heutigen Banker Fabio Roversi Monaco, mit initiierte Ausstellung „Street Art: Banksy & Co. – L’Arte allo Stato Urbano“. Für sie sollen offenbar ohne Rücksprache mit den Künstlern einst als Vandalismus verteufelte original Werke unzähliger Graffiti- und Street-Art-Künstler von der Straße geraubt und im Kontext der Ausstellung gezeigt werden.
Als Protest gegen die kommerzielle, unreflektierte Ausbeutung der vor allem auch durch Blu bekannt gewordenen Subkultur, verliert Bologna jetzt ein wichtiges Stück international bekannter Stadtgeschichte. Dieses Los könnte unter Umständen in naher Zukunft auch andere Städte ereilen, wenn diese und ihre Kulturverwaltungen nicht respektvoll mit dieser vergänglichen Kunstform umgehen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Haftbefehl gegen Netanjahu
Begründeter Verdacht für Kriegsverbrechen